Frauentag in Wien
Erstes Mahnmal gegen Femi(ni)zide in Europa enthüllt
Heute eröffneten Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) und das Theaterkollektiv Hybrid das erste europäische Mahnmal gegen Femi(ni)zide am Karlsplatz. Gestaltet wurde es von Duha Samir und Paul Papalecca.
WIEN/WIEDEN/INNERE STADT. Der 8. März gilt seit Jahrzehnten weltweit als Internationaler Frauen(kampf)tag. Jedes Jahr wird er durch verschiedene Veranstaltungen, Aktionen und Kundgebungen begangen. In Wien nutzte man den Tag, um das erste europäische Mahnmal gegen Femi(ni)zide am Karlsplatz zu enthüllen.
Die Skulptur geht auf das Projekt "Stop Femi(ni)zide- Aktion gegen systemische Morde" des Theaterkollektivs Hybrid im Rahmen des Förderprogramms "Shift" der Stadt Wien zurück. Entworfen wurde sie von der Künstlerin Duha Samir, die mit Paul Papalecca ebenfalls für die Gestaltung zuständig war. Gemeinsam mit Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) eröffnete sie das Mahnmal offiziell.
Unterschiedliche Perspektiven
Das Mahnmal steht auf einer dreckigen Bodenbasis, aus der drei rostige alte Eisenbahnschienen ragen und dann zu einer verzerrten Pyramide zusammengeführt werden. Die Schiene stehen für die drei Hauptursachen für geschlechtsspezifische Gewalt: fehlende Gleichstellungspolitik, das tief sitzende patriarchale System sowie Gender-Stereotype.
Die Skulptur sieht von jeder Perspektive anders aus, weil Gewalt für jeden unterschiedlich aussieht. "Dazwischen hängen verrostete, miteinander verwobene Stahlketten, die auf die politische Mitschuld an Femiziden hinweisen, da es Frauen sehr schwer gemacht wird, aus solchen Beziehungen zu entkommen", schildert Samir. Das Kunstwerk ebenso wie das ganze Projekt orientiert sich an dem Modell der Gewaltpyramide der Pennsylvania Coalition against Rape. Bei dieser geht man davon aus, dass Femi(ni)zide nur die Spitze einer fünfstufigen Pyramide ist.
Das System hinter Frauenmorden
"Wir führen die Spitze Europas in diesem Punkt, leider, eine traurige Bilanz. Österreich ist Number One in Femi(ni)ziden. Das ist unerträglich", sagte Kaup-Hasler. "Es ist eine große Verkettung von Ursachen, die hier mitspielen." Deswegen entschied man sich dazu, die Skulptur "Die Machtverkettung" zu nennen. Denn das Mahnmal soll die strukturellen und institutionellen Dynamiken hinter einem Frauenmord sichtbar machen.
"Wir wollen zeigen, dass es nicht Einzeltaten sind, sondern, dass es ein System dahinter gibt", erläuterte Samir. Die Skulptur wird bis zum 31. August am Karlsplatz stehen. Das Projektteam ist derzeit jedoch auf der Suche nach einem permanenten Standort.
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