Ostumfahrung: Voller Saal und neue Fakten
Radlobby präsentierte die vom Land NÖ bisher unter Verschluss gehaltenen Verkehrszahlen. Verkehrsplaner räumte mit gängigen Falschmeldungen auf.
Der Saal war voll - 140 AnrainerInnen und Interessierte kamen zum Diskussionsabend "Ostumfahrung: Sinn oder Unsinn". Bei der von der Bürgerinitiative "Ostumfahrung - So nicht!", Radlobby und Grünen organisierten Veranstaltung stellte sich aber kein einziger politischer Vertreter aus dem Neustädter Gemeinderat der Debatte.
Ostumfahrung oder Alternativen?
Karl Zauner von der Radlobbypräsentierte erstmals die Verkehrszahlen des Landes NÖ zur Ostumfahrung. Das Gesamtverkehrsaufkommen auf der Nord-Süd-Achse steigt mit dem Bau der Umfahrungsstraße um 50 Prozent. Der Verkehr in der Nestroystraße geht um 24 und in der Grazer Straße um 7 Prozent nach oben.
Verkehrsplaner Ulrich Leth von der TU Wien strich in seiner Präsentation den Einfluss der Verkehrsplanung auf die zukünftige Verkehrsbelastung der Anrainerinnen und Anrainer hervor: "Es ist längst erwiesen, dass Straßenbau zu mehr Kfz-Verkehr führt. Genauso ist es aber auch belegt, dass durch Straßenrückbau der Autoverkehr abnimmt. Der Verkehr ist kein Naturgesetz. Autoorientierte Planung fördert Autoverkehr."
Gleichzeitig zeigte er auch Lösungen auf: "Es braucht einen Mix aus Verkehrsberuhigungs- und Öffentlichen Verkehr sowie Rad-Fördermaßnahmen. Auch das ist inzwischen international erprobt." Der Verkehrswissenschaftler räumte auch mit einer Befürchtung auf: "Nein, ein Rückbau der Grazer und Nestroystraße bringt keinen Verkehrskollaps - auch nicht ohne Ostumfahrung. Aktuelles Beispiel ist die Mariahilfer Straße. Hier hat der Kfz-Verkehr nicht nur im Kfz-verkehrsberuhigten Bereich abgenommen - was klar war, sondern auch in praktisch sämtlichen Parallelstraßen, die laut gängiger Meinung ja unter dem Ausweichverkehr leiden müssten."
Michael Hnelozub von den Grünen richtete einen Appell an die durch den Verkehr belasteten Anwohner: „Es braucht jetzt Solidarität zwischen AnrainerInnen von Grazer Straße, Stadionstraße und Nestroystraße mit jenen, die an der geplanten Trasse wohnen. Der gemeinsame Gegner heißt Verkehr. Die Lösung besteht darin, Verkehrsaufkommen zu vermeiden.“
Lichtenwörth gegen Ostumfahrung
Für Aufsehen sorgte der Lichtenwörther Bürgermeister. Harald Richter sprach sich eindeutig und unmissverständlich gegen die Ostumfahrung aus. Wegen der herrschenden Windsituation (Nordwest) sieht der Bürgermeister seine Gemeinde als am stärksten von Lärm und Emissionen beeinträchtigt. Der Bau vernichtet viele Hektar wertvollen Boden. Den von der Ostumfahrung betroffenen Landwirten signalisierte der Ortschef Hilfe: Die Gemeinde selbst sei Grundstückseigentümer und könne unterstützend tätig werden. Dem anwesenden Projektplaner des Landes Niederösterreich entlockte der Lichtenwörther Bürgermeister das Eingeständnis, dass mit den Landwirten noch nicht einmal gesprochen worden ist.
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