Theater Kosmos Bregenz
Camerata Musica Reno spielt Paul Hindemith

Das Kammerorchester Camerata Musica Reno unter der Leitung von Tobias Grabher widmet sich diesmal Paul Hindemith | Foto: Franziska Hehle
  • Das Kammerorchester Camerata Musica Reno unter der Leitung von Tobias Grabher widmet sich diesmal Paul Hindemith
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Das Kammerorchester Camerata Musica Reno unter der Leitung von Tobias Grabher konnte 2021 im Theater Kosmos mit zwei erfreulichen Produktionen (Strawinsky, Strauss) debütieren. Am 17. und 18. April 2022 folgt nun ebendort um jeweils 20 Uhr die dritte Konzertproduktion, in der es sich ganz um den Komponisten Paul Hindemith dreht.

Bei kaum einem anderen Komponisten des 20. Jahrhunderts lässt sich ein vergleichbares, umfangreiches und vielfältiges Werk finden als bei Paul Hindemith. Ihm kam in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts durch seine revolutionären Kompositionstechniken die Bezeichnung „Bürgerschreck“ zu. Noch bevor der Komponist von der NS-Diktatur als „entartet“ gebrandmarkt wurde, etablierte Hindemith in seinem Schaffen eine moderne Verarbeitung innerhalb der konventionellen Kompositionsgeschichte. Das vielseitige Schaffen des Komponisten wird in der Produktion Paul Hindemith – Bürgerschreck und Bewahrer von der Camerata Musica Reno durch drei Werke ergründet. In der Kammermusik No.1, Op.24/1 greift der Komponist auf eine farbenreiche, kecke Instrumentierung zurück, die neben einer landläufigen Salonorchester-Besetzung außerdem von Akkordeon und einer elektrischen Sirene Gebrauch macht. Das Herz der Produktion bildet Hindemiths drittes Konzert für Viola und Orchester, besser bekannt unter dem Titel Der Schwanendreher. In diesem Werk verarbeitet Hindemith – bereits von den Nazis aus dem Konzertbetrieb verbannt – alte deutsche Volkslieder in einem Gegenentwurf zu den national-konservativen Tendenzen der Zeit: Abschied, Schmerz, Trennung und auch Heimatlosigkeit werden thematisiert. Die drei Anekdoten für Radio (Drei Stücke für fünf Instrumente) bringen durch den kontrastierenden Gebrauch der Instrumente für die damals noch unsensible Radioaufnahmeausstattung eine charakteristische Abwechslung mit parodierenden Elementen in den Konzertabend.

Bogen gespannt

Untermalt wird die musikalische Vorstellung des Komponisten Hindemiths mit vorgetragenen Texten von Paul Hindemith und seinen Zeitgenossen, rezitiert von Augustin Jagg. Diese Texte kontextualisieren die Entstehungszeit der musikalischen Werke. Dabei wird sowohl die zeitlich nachfolgende nationalsozialistische Kampagne gegen den als „entartet“ beschimpften Komponisten thematisiert als auch ein Bogen in die Zwanzigerjahre unseres Jahrhunderts mit ihren gesellschaftlichen und technischen Veränderungen gespannt. Solist des Violakonzertes wird der junge Vorarlberger Bratschist Fridolin Schöbi sein. Dem Publikum steht ein farbvolles Konzert-Text-Erlebnis bevor.

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