Obersiebenbrunn: Krisenstimmung bei GO7

- Landwirt Manfed Ohnutek erkennt kein System hinter den Entscheidungen der Gemeinde. "Chaos", sagt er.
- hochgeladen von Ulrike Potmesil
OBERSIEBENBRUNN. Krisenmanagement ist der derzeitige Job in der Obersiebenbrunner Politik, denn Krisen sind an mehreren Stellen zu orten. Da wäre einmal der Reiterhof im Schlosspark. Die Halle, im Besitz der Gemeinde, wurde voriges Jahr gesperrt, weil Gefahr im Verzug war. Mittlerweile hat der Verein seine Arbeit eingestellt, die 60 Pferde sind anderweitig untergebracht. Vergangene Woche ließ die Gemeinde die Zufahrten zur Halle sperren, das wiederum bringt Manfred Ohnutek auf die Barrikaden: "Ich habe seit Februar unentgeltlich dort gearbeitet, alles in Schuss gehalten, habe der Gemeinde ein Betriebskonzept inklusive Pachtzahlungsvorschlag von 7.200 Euro monatlich vorgeschlagen und keine Antwort erhalten." Der Obersiebenbrunner Landwirt hat persönliches Interesse, den Reitbetrieb weiterzuführen.
"Alles sehr kompliziert"
"Wir mussten aus Sicherheitsgründen sperren, damit keine Besitztümer abhanden kommen", erklärt Bürgermeister Werner Pozarek (Liste GO7). Der Gemeinderat hatte erst im Juli gegen den weiteren Reitbetrieb gestimmt, und das, obwohl es laut Ortschef noch kein Nachnutzungskonzept gibt: "Das ist alles sehr kompliziert: Denkmalschutz, Naturschutz, Umwidmungen."
"Kompliziert ist alles, weil die GO7 Chaos verursacht hat", kontert Herbert Porsch (SPÖ). Der Pachtvertrag sei nicht mehr als ein "Schmierzettel" und ein unterschriftsreifes Konzept für die Halle sei abgeschmettert worden.
Angeblich sei Wohnbau im Schlosspark geplant, meint Ohnutek. Pozarek möchte sich dazu auf Anfrage der Bezirksblätter nicht konkret äußern, dafür zeigt sich Amtsleiter Thomas Mahdalicek gesprächsbereit: "Wir planen betreutes Wohnen, wissen aber nicht, ob das rechtlich durchgeht, weil laut Plan des Denkmalamts bei einem Abriss der Halle der Urzustand im Park wiederhergestellt werden müsste."
Fix ist jedenfalls der Bau von Eigentumshäusern vor dem Schloss; vis à vis davon - am Grund der Kopten - soll ebenfalls gebaut werden. Auch zum oben erwähnten "unterschriftsreifen Betriebskonzept" von Ohnutek findet Mahdalicek deutliche Worte. "Ein Dreizeiler, mehr nicht."
Brandstetter geht
Gestern (nach Reaktionsschluss) hatte die GO7 die nächste Baustelle zu bearbeiten. Ihr geschäftsführender Gemeinderat Heinrich Brandstetter hat die Fraktion verlassen, nun sollte ihm auf Antrag einiger Mandatare das Vorstandsmandat aberkannt werden. Der interne Konflikt der GO7 schwelt schon länger, mehrmals hatte Brandstetter mit Rücktritt "gedroht". Nun hatten sich seine Parteigenossen auf seinen Abgang "auf eigenen Wunsch" geeinigt.
Politische Wechsel
Dass ihre Volksvertreter ein bunter Haufen sind, ist die Obersiebenbrunner Bevölkerung gewöhnt. Jene Bürgerliste, die 2009 über ein Fünftel bei der Wahl verloren hatte und danach trotzdem den Bürgermeister (Herbert Steindl) stellte, sägt ebendiesen zwei Jahre später ab. Bei der Gemeinderatswahl traten in der 1700-Einwohner-Gemeinde gleich fünf Fraktionen, darunter zwei Bürgerlisten an, die Liste GO7 mit Bürgermeister Werner Pozarek ist gemeinsam mit Koalitionspartner ÖVP die derzeitige Regierungspartei und sie ist, entsprechend Obersiebenbrunner Polittradition, intern uneins. Stimmenstärkste Partei ist die SPÖ mit Fraktionschef Herbert Porsch. Die Position des geschäftsführenden Gemeinderats wird, nachdem Heinrich Brandstetter am Dienstag (nach Redaktionsschluss) seinen Rücktritt im Gemeinderat bekanntgegeben hatte, Amtsleiter Thomas Mahdalicek übernehmen.


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