Schloss Pottendorf
Ägyptologe findet Ritter und Dame

- Er ist studierter Ägyptologe mit einem Faible für das Pottendorfer Schloss. Und immer auf der Suche ...
- Foto: F. Schicker
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POTTENDORF. Der 28-jährige Rainer Pauer hat auch schon in Ägypten gegraben. Er ist Archäologe mit Universitätsabschluss. Mit Kollegen war er jüngst in Kärnten auf historischer Spurensuche. Sein Herz schlägt jedoch für das Schloss in Pottendorf.

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Kapelle war bunt bemalt
"Wirft man heute einen Blick über den Wassergraben auf die Schlossinsel, so erkennt man trotz der Entfernung eine bereits stark verblasste Malerei aus dem frühen 15. Jahrhundert, welche den heiligen Christophorus mit Jesuskind auf der Schulter zeigt. Wie sich nun zeigt, dürfte die Schlosskapelle von Pottendorf ursprünglich mit weitaus mehr Darstellungen in bunter Bemalung verziert gewesen sein, die jedoch alle zu einem unbekannten Zeitpunkt übertüncht worden waren", erzählt der junge Pottendorfer.
Während Instandsetzungsarbeiten im Jahr 1967 wurden an der Süd-Mauer des Seitenschiffes Mauerreste eines jüngeren Anbaus des Schlosses entfernt. So traten neben einem vermauerten Fenster auch Reste einer Freskomalerei zu Tage, deren Existenz ohne die Arbeit eines engagierten Laien wohl unbekannt geblieben wären. Theoderich Heigl (1927-2019) widmete sich neben seiner Profession als Archivar und stellvertretender Leiter des Post- und Telegrafenmuseums seiner großen Leidenschaft, der "Castellologie" oder Burgenforschung. Sein Hauptaugenmerk galt Schloss Pottendorf, dessen Verfall er ab 1962 mit großer Akribie dokumentierte.
Eine Dame und ein Ritter
1969 vermerkte Heigl, dass von dem zwei Jahre zuvor freigelegten Fresko fast nichts mehr zu sehen sei, ein Großteil der Farbreste dürfte abgefallen sein. Das umfangreiche Material Heigls wird von Rainer Pauer derzeit gesichtet und soll posthum veröffentlicht werden. "Es ist erstaunlich, dass eben jene Malereien, die Heigl schon erwähnte, der Witterung der letzten 55 Jahre standhielten und noch heute teils mit freiem Auge sichtbar sind. Das stark zerstörte Fresko zeigt links einen bezinnten Wehrturm, aus dessen Fensteröffnung eine Dame blickt, um der Gestalt eines Ritters die Hände zu reichen.

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Ein weiterer Ausschnitt enthält das Abbild einer bekrönten Figur im Profil, in der offenen Handfläche eine reliefierte Krone haltend. Womöglich datieren diese Darstellungen, ähnlich bereits bekannter Fresken, in das frühe 15. Jahrhundert, sie könnten jedoch auch älter sein", berichtet der Archäologe, der diese uralten Bilder am 22. Mai (wieder)entdeckte. Mithilfe moderner technischer Mittel, wie beispielsweise der Multispektralfotografie, wäre es theoretisch möglich weitere Bestandteile der Malereien zu dokumentieren, die heute mit freiem Auge nicht mehr erfasst werden können.



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