Trumau
Der letzte Pinselmacher

- Helmut Zavodsky an der Haar-Mischmaschine - drei Monate pro Jahr steht der Pinselmacher nur hier.
- Foto: E. Schmidbauer
- hochgeladen von Elisabeth Schmoller-Schmidbauer
In Trumau ist die letzte Pinselmanufaktur des Landes, geführt vom letzten Pinselmacher: Helmut Zavodsky.
TRUMAU. Wenn Helmut Zavodsky von den Unterschieden zwischen Ponyhaar und Eichhörnchenhaar erzählt oder davon, wie sich die Spannkraft der Haare auf die Qualität des Pinsels auswirkt, dann ist klar: Der Mann kennt sein Handwerk. Helmut Zavodsky ist der letzte gelernte Pinselmacher Österreichs und führt die letzte Pinselmanufaktur im ganzen Land - und die liegt in Trumau.
Ausgestorbener Beruf
"Es ist ein ausgestorbener Beruf", erzählt er. "Der Lehrberuf wurde leider schon vor langem abgeschafft und zum freien Gewerbe erklärt." Das Unternehmen Zavodvsky schaut auf eine lange Geschichte zurück. Großvater Rudolf Senior gründete das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg, nachdem er aus der russischen Gefangenschaft zurückgekehrt war. "Er selber hat es in den 1930er Jahren erlernt, dann machte er sich selbstständig und das Geschäft lief", erzählt Enkel Helmut. "Bis 1969 waren es 89 Mitarbeiter. Durch die Technisierung reduzierte sich die Zahl der Mitarbeiter dann auf heute zwölf." Zavodskys Vater übernahm 1983 das Ruder, 2003 folgte dann Helmut Zavodsky nach.
350.000 Pinsel pro Jahr
Ausgestorbener Beruf oder nicht: auch bei Helmut Zavodsky läuft der Laden. Jährlich produziert er bis zu 350.000 Pinsel, dafür werden rund fünf Tonnen Borsten, Haare und Plastik verarbeitet. Die Haare bezieht er über Großhändler aus China. "Weil die Qualität stimmt, und außerdem werden die Tiere dort nicht nur für ihre Haare getötet, sondern auch gegessen, das find ich sinnvoller", so der Handwerker und Unternehmer. Geliefert wird an kleinere und größere Malereibetriebe, Großhändler, Künstler, Schulen und viele mehr. "Zu mir kann man auch direkt in die Manufaktur kommen und Pinsel kaufen", so Helmut Zavodsky.
Mühevolle Handarbeit
Die Pinsel der Zavodsky-Manufaktur werden alle einzeln in Handarbeit hergestellt. Zum Teil kommen dabei auch Maschinen zum Einsatz, die bereits 1953 genutzt wurden. Zum Beispiel die Borsten- und Haar-Mischmaschine. "Hier stehe ich jährlich insgesamt etwa drei Monate nur um die Haare und Borsten zu vermischen, die für die Pinsel verarbeitet werden sollen", erzählt Helmut Zavodsky lächelnd. Und das ist nur ein Verarbeitungsschritt von vielen. Doch die Mühen zahlen sich aus. Schließlich hält Zavodsky der Konkurrenz aus China, Indien und Deutschland stand und das vor allem wegen der ausgezeichneten Qualität seiner Pinsel. "Und wir leben gut damit", sagt er.


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