Herbst begünstigt Wildunfälle

- Die Dunkelziffer bei Wildunfällen ist hoch.
- Foto: M. Wlasak
- hochgeladen von Elisabeth Schmoller-Schmidbauer
Regennasses Laub auf den Straßen, Herbstnebel und zu hohes Fahrtempo sind eine fatale Kombination.
STEINFELD. Der Herbst zieht ins Steinfeld und damit herrschen wieder gefährliche Verhältnisse für den Straßenverkehr und vor allem: für die Wildtiere im Steinfeld. Nässe und Laub auf den Straßen verlängern den Bremsweg von Fahrzeugen erheblich, früher Einbruch der Dunkelheit und Herbstnebel beeinträchtigen die Sicht. Und gerade in der Dämmerung ist das Wild besonders aktiv.
Hunderte Opfer
Die traurige Bilanz der Wildtier-Opfer im Steinfelder Straßenverkehr 2019: 207 Rehe, 249 Hasen, fünf Wildschweine und 83 Fasane. Deutlich mehr als beispielsweise im Triestingtal, wo es "nur" 98 Rehe, sechs Wildschweine und 22 Hasen waren. Dazu kommt eine Unzahl an Füchsen, Mardern, Dachsen und anderem Niederwild. "Im gesamten Bezirk wurden insgesamt 1.233 Wildtiere zu Verkehrsopfern", so Bezirksjägermeister Karl Wöhrer. "Erfahrungsgemäß ist die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher, da viele Fahrzeuglenker ihrer Unfall-Meldepflicht einfach nicht nachkommen."
Verhalten bei Unfall
"Grundsätzlich muss jeder Unfall - auch wenn das Tier scheinbar unbeschadet flüchtet - der Polizei gemeldet werden, die die Jägerschaft informiert. Tiere dürfen keinesfalls mitgenommen werden!", heißt es seitens des niederösterreichischen Landesjagdverbandes. Dieser hat gemeinsam mit dem Land Niederösterreich und der Universität für Bodenkultur (BOKU) bereits vor zwölf Jahren ein Präventionsprojekt gestartet.
Unkenntnis
Laut Wolfgang Steiner, dem Leiter des Projekts "Wild & Verkehr", sei es vor allem Unkenntnis, die dazu führt, dass die Wildunfälle nicht gemeldet werden. "Viele Autolenker wissen gar nicht, dass man diese Unfälle melden muss - egal ob ein Schaden am Auto entstanden ist oder nicht und ob das Tier danach weiterläuft." Denn auch wenn das angefahrene Tier flüchte, bedeute es nicht, dass es unverletzt sei. "Selbst mit schweren inneren Verletzungen laufen die Tiere noch viele Kilometer weiter - dann verenden sie kläglich", so Steiner. Und gerade die Monate Oktober und November seien die schlimmsten in Sachen Wildtier-Opfer im Straßenverkehr.
Prävention
Im Steinfeld beteiligen sich sechs Reviere am Projekt "Wild & Verkehr": Die Gemeindejagden in Seibersdorf, Tattendorf, Schranawand und Trumau, sowie zwei Eigenjagden in Trumau. Niederösterreichweit sind es rund 400 teilnehmende Reviere. Projektleiter Steiner: "Mit speziellen Reflektoren sowie solarbetriebenen optischen und optisch-akustischen Wildwarn-Automaten konnte das Kfz-Fallwild um bis zu 70 Prozent reduziert werden." Freilich verursachen die über 100.000 installierten Geräte auch Kosten und bedürfen einer steten Betreuung. "Die Jäger der beteiligten Reviere sind aber vom Erfolg überzeugt und ersetzen laufend beschädigte oder abhanden gekommene Geräte", sagt Steiner. Und wie in allen Lebensbereichen haben die Corona-Maßnahmen auch auf Wildunfälle Einfluss genommen. Während des Lockdowns sank zwar das Verkehrsaufkommen, dafür war aber eine verstärkte Freizeit-Naturnutzung erkennbar. So wurden die Wildtiere auch tagsüber vermehrt gestört und zum Queren von Straßen veranlasst.
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