Elisabethinum: Auf dem Weg zur Schule für alle

Landesrätin Beate Palfrader eröffnet vor kurzem die Inklusionsklasse im Elisabethinum Axams | Foto: SLW
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Ein neuer Meilenstein in der Geschichte des Elisabethinums ist gesetzt: Bildungslandesrätin Beate Palfrader eröffnete offiziell eine gemeinsame Schulklasse für Kinder mit und ohne Behinderungen. Von der „Schule für alle“ profitieren alle Schüler/innen, denn jedes Kind darf sich in der Gemeinschaft auf seine Art und in seinem Tempo entwickeln.

Revolutionäre & Brückenbauer

„Wir sind überzeugt: Es braucht dazu die Leidenschaft der Revolutionäre und das Herz der Brückenbauer“, betont der Leiter des Elisabethinums in Axams, Klaus Springer: „Es braucht den Mut, neue Wege zu gehen, und es ist wichtig, dafür viele Menschen zu gewinnen, sie zu begeistern, ihnen zu zeigen, dass Inklusion – also die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen – gelingen kann. Mit dem Start unserer Inklusionsklasse bewegen wir uns Schritt für Schritt auf das Ziel einer Schule für alle zu.“
Bereits seit Mitte der 1990er-Jahre baut das Elisabethinum in seinem Kindergarten Brücken zwischen Kindern mit und ohne Behinderung: In der gemeinsam betreuten Gruppe lernen sie im täglichen Umgang von- und miteinander, dass einer langsam und der andere schnell ist. Dass jeder etwas zu sagen hat – egal, ob er mit Worten spricht oder mit seinem Sprachcomputer. Dieses erfolgreiche Modell kann nun mit Hilfe eines genehmigten Schulversuches auf den Schulbetrieb im Elisabethinum übertragen werden.

Dank der Landesrätin

„Für mich sind Kinder unser wertvollstes Gut. Es liegt an uns allen, ihnen ungeachtet ihrer Fähigkeiten, ihrer Herkunft und ihres sozialen Umfelds unter Berücksichtigung ihrer individuellen Bedürfnisse die bestmögliche Schulbildung und eine bedarfsgerechte Betreuung zukommen zu lassen. Dieses Ziel ist mit so viel inklusiven Ansätzen wie möglich zu verfolgen. Daher begrüße ich ausdrücklich die zukunftsweisende Öffnung des Elisabethinums durch die Einrichtung einer Inklusionsklasse“, dankt Bildungslandesrätin Beate Palfrader dem Erhalter, den Lehrkräften und den Eltern für die Bereitschaft, dieses Projekt mitzutragen: „Ich bin überzeugt, dass die Inklusionsklasse für alle Beteiligten eine große Bereicherung sein wird.“
Josef Federspiel (Landesschulinspektor für Sonderpädagogik) appellierte in seiner Rede aus langjähriger Erfahrung an alle Beteiligten: „Es braucht Vorreiter und Ideengeber, die neue Projekte mit Herzblut begleiten. Aber es braucht auch engagierte Eltern, Lehrkräfte - und die Politik, die neue Ideen unterstützt.“

Elternbeteiligung

An der Eröffnung der Inklusionsklasse haben auch Eltern zahlreich teilgenommen. Für Doris Beiler aus Axams zeigt sich bereits jetzt deutlich: „Vor allem vom gemeinsamen Miteinander profitieren die Kinder enorm. Sie finden spontan neue Lösungen, wie sie am Besten miteinander umgehen können. Und im gemeinsamen Spiel gibt es keine Handicaps – denn die werden als selbstverständlich aufgefasst und spontan als wichtiger Teil in das Spiel integriert.“ Brigitte Strigl aus Omes lobt das offene Gesprächsklima zwischen Lehrerinnen und Eltern: „Alle Befürchtungen und Ängste wurden zum Thema gemacht. Alles, was einen beschäftigt, kann man jederzeit mit den Lehrerinnen besprechen – wir suchen dann gemeinsam nach einer guten Lösung für alle Beteiligten. Trotz anfänglicher Skepsis muss ich sagen: Ich bin mittlerweile richtig überzeugt, dass das ein guter Weg für meine Tochter Lucille ist.“ Und alle sind sich einig: „Das Herzblut der Lehrkräfte ist der Motor, der die Baobab-Klasse antreibt.“

Förderangebote

Die Vorbereitungen für dieses umfangreiche Projekt starteten bereits im Herbst 2011. Darin eingebunden sind Bildungseinrichtungen in der Region Westliches Mittelgebirge - vor allem auch die Volksschule Axams (seit Schulbeginn gibt es einen gemeinsamen Turnunterricht für die Inklusionsklasse und für die Kinder der Volksschule Axams). Zusätzliche Unterstützung kam von externen Bildungsexperten, darunter auch Claus Dieter Kaul vom Institut für ganzheitliches Lernen (Tegernsee/Deutschland).
Die Inklusionsklasse wird von allen Lehrkräften der Schule (derzeit 27 Lehrer/innen) mitgetragen. Im Zentrum steht die Grundüberzeugung, dass sich der Unterricht an den jeweiligen Fähigkeiten und Stärken der Kinder orientiert. Schulleiter Sven Beier ist überzeugt: „Damit das gelingt, braucht es erfahrene Lehrerinnen und Lehrer sowie gut durchdachte Förderangebote.“ Für ihn bedeutet die Inklusionsklasse auch Vielfalt in mehrerer Hinsicht: Hier lernen Kinder mit und ohne Migrationshintergrund, Kinder mit und ohne Behinderungen und Kinder mit unterschiedlichen Religionsbekenntnissen gemeinsam von- und miteinander.
Die Inklusionsklasse wird übrigens im Sinne einer Montessori-Klasse geführt, die Rücksicht auf individuelle Fördermaßnahmen nehmen kann. Konkret bedeutet das: Die beiden Lehrerinnen Regina Hundegger-Traweger und Carina Berner stimmen die Lerninhalte gemeinsam mit einer Schulassistentin nach drei verschiedenen Lehrplänen ab (Lehrplan für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf, Lehrplan der Volksschule, Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule).
In weiterer Folge wird die Inklusionsklasse schrittweise erweitert: In den folgenden Jahren entsteht so - laut der Genehmigung des Schulversuches - ein Lernraum für bis zu 22 Kinder (16 ohne/6 mit Behinderung), die altersgemischt unterrichtet werden.

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