"Der Watschenmann": Ein urwienerischer Krimi, der ohne Klischees auskommt
Johann Allacher ist AMS-Berater und hat mit "Der Watschenmann" seinen ersten Krimi geschrieben.
FAVORITEN/RUDOLFSHEIM/HERNALS. "Ganz allgemein: Es wird mehr gesoffen als gemordet", stellt Johann Allacher gleich zu Beginn klar. Neben einer Menge Alkohol enthält sein Krimi "Der Watschenmann" außerdem skurrile Figuren und revolutionäre Ideen, gepaart mit hintergründigem Humor. Aus einer "Spontanidee" – oder, wie man natürlich auch sagen kann, einer "Schnapsidee" – ist auf Umwegen ein Kriminalroman entstanden, der das Leben in Wiens Außenbezirken von seiner ganz eigenen Seite zeigt. "Abseits von Schnitzel, Lipizzanern und Walzerseligkeit", sagt Allacher.
Das Ergebnis ist ein Werk gespickt mit autobiografischen Details des in Hernals geborenen Debütautors Johann Allacher. Er erzählt von Menschen, "wie man sie halt ummadumsitzen sieht".
Mit wenig Bezug zum geografischen Inneren von Wien spielt "Der Watschenmann" trotzdem mitten im Herzen der Hauptstadt. "Das Wienerische kommt bei jeder Person durch", so Autor Allacher. Protagonist Erki, eigentlich Student, ist im Hörsaal zwar nur selten anzutreffen, kann sich dafür aber umso mehr für Beisl und Lokale begeistern. In seinem Stammlokal in der Märzstraße im 15. Bezirk erlebt er so manche rauschende Nacht.
Orientierungslose Suche
Mit dem Alkoholpegel steigt für Erki auch die Lust auf seine berüchtigten nächtlichen Schandtaten. Einer ebendieser Streiche am Westbahnhof wird dem Bummelstudenten zum Verhängnis. Als flüchtiger Mörder entdeckt Erki ein Geheimnis, welches das Fortbestehen der gesamten Weltbevölkerung garantieren könnte.
Der größte Teil der 24 Stunden umfassenden Handlung spielt in Rudolfsheim sowie in Favoriten. Dabei verwendet Allacher Original-Schauplätze aus den Bezirken. Er selbst besuchte in Favoriten acht Jahre lang ein Gymnasium und kennt das Leben dort nur zu gut. Wenn Allacher an seine eigene Studienzeit zurückdenkt, erkennt auch er einen "suchenden, orientierungslosen Langzeitstudenten". Für die Beschreibung seines Rechtswissenschaftsstudiums genügen Allacher eigentlich zwei Adjektive: "Es war sehr lang und sehr erfolglos."
"Jetzt erst recht!"
Er hat trotzdem seinen Weg gemacht, arbeitete als Lkw-Chauffeur, Fließbandarbeiter, Schlosserhelfer und machte sich als Skihändler selbstständig. Als der heute 51-Jährige 2011 schließlich zum ersten Mal im Leben ohne Job dastand, legte er den Grundstein für seinen Kriminalroman.
Seine Familie schenkte ihm einen kleinen Laptop. Im Urlaub begann er, die ersten beiden Kapitel zu tippen. Die Freude darüber währte jedoch nur kurz: Vor der Heimreise wurde sein Laptop gestohlen – samt Romanentwurf. "Damals dachte ich mir: ‚Jetzt erst recht!'", so der Debütautor. Nach drei Jahren Schreibarbeit war "Der Watschenmann" schließlich fertig. Auch eine Fortsetzung ist bereits in Arbeit. Die Fertigstellung peilt Allacher für Ende 2017 an. "Wenn ich’s mir aussuchen könnte, wäre ich hauptberuflich Autor", so Allacher.
Doch auch mit dem neuesten Abschnitt in seinem abwechslungsreichen Lebenslauf zeigt sich Allacher sehr zufrieden. Als Arbeitssuchender habe er sich damals beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet und sei dann buchstäblich "über den Schreibtisch auf die andere Seite gesprungen". Seither ist Allacher selbst beim Arbeitsmarktservice angestellt und versucht, Arbeitslosen wieder eine Beschäftigung zu vermitteln.
"Der Watschenmann" ist im Emons Verlag erschienen. ISBN-13: 978-3954519538
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