Leserbrief zu Langzeitstudie (Über)Leben an der Grenze von Margit Weikartschläger
Die als überparteilich dargestellte Projektpräsentation der Studie (Über)leben an der Grenze im Volksheim Heidenreichstein, durchgeführt von Uni Prof. DDr. Nikolaus Dimmel und seinem Team von der Universität Salzburg, stellte sich als verklärte Darstellung der jahrzehntelangen wenig erfolgreichen Politik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts heraus. Die Studie erstreckt sich über die Jahre 1971 - 2011 in den Städten Heidenreichstein und Schrems und wurde (mit Ausnahme des ersten Redners, der sich an Fakten und Zahlen hielt) sehr oberflächlich präsentiert.
Davon, dass die absolute Mehrheit der sozialdemokratischen Stadtregierung Heidenreichstein in die Verschuldung und die darauffolgende Sanierung trieb, war kein Wort zu hören. Auch davon nicht, dass seit 2011 neuer Wind und frische Kraft durch die Zusammenarbeit mit der ÖVP herrscht. Dass gute Finanzpolitik der Koalition und die Finanzspritze des Landes die Stadt wieder aus der Schuldenfalle herausführte, wurde verschwiegen. Auch von neuen zukunftsorientierten Projekten – Tourismus, Energiepolitik, Schulkonzepte – war nicht die Rede. Seit 2011 gibt es eine rot-schwarze Koalition, die in relativ guter Zusammenarbeit für die Heidenreichsteiner/innen da ist. Kein Wort davon, obwohl aktive Politik in der gemeinsamen Umsetzung von Projekten geschieht!
Im Rahmen dieser Veranstaltung gab es mehrere Affronts gegen das Waldviertel und vor allem die ÖVP Landesregierung. Herr Universitätsprofessor DDr. Nikolaus Dimmel von der Uni Salzburg gefiel sich selbst in einem süffisanten Überblick und meinte, „dass der Waldviertler, wenn er von Holzbau hört, im besten Fall an ein Sägewerk denkt.“ (wörtliches Zitat DDr. Dimmel, 28. 10. 2015, Volksheim Heidenreichstein). „Man begnüge sich damit ein paar Kuchlkastln herzustellen, weil da eben ein paar Bäume herumstünden. Es reiche noch lange nicht für einen Holzcluster.“ Da im Rahmen des Schulprojekts sehr intensiv daran gearbeitet wird, eine Ausbildung im Bereich des konstruktiven Holzbaus einzurichten, und hier wieder die Unterstützung des Landes erhofft wird, war diese Bemerkung mehr als unpassend.
Doch es ging weiter: Herr DDr. Nikolaus Dimmel analysierte das Wahlverhalten der Heidenreichsteiner/innen. Er bemerkte, dass „die Heidenreichsteiner bei Nationalratswahlen rot, bei Gemeinderatswahlen rot, bei EU-Wahlen rot wählen, aber bei Landtagswahlen schwarz.“ Seine weitere Stellungnahme: "Seits denn es ganz deppert, dass de ÖVP wählts" (wörtliches Zitat DDr. Dimmel, 28. 10. 2015, Volksheim Heidenreichstein) war gänzlich unpassend und für eine wissenschaftliche Präsentation kaum als wertfrei zu bezeichnen. Er begründete seine Äußerung über das Wahlverhalten damit, dass das Land das Waldviertel kaum fördere. Wenn es um Fördergelder geht, ist man sich nicht zu stolz, sich anzustellen, diese vom ungeliebten „schwarzen Landesfürsten“ (ebda) zu erbitten und letztlich auch anzunehmen. Mit dem Begriff einer wissenschaftlichen Projektpräsentation verbinde ich Objektivität. Die Äußerungen aus dem Mund eines renommierten Universitätsprofessors zu hören, stimmt mich doch sehr nachdenklich.
Die Besucher/innen aus den Reihen der ÖVP waren trotz der Brüskierung bemüht in der Diskussion sachlich zu bleiben und Argumente vorzubringen, auf den Wandel und engagierte Projekte hinzuweisen. Statt das Gejammere über die 1970er Jahre und den Crash von Patria, Eisert & Co immer wieder aufzuwärmen, sollte man doch in die Zukunft blicken.
Was nicht präsentiert wurde, war der Zuwachs der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe und die zahlreichen mittelständischen Unternehmen, die ihre soziale Verantwortung als Arbeitgeber wahrnehmen, das Wirtschaftsleben tragen, Projekte entwickeln und das kulturelle Leben fördern. Statt während des Sommers 260 Socken für Arbeitslose auf dem Stadtplatz aufzuhängen und immer im selben Loch zu bohren, hätte man besser daran getan, 1160 Bilder von jenen zu zeigen, die aufgrund des Engagements und der Innovation unserer Geschäftsleute Arbeit haben.
Margit Weikartschläger, VP-Vize-Bgm. H'stein via E-Mail
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