"Es ist schön, fremden Kulturen zu begegnen"

Anna Hocheneder (2. v. r) übte mit ihren Schützlingen einmal pro Woche Irish Dance. | Foto: privat
  • Anna Hocheneder (2. v. r) übte mit ihren Schützlingen einmal pro Woche Irish Dance.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Margit Koudelka

BezirksRundschau: Sie kommen gerade zurück von einem siebenmonatigen Guatemala-Aufenthalt. Was haben Sie dort gemacht?
Hocheneder: Ich war Volontärin in der Casa Hogar Estudiantil ASOL in der Hauptstadt Guatemala Stadt. Die Casa ist ein österreichisch-guatemaltekisches Projekt, ein Kinder- und Jugendwohnheim, in dem Kinder aus ganz Guatemala leben um eine Schule in Guatemala Stadt zu besuchen, da ihnen dort eine bessere Schulbildung ermöglicht wird. Dies wird ihnen durch Paten aus Österreich, Deutschland und Guatemala finanziert.

Was waren Ihre Gründe, nach Guatemala zu gehen?
Ich habe schon ein Jahr in Norwegen als Austauschschülerin verbracht und seit dem zieht es mich ständig ins Ausland um Neues (kennen) zu lernen. Ich wollte mir noch ein Jahr Zeit geben zwischen Schule und Studium um noch etwas anderes auszuprobieren, in den Sozialbereich hineinzuschnuppern und mich weiterzuentwickeln. Lateinamerika hat mich schon immer fasziniert. Dass es Guatemala wurde war eigentlich eher Zufall – ich habe das Projekt auf einer Bildungsmesse entdeckt und fühlte mich sofort angesprochen.

Was war Ihr erster Eindruck von diesem Land?
Guatemala ist voller Kontraste, und das ist eines der Dinge, die mir so an Guatemala gefallen. Gleich am ersten Abend sah ich unseren Stadtteil Santa Rosita und war erst ziemlich schockiert von der Armut, obwohl ich eigentlich darauf eingestellt war. Trotzdem ist es noch etwas anderes, dies in der Realität zu sehen. Begeistert war ich von den Bussen, den Märkten, der Musik auf den Straßen und der Freundlichkeit der Menschen, die mir begegneten.

Was waren Ihre Aufgaben in der Casa Hogar Estudiantil?
Meine Hauptaufgabe war es, als Betreuerin und Erzieherin für die Kinder da zu sein. Dabei ging es vor allem darum, die Kinder im schulischen Bereich zu unterstützen: für Prüfungen lernen, Hilfestellungen bei den Hausübungen geben und deren Durchführung kontrollieren. Zu den Aufgaben der Volontäre gehörte auch, unter der Woche um halb fünf aufzustehen, um bei der Frühstückzubereitung zu helfen, die Kinder aufzuwecken und sie zum Bus bzw. in die Schule zu bringen. Da wir zu viert waren, musste jeder von uns nur ein- oder zweimal pro Woche aufstehen. Zu Mittag waren die Kinder dann wieder von ihren jeweiligen Schulen abzuholen. Am Nachmittag wurde gelernt. Einmal pro Woche tanzte ich mit den Kindern Irish Dance. Das war nicht ursprünglich meine Aufgabe, aber ich hatte die Idee, da ich es zuvor in Österreich gelernt hatte, und es machte mir großen Spaß. Ansonsten half ich bei allem was anfiel: zu Elternsprechtagen gehen oder die Kinder bei Krankheit zum Arzt bringen; einmal organisierten wir auch einen Ausflug. Am Wochenende waren die Volontäre alleine für das Frühstück verantwortlich. Danach arbeiteten die Kinder draußen im Garten der Casa (zb. Gras schneiden) – hier sollten wir überwachen, dass sich niemand verletzt und es wurde auch gerne gesehen, wenn wir selbst mitanpackten.

Was waren da besonders berührende oder schöne Erlebnisse?
Besonders berührend war es, die Liebe der Kinder zu spüren; zum Beispiel wenn sie herkamen und mich umarmten – einfach so, zur Begrüßung oder wegen einer bestandenen Prüfung; oder einmal, als sie nervös vor unserem Tanzauftritt waren. Auch als wir im August in der Casa eintrafen kamen gleich alle angestürmt; da fühlte ich mich sofort willkommen.
Eine andere besondere Erfahrung waren die Besuche bei den Kindern zuhause; die Dankbarkeit und Gastfreundlichkeit der Familien zu spüren, die sich bemühten, mir das Beste zu geben, obwohl sie selbst so wenig hatten.
Lustig (für mich) war das Busfahren in Guatemala: Oft mit lauter Musik und vollgestopft, sodass die Leute aus den Türen hängen. An jeder Haltestelle, die selten als solche gekennzeichnet ist, verkündet der „Ayudante“, der Gehilfe des Fahrers, schreiend den Zielort und springt, nachdem alle Leute eingestiegen sind, auf den schon wieder fahrenden Bus.

Hatten Sie Gelegenheit, das Land zu bereisen und wie hat es Ihnen gefallen?
Ja, an den Wochenenden und in den Ferien im November und Dezember hatte ich viel Zeit zu reisen und es hat mich sehr beeindruckt. Guatemala ist ein wunderschönes Land und hat kulturell und landschaftlich viel zu bieten. Unter anderem war ich bei einigen Kindern unseres Projekts zuhause eingeladen und durften das „wahre“ Leben in den ländlichen Gebieten Guatemalas, die Freundlichkeit der Indígenas und die einfachen Behausungen, in denen der Großteil der Guatemalteken lebt, kennenlernen. Ansonsten bekam ich viele Orte mit fantastischer Natur zu sehen: den Fluss Rio Dulce und den See Izabal, die Berge in Zacapa, wilden Urwald, Lavafelder am Vulkan Pacaya sowie Semuc Champey, wo man einige türkisgrüne Wasserbecken findet, die zum Schwimmen einladen.

Würden Sie anderen jungen Menschen ebenfalls zu so einem Auslandsaufenthalt raten und warum?
Ja, auf jeden Fall. Ein Auslandsaufenthalt erweitert den Horizont unglaublich und gibt dir eine andere Sichtweise der Dinge. Du begegnest fremden Kulturen und musst lernen, dich anzupassen und dich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden. Dies macht offener und toleranter. Bei der Arbeit in der Casa Hogar habe ich außerdem viel über den Umgang mit Menschen gelernt. Zusätzlich und wie nebenbei eignest du dir eine neue Sprache an und zu guter Letzt lernst du sehr viel über dich selbst und entwickelst dich persönlich weiter. Ich bin durch meinen Aufenthalt in Guatemala sehr gereift und selbstständig geworden.

Sie haben Ihre Matura vor der Abreise bestanden. Was sind Ihre weiteren Ziele?

Momentan ist mein Plan, im Herbst Biologie auf Bachelor in Salzburg zu studieren, das könnte sich aber auch noch ändern. In jedem Fall möchte ich die Studienergänzung Sprachen belegen, da ich durchs Reisen auch in diese Richtung sehr interessiert bin. Momentan bin ich auf Arbeitssuche – um im Sommer dann Interrail fahren zu können. Ansonsten möchte ich generell so viel reisen, wie es das Budget zulässt, um neue Orte und Menschen kennenzulernen.

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