Brandserie Landeck: Drei junge Burschen festgenommen

Drei Jugendliche stecken hinter dem Brand des "Straudi-"Stadels (Bild) sowie vier weiteren Bränden im Stadtzentrum von Landeck. | Foto: ZOOM-Tirol
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LANDECK/INNSBRUCK (Me.). Fehlendes Unrechtsbewusstsein, Langeweile und die Suche nach dem Adrenalinkick sind die Motive von zwei 20-jährigen und eines 16-jährigen Einheimischen, die die vergangenen Monate die Landecker Bevölkerung durch ihre Brandserie in Atem hielten. Nun gibt es zu allen fünf Bränden, die die Burschen im Landecker Stadtzentrum von Jänner bis Mai legten, Geständnisse.

"Täter haben Ablauf der Brandbekämpfung beobachtet"

Laut Andreas Wurm von Landeskriminalamt gingen viele Hinweise ein. Gruppeninspektor Dietmar Wachter von der PI Landeck blickt zurück: "Einen konkreten Hinweis gab es von einem jungen Landecker Feuerwehrmann, der dazu führte, dass wir zu dieser 3er-Gruppe vordringen konnten."
Einer der Täter habe sogar im Zuge der Ermittlungen Anzeige gegen die Stadtfeuerwehr erstattet, so Wachter. "Er hat uns ein Alibi angeboten, das sich dann aber nicht als richtig erwies." Einer der 20-Jährigen habe sich in einem Gespräch seiner Mutter anvertraut, die dann den Schritt zur Polizei wagte. Der Junge hat Selbstanzeige erstattet. Zu diesem Zeitpunkt waren die mutmaßlichen Täter bereits ausgeforscht. "Wann wir zuschlagen, war nur mehr eine Frage der Zeit", bestätigt Wachter. Durch das Brandermittlungsteam der Polizeiinspektion Landeck sei eine "gute Basisvorarbeit" geleistet worden, lobt Wurm die zuständigen Landecker Brandermittler, womit die einzelnen Puzzleteile zusammengefügt werden konnte. "Mit der Festnahme konnten wir verhindern, dass es zu weiteren Brandlegungen kommt", ist Landespolizeidirektor Mag. Helmut Tomac zufrieden.

Walter Pupp, Leiter des Landeskriminalamtes, bestätigte, dass die beiden 20-jährigen Einheimischen arbeitslos sind, der 16-Jährige macht eine Lehre. "Die 20-Jährigen sind amtsbekannt und schon wegen kleinerer Delikte aufgefallen, aber nicht wegen Brandstiftung", erklärt Pupp.
Ein Teil des Personenkreises verkehrt außerdem im Suchtmittelbereich. Die Ermittlungen dazu laufen noch. In der Feuerwehr aktiv war und ist keiner der Täter.

Dass die jungen Feuerteufel nicht abgeschreckt waren, weitere Male zuzuschlagen, weiß Brandermittlungsleiter Wurm: "Es gab weitere Besichtigungen von leerstehenden Objekten durch die Täter." Wachter entsetzt: "Drei konkrete Objekte hätten im Stadtzentrum demnächst wieder gebrannt." Ihre Vorgangsweise sei dabei ohne besondere Mittel und Qualifikationen erfolgt. Die Auswahl der Objekte sei ungehindert getroffen worden. Eine konkrete Planung hinsichtlich Personengefährdung und Schadensanrichtung gab es ebenso nicht. Wurm erklärt: "Es wurde seitens der Täterschaft lediglich nur darauf Acht gegegen, dass die Feuerwehr einen schweren Zugang zum Brandobjekt hat und die Täter den Ablauf der Brandbekämpfung beobachten können."
Wurm schüttelt den Kopf: "Sie haben die Brandbekämpfung beobachtet und gefilmt und in Facebook gestellt, wie tausend andere auch, und das kommentiert."
Wie die Ermittlungen ergaben, haben die Täter als Brandbeschleuniger brennbaren Alkohol verwendet.
Auf den Fotos, die die Polizei von den Schaulustigen vor Ort machte, sind die Jugendlichen sogar einmal zu sehen. "Schaulustige abzulichten, ist immer wichtig", weist Wachter hin.

Seitens der Polizei werde versucht das Gespräch mit den Eltern zu finden. Wurm: "Nach unseren bisherigen Erkenntnissen hatten die Eltern eine Vorahnung, aber nicht das Bewusstsein über eine Brandstifung ihrer Kinder."

Die Brandstifter sind derzeit festgenommen, über eine Einlieferung in die Justizanstalt wird noch entschieden. Den 20-Jährigen droht eine Strafe bis zu zehn Jahren Haft. Über das Strafausmaß des 16-Jährigen entscheidet das Gericht.

Fünf Brände in fünf Monaten...

Ihren Anfang nahm die die Brandserie am 21. Jänner, als der Schuppen eines Hotels in Landeck in Vollbrand stand. Ein Übergreifen der Flammen auf das benachbarte Hotel konnte die Feuerwehr verhindern. Personen kamen dabei nicht zu schaden.
Ein zweites Mal ging die Sirene am 22. April, als ein leerstehender Gasthof brannte, Personen wurden nicht verletzt.
Zu einem weiteren Brand wurde die Feuerwehr gerufen, als eine leerstehende Metzgerei brannte.
In der Nacht zum 18. Mai stand der 400 Jahre alte "Straudi-"Stadel in Vollbrand – dabei wurden benachtbarte Wohnhäuser massiv beschädigt. Verletzte gab es nicht – einzig ein 6-jähriges Kind, das mit einer Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus geliefert wurde. Die Polizei geht von einem Schaden von etwa einer Million Euro aus.
Zuletzt musste die Polizei zu einem Abbruchhaus ausrücken. Der ehemalige Gasthof Stern war am 28. Mai in Brand geraten.

Bei den fünf Brandgeschen stellt Landespolizeidiretor Tomar fest: "Alle Brandobjekte befinden sich im Stadzentrum von Landeck und ausgerückt sind die Feuerwehrleute immer zu tiefschlafender Nachtzeit."
Die Ermittlungsarbeiten von Bränden gestalten sich sehr schwierig, weiß Pupp. Es brauche Zeit, um die Frage der Brandursache zu klären. Ebenso, ob menschliche Fahrlässigkeit dahinter steckt, ob es sich tatsächlich um Brandstifung handelt und, ob Einzelereignisse zusammenhängen. Tomac meinte: "Bei Brandstiftung stecken oft versicherungstechnische Absichten dahinter."

Großes Lob für Polizeiarbeit von LH Platter

Nach der Klärung einer Brandserie im Raum Landeck drückt LH Günther Platter sein Lob für die erfolgreiche Arbeit der Tiroler Polizei aus. „In Landeck war die Verunsicherung in den letzten Wochen sehr groß. Nach der erfolgreichen Aufklärung durch die Exekutive kann nun wieder Ruhe im Ort einkehren. Ich möchte der Exekutive einmal mehr für die tägliche, großartige Arbeit danken. Die Bevölkerung kann sich zu Recht in unserem Land sicher fühlen.“

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