Harte Zeiten für die Wahlbeisitzer
Wieder stehen Hunderte Wahlbeisitzer im Bezirk „Gewehr bei Fuß“. Ein Lokalaugenschein.
BEZIRK (ae). Wenn am kommenden Sonntag der vierte Anlauf zur Kür des Bundespräsidenten steigt, dann bedeutet das für Hunderte Menschen im Bezirk: Wieder einen Tag weniger mit der Familie verbringen. Die Wahlbeisitzer können nun bereits den vierten Sonntag keinen Adventmarkt besuchen, keinen Ausflug planen oder einfach nur faulenzen. Wir haben Idealisten der Demokratie befragt, was sie vom Verlauf der bisherigen Wahl halten, was sie vom vierten Wahlgang erwarten und warum sie trotzdem noch mithelfen wollen.
Thomas Bauer, Wahlleiter in Oberfellabrunn, ist mit der Wahlwiederholung nicht glücklich, meint aber: „Natürlich ist es nicht lustig, schon den vierten Sonntag zu opfern, weil im September hätte ich auch schon was vorgehabt, aber es ist meine staatsbürgerliche Pflicht, da hilft nichts.“ Er glaubt auch, dass die Wähler noch nicht die Lust verloren haben. „Ich denke, es werden auch diesmal wieder rund 75 % ihre Stimme abgeben.“
„Ich finde es schon lächerlich, aber ich liebe die Demokratie und sie muss auch so bleiben. Aber es wird schon schwerer, Beisitzer zu finden, die Leute gehen nicht mehr gut gelaunt hin. Aber wir tun uns das an, weil wir den Bürgermeister nicht im Stich lassen wollen“, macht die Retzerin Elisabeth Germann ihrem Unmut über die Situation Luft. Sie glaubt auch, dass das Interesse der Bevölkerung nachlässt. „Viele werden gar nicht mehr oder ungültig wählen, fürchte ich. Und ich hoffe, dass es nicht wieder eine Anfechtung gibt.“
Letzte Bundespräsidentenwahl?
Ernst Arbes, Wahlleiter in Schöngrabern, sieht das Wahltheater gelassen und hat keine Probleme, Freiwillige zu motivieren: „Wir sind mit der Situation ganz entspannt umgegangen und alle machen wieder mit. Allerdings zeigen die Abläufe auch deutlich, dass man den Bundespräsidenten gar nicht braucht. Jetzt gibt es schon ein halbes Jahr keinen und er geht nicht ab.“ Arbes ist auch davon überzeugt, dass es diesmal eine endgültige Entscheidung gibt: „Das wird die letzte Bundespräsidentenwahl sein, davon bin ich überzeugt.“
Markus Gold, Wahlleiter-Stv. in Zellerndorf meint: „Es ist natürlich anstrengend und ein wenig ärgerlich. Das Verschieben von September auf Dezember war auch schwierig. Aber unser Demokratieverständnis ist groß und es ist wichtig, wählen zu gehen.“
Gold wünscht sich aber, dass der vierte Wahlgang der letzte ist. „Ich hoffe, diesmal geht alles glatt. Es wäre megapeinlich für Öster-reich, wenn die Wahl noch einmal angefochten wird. Aber ich würde auch ein fünftes Mal zur Verfügung stehen.“ Bei der Wahlbeteiligung glaubt Markus Gold eher an ein Nachlassen: „Es ist der zweite Adventsonntag und da haben die Menschen schon anderes im Kopf. Besser wäre es gewesen, ein, zwei Wochen früher zu wählen.“
Was alle vier Funktionäre besonders stört, ist die internationale Wirkung des Wahltheaters. Thomas Bauer fasst die Bedenken zusammen: „Ich sehe das schon ein wenig problematisch für die österreichische Reputation im Ausland, das schaut nicht mehr gut aus.“
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