Bienenvölker erholen sich wieder
Johann Gruscher, Präsident des NÖ Imkerverbandes, ist erfreut über die vielen Neueinsteiger.
PEIGARTEN (jm). Der Niederösterreichische Imkerverband verzeichnet durch das zunehmende Umweltbewusstsein in der Bevölkerung ein stetiges Ansteigen der Mitgliederzahlen. Die Bezirksblätter Hollabrunn sprachen mit seinem Präsidenten Johann Gruscher, der auch seit 27 Jahren die Ortsgruppe Retz mit 60 Mitgliedern leitet.
Auch Frauenanteil nimmt zu
„Das große Interesse der Öffentlichkeit an der Imkerei, an einer intakten Umwelt und der Wunsch nach einer gesunden Lebensweise sind die Hauptgründe für unsere steigenden Mitgliederzahlen“, erklärt Gruscher die erfreuliche Entwicklung. Lagen die Mitgliederzahlen vor fünf Jahren noch bei 3.300, so haben sie heute bereits die 4.000er-Marke überschritten. Der Frauenanteil stieg in diesem Zeitraum von 10 auf 18 Prozent. Der gebürtige Peigartner ist gelernter Schmied und Fahrzeugbauer.
„Bundespräsident“ Gruscher
Schon von Jugend an hat er großes Interesse für Bienen gezeigt und ebenso für Geschichte. Er hat sein Hobby zunächst neben seinem Beruf ausgeübt, hat eine Abhandlung über „150 Jahre Bienenzucht in Österreich“ geschrieben und ist zum Imkereiexperten geworden. In Peigarten hat er einen öffentlichen Bienenlehrpfad eingerichtet und Teile seines Hauses zu einem Imkereimuseum gemacht, das immer wieder von Bustouristen besucht wird. In seiner Pension widmet sich der rüstige 70er und Präsident der österreichischen Imker ganz der Bienenzucht. In dieser höchsten Position hat er auch die Verhandlungen über den Einsatz von Pestiziden zu führen. „Drei Pestizide sind vor zwei Jahre verboten worden, was bereits zu einem Ansteigen der Völker nach dem großen Bienensterben geführt hat“, kann Gruscher nicht ohne Stolz berichten. Er setzt sich in Vorträgen für bienenfreundliche Maßnahmen ein (siehe „Zur Sache“- Kästchen) und schult die Imker im Kampf gegen die Marroamilbe. Einsteins Warnung, zuerst stirbt die Biene und vier Jahre später der Mensch, ist heute aktueller denn je. Als passionierter Imker, der mit seinem Sohn gemeinsam rund 120 Bienenvölker betreut, kennt Gruscher auch die Probleme der Witterung: „Heute Nacht hat es die Akazien im ganzen Pulkautal abgefroren“, stellt er mit Bedauern fest. Um auch heuer zu einem Akazienhonig zu kommen, wird er seine Völker ins Auto verladen und ein Gebiet aufsuchen, das vom Nachtfrost verschont geblieben ist.
Zur Sache:
Bienenschutz beginnt vor der eigenen Haustür. Bienenfreundliche Maßnahmen:
• Rasen seltener mähen, damit Klee und andere Pflanzen zur Blüte kommen können.
• Blumenwiese statt Rasen, Blütenhecke statt Thujengrün.
• Verzicht auf Insektizide oder Herbizide, weil diese Bienen töten.
• Totholz, wie morsche Äste, bietet Nistgelegenheit für Wildbienen.
Bienensterben führt zu Bestäubungsengpässen. Die ursprünglich kostenlose Bestäubung wird zu einer Dienstleistung, die gekauft werden muss.
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