Über das Schicksal schwarzer Besatzungskinder im Nachkriegsösterreich

Kurator Niko Wahl im Volkskundemuseum mit den Biografien der einzelnen Interviewpartner.
3Bilder
  • Kurator Niko Wahl im Volkskundemuseum mit den Biografien der einzelnen Interviewpartner.
  • hochgeladen von Maria-Theresia Klenner

Wie kamen Sie gerade auf dieses, in Österreich eher unbekanntes, Thema?
NIKO WAHL:
Angefangen hat alles mit einem Interview mit einer Wienerin, die als Kind vor dem Holocaust in die USA fliehen musste. Trudy hat als Erwachsene in New York als Bodenstewardess gearbeitet und sich um Kinder gekümmert, die unbegleitet aus Europa in die USA geflogen sind. Ihr fiel auf, dass viele schwarze Kinder darunter waren - das waren die Kinder der Besatzungssoldaten, die zu schwarzen Adoptiveltern gebracht wurden. Dieses interview löste das Projekt "Lost in Administration" aus, das sich der Geschichte dieser Kinder annahm.

Warum haben die österreichischen Mütter ihre Kinder weggegeben?
Bis 1991 hatte der Staat automatisch die Obsorge für jedes ledige Kind. Die Mütter mussten das Sorgerecht erst beantragen. Viele Mütter waren sehr jung und selber in schwierigen Situationen, da ihre Familien die schwarzen Kinder oft abgelehnten. Laut einer Statistik haben über 50 Prozent der Mütter versucht, ihre Kinder zu behalten.

Wie wird die Austellung "SchwarzÖsterreich" aufgenommen? Ist das noch ein Tabuthema?
Das Interesse, auch von Seiten der Medien, ist sehr groß! In den 50er und 60er Jahren waren die Besatzungskinder schon ein Tabuthema, obwohl es auch Prominente wie den Fußballer Helmut Köglberger gab. Schwarze Österreicher sind aber nicht auch zuletzt seit Fußballstar David Alaba, der vom Tiroler Landeshauptmann Günther Platter vor vier Jahren auf Englisch angesprochen wurde, wieder ein aktuelles Thema.

Wie lange haben Sie für die Ausstellung recherchiert?
Drei Jahre. Aber es handelt sich um kein abgeschlossenes Projekt, die Ausstellung ist ein Zwischenstand. Wir haben über 25 Leute interviewt. Es war wichtig, dass diese Menschen nicht von uns angesprochen wurden, sondern sich aus freien Stücken - nach einem Zeitungsaufruf - gemeldet haben. Das sind sehr persönliche Erinnerungen von teils traumatisierten Menschen - sie müssen selber entscheiden, ob sie uns ihre Geschichte erzählen wollen.

Welches Schicksal hat Sie besonders berührt?
Jedes einzelne! Es gibt entsetzliche Schicksale wie jenes einer Frau, die als Kleinkind in einem Heim ganz schwer misshandelt wurde - diese Schilderungen waren wie in einem Horrorfilm. Dann gibt es positive Geschichten, wie die einer Hausmeisterin aus dem 23. Bezirk, die durch ihren Lebensweg so stark geworden ist, dass sie jede Ungerechtigkeit kraftvoll zurückschlägt. Besonders bewegend sind natürlich auch Menschen, die es als Erwachsene geschafft haben, ihre leiblichen Familien ausfindig zu machen. Sehr berührt hat mich auch die Frage "Gibt es noch andere so wie ich?" eines Mannes aus der Leopolstadt.

Ist es den Betroffenen leicht gefallen, über ihre Kindheit zu sprechen?
Das war ganz unterschiedlich. Einige haben auch eine glückliche Kindheit gehabt, andere wiederum haben schwere Traumata erlitten. Für viele wurde mit der Zuwanderung anderer schwarzer Menschen in den 1980er Jahren der Alltag leichter. Man darf nicht vergessen, dass sich auch Kinder, die mit ihrer Mutter aufwuchsen, unverstanden fühlten, weil die Mutter ja als Weiße ihre Probleme nicht nachvollziehen konnte.

Sie haben auch Besatzungskinder, die in die USA gebracht wurden, interviewt?
Ja, aber in den USA war es nicht minder rassistisch wie im Nachkriegsösterreich. Dort gab es in den 50er Jahren noch die Rassentrennung. Die Adoptiveltern waren meist Menschen, die die Auflagen zur Adoption eines amerikanischen Kindes nicht erfüllten. Da wie dort wurden viele Kinder bereits im Kleinkindalter als Arbeitskräfte eingesetzt.

Kommen in der Ausstellung auch die Mütter zu Wort?
Nein, für dieses Projekt war es aufwendig genug, mit österreichischen und amerikanischen Besatzungskindern in Kontakt zu kommen. Die Salzburger Historikerin Ingrid Bauer hat sich mit diesen Müttern beschäftigt.

Zur Person

Niko Wahl wurde 1974 in Wien geboren und studierte Geschichte. Neben seiner Tätigkeit als freier Kurator und Künstler ist er Partner im Kulturbüro Kollwitz/Montefiore/Wahl. Gemeinsam mit Philipp Rohrbach und Tal Adler konzipierte er die Ausstellung "SchwarzÖsterreich" über Kinder von afroamerikanischen Besatzungssoldaten.

Die Ausstellung ist bis 21. August von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 17 Uhr im Volkskundemuseum in der Laudongasse 15-19, 1080 Wien zu besichtigen. Eine Führung findet jeden Sonntag um 15 Uhr statt.

Weitere Infos unter www.volkskundemuseum.at und www.lostinadministration.at

Anzeige
Foto: Böhmischer Prater
1 5

Österreichischer Drehorgel Club Wien
40. Internationales Orgeltreffen in Wien von 09. Bis 12.Mai 2024

Der Österreichische Drehorgel Club Wien MEMUSI freut sich, das 40. Internationale Orgeltreffen in Wien im Böhmischen Prater vom 09. bis 12. Mai 2024 anzukündigen. An diesem Treffen nehmen 50 Drehorgelspieler aus Deutschland, der Schweiz, Ungarn, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Österreich teil. Datum und Ort: 09. Mai 2024 – 12. Mai 2024 Böhmischer Prater Tivoli Laaer Wald 216 1100 Wien Veranstaltungsprogramm: Donnerstag: Ab 10:30 Uhr begrüßt der Oldtimer Traktor Club Thermenregion...

Anzeige
3:29
3:29

Immobilienmakler Rudi Dräxler in 1140 Penzing
Profitieren Sie von maßgeschneiderter Beratung & umfassender Marktkenntnis

Rudi Dräxler ist Ihr kompetenter Immobilienmakler im 14. Wiener Gemeindebezirk für Immobilien im Wienerwald und Wien Umgebung. Mit 23 Jahren Erfahrung und umfassender Marktkenntnis unterstützt Sie Rudi Dräxler Immobilien dabei, Ihr Traumzuhause zu finden oder Ihre Immobilie zu verkaufen. Als mehrfach ausgezeichneter Immobilienmakler mit Handschlagqualität - erst kürzlich wieder bei findmyhome als Qualitätsmakler - bietet Rudi Dräxler Immobilien im 14. Bezirk in Wien persönliche Beratung, die...

Die Möglichkeit ein Genusspaket von tudo bem zu gewinnen, erhalten jetzt alle Wiener Newsletterabonnenten. | Foto: tudo bem
1

Newsletter-Gewinnspiel
Gewinne das Genusspaket "Portugiesische Momente"

Ihr wollt euch die Wartezeit bis zum nächsten Sommerurlaub versüßen? Dann haben wir für euch das perfekte Newsletter-Gewinnspiel. Einfach zum Wiener-Newsletter anmelden und schon habt ihr die Möglichkeit, ein tolles Genuss-Package zu gewinnen. Absoluter Genuss – im portugiesischen Feinkostgeschäft tudo bem. Mit einem exquisiten Sortiment verführt tudo bem die Sinne seiner Kundinnen und Kunden und schafft unvergessliche kulinarische Erlebnisse. Egal ob privat oder geschäftlich, die delikaten...

Anzeige
Ob Anschaffung, Ergänzung der Tauchausrüstung, Reglerservice oder Füllung von Tauchflaschen – mit Tauchsport Adria hat man einen kompetenten Partner an seiner Seite. | Foto: Tauchsport Adria
4

Tauchsport Adria in 1040 Wien Wieden
Ein Geheimtipp für Tauchsportfreunde

Seit den späten 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gilt das Tauchsport Adria in der Tauchszene als Geheimtipp. Hier erhalten Taucherinnen und Taucher alles, was sie an Ausrüstung und Zubehör benötigen. 1970 wurde die Tauchschule von Peter Käferböck gegründet. In dieser Zeit konzentrierte sich der passionierte Taucher darauf, Interessierten das Tauchen beizubringen. 25 Jahre später kam dann das Tauchgeschäft hinzu, das Tauchfreunde mit allem Zubehör und der notwendigen Ausrüstung für ihre...

Anzeige
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
2

NIBRA GmbH in 1150 Wien Rudolfsheim-Fünfhaus
Zuverlässige und langlebige Aufzugsanlagen für alle Ansprüche

1994 gegründet, steht das Familienunternehmen NIBRA für Qualität und Zuverlässigkeit. Ob Errichtung einer Aufzugsanlage oder Wartungs- und Sanierungsarbeiten – mit NIBRA haben Kundinnen und Kunden einen verlässlichen Partner an ihrer Seite. In 30 Jahren hat der Aufzugspezialist NIBRA mehr als 2.700 Aufzugsanlagen errichtet. Das Unternehmen befindet sich zu 100% in Familienbesitz und kümmert sich um Errichtungen von neuen Aufzügen sowie um die Wartung und Sanierung dieser. Das geschulte Personal...

Anzeige
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Video 8

Stark in den Frühling
Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken

Der Frühling steckt in den Startlöchern. Zeit, unseren Körper aus dem Winterschlaf zu wecken und neue Kraft zu tanken. Mit dem Frühlingsanfang heißt es für viele von uns: endlich wieder raus in die Natur - sei es zum Laufen, Wandern, Golfen oder einfach, um den Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei eine aktive Muskulatur ein. Denn wer nach der langen Winterpause seinem untrainierten Körper plötzlich Höchstleistung abverlangt, riskiert Überlastungen und...

Anzeige
2:02
2:02

Mauro Mittendrin
Mauro Mittendrin und Coca-Cola auf der Suche nach der besten Pizza Wiens

Als Mauro Mittendrin habe ich mich gemeinsam mit Coca-Cola auf die Suche nach der besten Pizza Wiens gemacht. Diesmal war ich im Ristorante Sole in der Annagasse 8 in der Inneren Stadt zu Gast, wo ich eine ganz besondere Variante der Pizza entdeckt habe: Pizza mit Bresaola, Rucola, Prosciutto und Parmesan. Gleich nachdem ich die Pizzeria Sole betreten habe, empfängt mich der verlockende Duft von frisch gebackenem Teig und köstlichen Zutaten. Der freundliche Pizzaiolo empfiehlt mir die Pizza mit...

Foto: Böhmischer Prater
Die Möglichkeit ein Genusspaket von tudo bem zu gewinnen, erhalten jetzt alle Wiener Newsletterabonnenten. | Foto: tudo bem
Ob Anschaffung, Ergänzung der Tauchausrüstung, Reglerservice oder Füllung von Tauchflaschen – mit Tauchsport Adria hat man einen kompetenten Partner an seiner Seite. | Foto: Tauchsport Adria
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Wien auf MeinBezirk.at/Wien

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Wien

MeinBezirk auf Instagram

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.