Froome wird Gelb in Paris tragen

Radprofi Bernhard Eisel (Sky ProCycling) im Gespräch mit WOCHE-Redakteur Markus Vouk
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KLAGENFURT. Am Sonntag geht die Tour de France in Paris zu Ende. Zuvor stehen noch die schwierigen Alpen-Etappen auf dem Programm. Highlight ist die Bergankunft in Alpe d´Huez. Die WOCHE sprach mit Radprofi Bernhard Eisel über den Mythos Tour, seinen Teamkapitän Chris Froome und das Leben als Radprofi.
WOCHE: Was macht den Mythos Tour de France aus?
Bernhard Eisel:
Die Tour ist etwas Spezielles. Jeder Tag ist ein Erlebnis. Bei jeder Etappe sind rund 500.000 Fans an der Strecke. Oft sind so viele Fans anwesend, dass man nicht einmal einen Platz findet, um seine Notdurft zu verrichten. Alleine die Karawane, die die Strecke vor dem Starterfeld befährt, dauert eine dreiviertel Stunde. Ich kann jedem nur raten, sich eine Etappe live anzuschauen.
Am Mittwoch geht es in die Berge. Wie fühlt man sich als Profi vor derart anspruchsvollen Etappen?
Eisel:
Ich war zehnmal bei der Tour und habe noch immer Respekt vor den Bergetappen. Man hat das Gefühl, dass die Berge bei jedem Blick in das Tour-Buch höher werden. Ich bin mir sicher, dass Marco Haller, der heuer das erste Mal dabei ist, vor den Alpen-Etappen nicht sehr gut schlafen wird.
Ihr Teamkapitän Chris Froome ist derzeit Gesamtführender. Wird er auch in Gelb durch Paris radeln?
Eisel:
Wenn nichts Unerwartetes passiert, wird ihm der Sieg nicht zu nehmen sein. Er ist in einer super Form und das Team hat das Peloton unter Kontrolle. Die Mitfavoriten Alexander Quintana und Alberto Contador gehen derzeit zu Fuß. Vorjahressieger Vincenzo Nibali scheint heuer nicht so stark zu sein.
In der ersten Woche stürzten Fabian Cancellara und Tony Martin und mussten aufgeben. Beide trugen Gelb. Was sagen Sie dazu?
Eisel:
Die Etappen in der ersten Woche waren relativ flach. Da sind alle Fahrer motiviert, wollen sich in Szene setzen und es kommt schnell zu gefährlichen Situation. Ich habe den Eindruck, dass es heuer weniger Stürze gab als in den vergangenen Jahren. Es ist jedoch absolut ungewöhnlich, dass zwei Gesamtführende wegen eines Sturzes aufgeben müssen.
Wann sind Sie das letzte Mal gestürzt?
Eisel:
Am 22. Dezember in Velden. Da hat uns ein Autofahrer nicht gewollt.
Sie sind ein Klassikerspezialist. Warum sind Sie bei bei Paris-Roubaix, dem härtesten Eintagesrennen, so erfolgreich?
Eisel:
Ich bin relativ groß und kann da meine Vorteile ausspielen. Nach den Pave-Sektionen (Kopfsteinpflaster) kann ich mich sehr schnell erholen.
Zurück zur Tour de France. Wann haben Sie erfahren, dass Sie heuer nicht dabei sein werden?
Eisel:
Ich bin heuer den Giro und die Tour de Suisse gefahren, da war mir klar, dass ich nicht an einer dritten Rundfahrt teilnehmen werde. Als ich den Anruf bekommen habe, dass ich nicht im Aufgebot bin, war ich nicht traurig.
Wann werden Sie wieder im Einsatz sein?
Eisel:
Anfang August werde ich entweder an einem Eintagesrennen oder der Polen-Rundfahrt teilnehmen.
Im Jänner 2013 gestand der siebenfache Tour de France-Sieger Lance Amstrong, unerlaubte Mittel verwendet zu haben. Wie haben Sie das Geständnis aufgenommen?
Eisel:
Es hat jeder im Fahrerfeld vermutet, dass er sich unerlaubter Mittel bedient hat. Es war für mich keine Überraschung. Das Geständnis war reif für einen Oscar. Mittlerweile hat der Radsport seine Dopingvergangenheit vollständig aufgearbeitet und notwendige Überwachungsprogramme eingeführt.
Wie reagieren die Leute, wenn Sie sagen, dass Sie Radprofi sind?
Eisel:
Wenn sie mich nach meinem Beruf fragen und ich antworte ich fahre Rad, schauen sie verdutzt und wollen wissen, ob man davon auch leben kann.
Kann man davon leben? Peter Sagan, ein Sprinter in Diensten des Teams Tinkoff-Saxo, soll laut Medien vier Millionen Euro pro Jahr verdienen. Halten Sie das für realistisch?
Eisel:
Ich glaube, das ist leicht übertrieben. Es gibt Fahrer, die mehrere Millionen verdienen. Als Jungprofi startet man bei rund 33.000 Euro pro Jahr, das steigert sich dann. Ich kann von meinen Job sehr gut leben.
Die Straße ist also Ihr Büro. Wie viel Zeit verbringen Sie auf dem Rad?
Eisel:
Ich fahre pro Jahr rund 40.000 Kilometer. Es macht mir noch immer Spaß. Ich trainiere oft gemeinsam mit Marco Haller.
Sind Sie auch privat mit dem Rad unterwegs?
Eisel:
Ja, ich nutze das Rad auch regelmäßig im Alltag und fahre mit meiner Frau öfters eine Runde um den See.

147.000 Kilometer in 846 Radrennen

Bernhard Eisel wurde am 17. Februar 1981 in Voitsberg (Stmk) geboren. Er wohnt in Kagenfurt, ist verheitratet und hat eine Tochter. Sein erstes Radrennen bestritt er mit 11 Jahren.
In seiner 14-jährigen Profi-Karriere konnte er, der Sprint- und Klassikerspezialist, 24 Siege erringen. In 846 Rennen spulte er rund 147.000 Rennkilometer herunter.
An der Tour de France nahm er zehn Mal teil. Zuletzt 2014.
Er fährt seit 2012 für das Team Sky Pro Cycling. 2012 konnte Eisel mit dem Team dem Gesamtsieg bei der Tour de France erringen. Seine Teamkollegen Bradley Wiggins (2012) und Chris Froome (2013) konnten die Tour de France in Gelb beenden.
Top-Platzierungen konnte Eisel bei den bekanntem Klassikern Paris-Roubaix und Mailand-San Remo erringen.

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