Serie "Die Hygienefalle" Teil 4: Schutz durch Schmutz

Foto: privat

In den 1980er Jahren war die Münchner Kinderärztin Erika von Mutius mit alarmierend ansteigenden Zahlen bei Asthma und Allergien konfrontiert. Sie beschloss mit einem Team junger Wissenschaftler, die Ursachen zu erforschen. „Damals herrschte allgemein die Meinung, dass die Luftschadstoffe von Industrie und Verkehr Schuld waren“, erklärt sie. „Wir haben immer gedacht, wir müssten eigentlich in die DDR gehen. Denn dort ist es so dreckig, dass wir diesen Effekt leicht nachweisen können.“

Ost-West Vergleich

Als 1989 die Mauer fiel, war die Zeit günstig, die Pläne umzusetzen. Sie wählten die am schlimmsten verschmutzte Gegend im Braunkohlerevier Sachsens und verglichen die Allergieraten der Kinder mit jenen im Raum München. „Wir haben zuerst gedacht, die haben die Daten falsch eingegeben“, war Mutius verblüfft. „Die Kinder im sauberen München hatten eine doppelt so hohe Allergie- und Asthmarate.“
Gesund waren die ungefilterten Abgase aus den Braunkohle-Kraftwerken natürlich auch nicht. Die Kinder in der DDR litten deutlich häufiger an Bronchitis. Doch allergisch waren sie kaum. Was konnte also die Ursache sein? Eine Erklärung fand sich im kommunistischen Lebensstil, wo fast alle Kinder ab dem ersten Geburtstag in staatliche Krippen gesteckt wurden. Dort infizierten sie sich gegenseitig und waren die ersten Jahre ständig krank. „Mit drei Jahren hatten sie offenbar alle Infekte durchgemacht und ein enorm robustes Immunsystem“, sagt Mutius.

Es gab jedoch noch einen weiteren, ebenso starken Einfluss. Bei einem Stadt-Land Vergleich im Raum München fiel auf, dass jene Haushalte, wo noch mit Holz geheizt wurde, das geringste Allergierisiko hatten. „Dies war für uns ein absolutes Rätsel – wie sollte die Heizung vor Allergien schützen?“, wunderte sich Mutius. Des Rätsels Lösung kam über den Hinweis eines Schularztes. Er sagte, er habe noch nie ein Bauernkind mit Asthma gesehen. „Und da hat es bei uns geklingelt“, sagt Mutius. „Denn die Bauern heizen meist noch mit Holz.“
Als wichtigster Schutzfaktor erwies sich der Kontakt mit Tieren. „Speziell wenn die Bäuerin während der Schwangerschaft noch selbst im Stall gearbeitet hat, gab es faktisch keine allergischen Kinder.“

Der Trick der Würmer

Die holländische Parasitologin Maria Yazdanbakhsh forscht in entlegenen Gebieten Indonesiens. Es gibt dort keine Wasserleitungen, keine Toiletten, überall laufen Tiere herum. „Hier herrscht noch ein Lebensstil wie bei uns vor 300 Jahren“, sagt sie. ‚„Alle Kinder sind verwurmt, aber sie sind topfit, Allergien gibt es nicht.“ Sie fand heraus, dass die meist harmlosen Würmer einen beruhigenden Einfluss auf das Immunsystem ausüben. „Das haben sie erlernt, damit sie selbst nicht angegriffen werden“, sagt Yazdanbakhsh. „Und so ein Immunsystem ist dann enorm tolerant und reagiert auch nicht auf Pollen.“

Lesen Sie nächste Woche: Der Großangriff auf unsere schützenden Bakterien durch Antibiotika.

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