„Sex, Drugs & Oberkrainer“

Sašo Avsenik hält die Tradition der Oberkrainer-Musik hoch. | Foto: Ingo Till
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Wie geht es ihnen auf dieser Tour?
Mit dem „Zauber der Weihnacht“ ist das jetzt das achte Konzert. Für uns ist diese Tour wie ein Ausflug. Wenn man ein Solo-Programm hat, muss man sich wirklich konzentrieren und zwei Stunden interessantes Programm vorbereiten. Hier haben wir nur 20 Minuten, weil auch andere Künstler auftreten. Natürlich ist das eine gewisse Herausforderung, weil in diesen 20 Minuten müssen wir wirklich zeigen was wir können. Für uns als Slowenen ist es sehr schön, wir fühlen uns geehrt, dass wir eingeladen sind und das schon zum vierten Mal. Und wir freuen uns über den Kontakt zu den Kollegen. Jede Gruppe hat zwar ihren eigenen Bus, aber wir haben das selbe Catering und sind in den selben Hotels untergebracht. Nach den Shows treffen wir uns, erzählen uns Geschichten, was so passiert ist, übers Jahr. Wir kennen uns mittlerweile untereinander – es ist fast wie ein Familientreffen.

Wieviele Auftritte haben Sie pro Jahr?
Heuer ist die Anzahl ein Rekord. Wir haben jetzt schon über 180 Termine. Aber recht viel weniger ist es auch sonst nicht.

Sind die Auftritte gleichmäßig übers Jahr verteilt?
Ja schon. Die einzige längere Pause die wir haben ist der Jänner. Die Zeit nutzen wir dann für Aufnahmen, Arrangements und um neue Ideen zu entwickeln. Auch im Februar nehmen wir oft noch auf. Rekordmonat ist immer August, weil da so viele Feste stattfinden. Danach kommt der Oktober mit dem Oktoberfest.

Wo überall tretet ihr auf?
Ziemlich viel in Slowenien. Der weitest entfernte Auftritt war in Kanada. Ansonsten Schweiz, Österreich, Deutschland, Holland, Frankreich, Südtirol, Italien.

Wie setzt sich euer Publikum zusammen?
Beim „Zauber der Weihnacht“ sind die Leute etwas älter. Jüngere Leute sind im Sommer auf den Festen stärker vertreten. Es macht einen Unterschied, ob für ein Konzert Eintritt bezahlt werden muss oder ob wir auf einem Fest spielen. Ich würde sagen, diese Musik ist für alle Generationen.

Ich habe gehört ihr spielt auch manchmal Rock-Covers?
Meine erste Band war eine Rockband, da habe ich Schlagzeug gespielt – großteils Covers von Beatles-Songs. Und zuhause in Slowenien spielen wir mit den Oberkrainern ein etwas anders Programm, weil es ein anderer Markt ist. Dort ist die Oberkrainer-Musik jeden Tag zu hören, darum machen wir ein etwas breiteres Programm mit zwei, drei Stunden Oberkrainer-Musik und dann gemischtes Programm – zum Tanzen und so.

Alles mit den selben Instrumenten?
Also ja, wir zeigen, dass man auch mit der Oberkrainer-Besetzung zum Beispiel „Atemlos“ von Helene Fischer spielen kann und Tina Turner und sowas. Aber auch in rockiger Besetzung, weil zuhause muss das dann schon krachen. Dann sitze ich am Schlagzeug und wir spielen Bon Jovi und danach kommt das Trompetenecho und alle sind auf der Tanzfläche und haben Spaß.

Was ist das Besondere an der Oberkrainer-Musik?
Das sind viele Details. Erstmal das Land. Slowenien ist eine alpenländisches Land, wo alle lustig aufgelegt sind und jeder für einen Spaß zu haben ist. In erster Linie war die Musik zum Tanzen gemacht. Besonders ist auch die Besetzung. Das Akkordeon wird hier nicht als Soloinstrument eingesetzt, sondern mehr zur Begleitung, für den Rythmus. Dafür sind auch noch Gitarre und Bass zuständig. Die Solisten sind die Bläser – Trompete, Klarienette – und zweimal Gesang. Das ist die original Oberkrainer-Besetzung. Sie ist so besonders, weil sie so klein ist und trotzdem so viel hermacht. Jedes Instrument ist bei jedem Titel zu 100 Prozent dabei.

Gab es die Oberkrainer-Musik schon vor ihrem Großvater?
Eigentlich gab es bei uns vor dieser Zeit keine solche Musik. Man könnte sagen er ist der Erfinder dieser Art des Akkordeonspiels und auch der Besetzung – zusammen mit seinem Bruder Vilko. Slavko, mein Großvater hat keine Musikschule besucht. Sein Bruder aber war ein akademischer Musiker. Er hat das Potenzial in meinem Großvater bemerkt und dessen Ideen aufgegriffen.

Stört es Sie manchmal, dass viele Leute am liebsten nur die alten Schlager von Ihrem Großvater hören wollen?
Nein, für mich ist das gut so. Ich habe mich nie getraut daran zu denken, dass ich einmal Profi-Musiker werden könnte. Ich war immer Fan von Opa, von seiner Person sowie auch von ihm als Musiker. Es macht mir die größte Freude, wenn ich sehe, wie die Leute mit seiner Musik Spaß haben. Mittlerweile schreibe ich schon ein bisschen, aber ich sehe mich selbst nicht als einen Autor, sondern vielmehr als jemanden, der die Arbeit von Opa weiterführt. Wir spielen immer zu 80 Prozent die alten Sachen, weil das Publikum das erwartet, zu zehn Prozent neues und zu zehn Prozent Experimente.

Experimente?
Bei dieser Tour zum Beispiel ein Cover-Medley auf Oberkrainerisch gespielt, mit Titeln wie „Last Christmas“, „White Christmas“ oder „Jingle Bells“. Die jüngeren Leute schauen dann ganz groß weil wir auch sowas spielen können. Überhaupt habe ich gemerkt, dass wir mit Live-Auftritten die Jungen am meisten begeistern können.

Was haben Sie eigentlich vorher gemacht?
Ich habe Tourismus studiert, wollte in einem Gasthaus oder Hotel arbeiten. Was ich heute noch mit Tourismus verbinden kann ist, dass wir unser Land und unsere Leute mit der Oberkrainer-Musik repräsentieren. Schon mein Opa war soetwas wie ein musikalischer Botschafter. So wie man in Frankreich die Chansons hat oder in Wien den Walzer, so ist die Oberkrainer-Musik eigentlich die einzige lokale Musik aus Slowenien.

Wie schätzen Sie die Lage der Volkstümlichen Musik und des Schlagers zur Zeit ein?
Was nicht mehr so stark ist wie früher, ist der CD-Verkauf. Auch in Radio und Fernsehen ist diese Art von Musik nicht mehr sehr stark repräsentiert. Andererseits ist aber das Live-Geschäft ziemlich gewachsen. Früher haben die Oberkrainer 120 bis 150 Mal im Jahr gespielt. Heute könnten wir leicht über 250 Termine kommen – das wollen wir aber nicht, weil wir ja auch noch ein bisschen Zuhause sein wollen. Dadurch, dass die CDs in den Geschäften weniger geworden sind, fahren viel mehr Leute zu unseren Live-Auftritten. Vom CD-Verkauf könnten wir nicht leben. Die machen wir eigentlich nurmehr, damit etwas von uns da ist und um das Image zu pflegen. Wir sind auch auf Streaming-Portalen vertreten, aber die Einkünfte sind insgesamt so gering, dass wir gerade die Produktionskosten decken können.

Wie sieht es mit Vinyl aus?
Ich denke wir werden in den nächsten fünf Jahren sowas wie ein Best-of auf Schallplatte herausbringen.

Wie haben Sie ihre Bandkollegen gefunden? Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht so einfach ist, junge Leute zu finden, die Oberkrainer-Musik machen wollen...
Für mich war das soetwas wie ein Wunder. In der Schule hat man diese Musik immer eher geheim gehört. In meiner Region habe ich keine Musiker gefunden, die das mit mir machen wollten. Über Facebook habe ich dann Leute gefunden. Das sind halt Menschen, die selber mit dieser Musik groß geworden sind. Es war mir schon wichtig, dass die Leute in der Gruppe auch mit dem Herzen dabei sind, nicht nur dass sie gut spielen.

Musiker führen ja oft ein „wildes“ Leben. Wie ist das im volkstümlichen Bereich?
Wir sagen oft „Sex, Drugs & Oberkrainer“ (lacht). Keine harten Drogen natürlich, aber wenn wir in einem Bierzelt spielen, dann sind Getränke da und Mädchen. Aber wenn man 180 mal im Jahr spielt, dann geht sich das natürlich nicht aus, jeden Tag zu trinken.

Wie ist es mit Familie?
Meine Kollegen haben schon Kinder. Und das geht auch gut so. Heute ist alles einfacher mit Dingen wie Skype und so.

Vielen Dank nochmal für das Interview!

Am 21. April gastieren „Sašo Avsenik und seine Oberkrainer“ zusammen mit „The Slowenian Mastersingers“ im Brucknerhaus.

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