Stark gefährdete Schmetterlingsart wird durch menschliche Eingriffe in dessen Lebensraum zur weitreichenden Partnersuche gezwungen

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Fragestellung zu meiner im März dieses Jahres stattgefundenen Feldforschung:
Gibt es noch weitere Gründe, als von Menschen herbeigeführte Lebensraumveränderungen, welche Populationsschwankungen des großen Fuchs (Nymphalis polychloros) hervorrufen?

Um dieser komplexen Frage nachzugehen, begann ich mich eingehend mit der Lebensweise dieses seit 2002 in Mitteleuropa wieder im Vormarsch befindlichen zügig nach Osten und Norden ausbreitenden - Quelle: Lepiforum.de - aber eher bei uns selten gesichteten Edelfalters zu beschäftigen.
Für die von einem namhaften oberösterreichischen Biologen in den Raum gestellte Frage, könnte sich, aus der Beobachtung dieser als auch anderen Schmetterlingsarten heraus, bereits eine Antwort herauskristallisiert haben.

Die Feldforschung selbst fand am 21.03.2015 in unmittelbarer Linznähe/Plesching (Stadtgemeinde Steyregg) seinen Anfang und dauerte gerade einmal zwei Stunden.
Als ich zum ersten Mal den großen Fuchs erblickte, befand sich dieser gerade auf einem längeren mittig etwa 7 cm dicken Ast einer Hainbuche (Carpinus betulus), die einen Durchmesser von zirka 38 cm aufwies. Es war ein Weibchen, das sich dort, mit geschlossenen Flügeln, in einer Höhe von etwa 4,5 m aufhielt und mir ihre Anwesenheit nur durch einen leichten einmaligen zuckend wirkenden Flügelschlag kundgab, den Schmetterlinge in Angstsituationen gerne zeigen. Nur ein geschultes Auge hätte diesen dort ausgesprochen gut getarnten Falter auf dem Ast dieses Baumes entdecken können.

Während der kurzen Studienzeit nahm der große Fuchs nicht gerade die Nahrung auf, welche von mir erhofft wurde, die überwiegend auch von anderen als Imago - fertig entwickeltes Insekt - überwinterten Schmetterlingsarten bevorzugt wird, die in diesem Halbtrockenbiotop in ausreichender Menge vorhanden war. Stattdessen saugte er genüsslich auf dem Ast der Hainbuche den austretenden Baumsaft in sich auf, was meinerseits von einer Anhöhe aus gut beobachtet werden konnte. Auch die Weidenkätzchen einer Salixart, die sich in der Nähe seines Reviers befanden, das dort eine ungefähre Größe von etwa 480 m² aufwies, verschmähte dieser.
Nachdem sich der Falter am Baumsaft gütlich getan hatte, flog das Weibchen über eine steile Wiesenkante in den oberen Trockenbereich der Extensivwiese seines vorübergehenden Habitats empor, um sich hier niederzulassen und mit gänzlich geöffneten Flügeln aufzuwärmen. Die später einsetzende starke Bewölkung veranlasste schließlich den Falter für sich vorzeitig einen geeigneten Schlafplatz zu suchen. Das war auch der Anlass für diesen Tag meine Feldforschung einzustellen.
In den nächsten Tagen sollte es so kommen, das meinerseits dieser Falter dort nicht mehr vorgefunden werden sollte, was aber der erneuten Suche nach dieser Art keinerlei Abbruch verlieh.

Schließlich fand ich diese österreichweit stark gefährdete Art - Quelle: OASIS -, am frühen Nachmittag des 25. März, in einem vielversprechenden Biotop, welches sich im Linzer Stadteil St.Magdalena/Katzbach befindet. Dort hielt sich der große Fuchs am Rande eines Fichtenforstes auf einem Waldweg auf, wo dieser gerade sein Sonnenbad genoss. Am Rande der anderen Seite des Weges grenzt ein Wildzaun ein autobahnnahes Brachland ein, in dem vermehrt Weiden (Salix) vorkommen, welche typisch für diese Zeit vermehrt Blütenkätzchen aufwiesen.
Am Feldweg sitzend, seine Flügeloberseite zeigend, genoss dort der wunderschöne Falter gerade die warme Frühlingssonne, was deren wechselwarme Eigenschaft erfordert.
Wenn dieser sich nicht gerade sonnte, flog der Falter zu den Weidenkätzchen hinüber um daran zu saugen.
Leider konnte ich in diesem für ihn besser geeigneten Lebensraum nur ein Individuum dieser Art entdecken, was mir die Feldforschung nicht gerade erleichterte.
Am Tag darauf war dieser ebenso aus seinem Habitat spurlos verschwunden, was auf ein Wanderverhalten mit Hintergrund hinweist. Jetzt konnte ich gleichfalls davon ausgehen, dass es sich hierbei nicht mehr um einen Zufall handeln würde, oder der große Fuchs eventuell als Nahrung eines Vogels endete.
Die Beobachtungszeit in diesem Biotop belief sich auf etwa 30 Minuten. Mehrere erfolglose Besuche an verschiedenen witterungsbedingt vielversprechenden Tagen, die auf beiden Biotopen stattfanden, wurden der Feldforschung nicht hinzugerechnet.
Beide Biotope spiegelten die überwinterten Falter, wie Tagpfauenauge (Aglais io), C-Falter (Polygonia c-album), kleiner Fuchs (Aglais urticae), als auch den Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) wider.

Wegen der stetig abnehmenden Schmetterlingsfauna vermute ich immer öfters mit dem Problem des plötzlichen Verschwindens einer Art konfrontiert zu werden, was auf den zunehmenden Lebensraumverlust, beziehungsweise gravierende Lebensraumveränderungen, sowie auf den vermehrten, sowie den Tagesflugzeiten nicht angepassten Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft und auch auf das Spritzen von Obstbäumen zurückzuführen sei. Dieser gravierende Umstand führt vermehrt zu Populationsschwankungen, zu zwangsweisen Abwanderung von Arten, beziehungsweise zum Aussterben einer vor Ort vorkommenden Spezies.

Wichtig:
In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine ebenso ernstzunehmende Verhaltensauffälligkeit hinweisen, die ich sehr oft auch bei anderen Schmetterlingsarten beobachten konnte. Es handelt sich hierbei um ein vermehrtes Auftreten von Fehlbalzen, welches zwischen zwei unterschiedlichen Arten, oder gleichen Geschlechtern einer Art stattfindet. Diese zunehmende Entwicklung, dessen Ursprung in den bereits oben angeführten Lebensraumveränderungen sowie Umweltbelastungen zu suchen sei, zeichnet für den allgemeinen Rückgang von Schmetterlingspopulationen verantwortlich.

Da meine Suche nach überwinternden Individuen der Art Nymphalis polychloros in Linz und Linznähe erfolglos blieb, musste ich vorzeitig meine Forschungsarbeit beenden.
Die mitteleuropäische Flugzeit von nur einer Faltergeneration beginnt erst Ende Juni, wo ich die Feldforschung bezüglich dieser seltenen Spezies fortsetzen möchte. Es handelt sich, mit Sicherheit, um keine leichte Aufgabe, da dieser hochsensible Bioindikator in Linz und unmittelbarer Linznähe kaum mehr zu finden sei.

Auch kurze Beobachtungen von Tierarten können uns bereits wichtige Informationen über ihre Lebens- und Denkweise vermitteln. Die aus derartigen Studien gewonnene Erkenntnis kann für den weiteren Lebensraumschutz von fundamentaler Bedeutung sein.

Welche weiteren Gründe könnten die Populationsschwankungen des großen Fuchs erklären?

Die Vermutung liegt nahe, das dessen kurzer Aufenthalt - auf beiden Biotopen - auf fehlende Partner beruhte, welches in Folge eine weitreichende sowie populationsbelastende instinktive Partnersuche dieser Art auslöste.
Diese Verhaltensauffälligkeit des großen Fuchs würde auch erklären, warum man diese Art, neben den bereits erwähnten Hauptursachen – vom Menschen herbeigeführten Lebensraumveränderungen und den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft - eher selten zu Gesicht bekommt, beziehungsweise hier Populationsschwankungen erkennbar sind.

Ihr Verhaltensforscher
Franz Huebauer

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