Die Meidlinger Bankenkrise
Die Bank Austria schließt fast alle Filialen in Meidling. Deshalb gehen im Bezirk die Emotionen hoch.
MEIDLING. Der Pensionist Friedrich Dvorsky ist Kunde der Bank Austria. Doch der Besuch seiner Bank wird ihm immer schwerer gemacht.
"Seit Jahren verschwinden immer mehr Bankfilialen", so Dvorsky. "Dabei brauchen gerade alte Menschen Banken in ihrer Nähe. Nicht jeder Pensionist benutzt Onlinebanking."
Schleichender Prozess
Begonnen habe alles mit einem Banküberfall vor einigen Jahren. "Nach dem Überfall wurde die Filiale in der Koppreitergasse zugesperrt. Es folgten Schließungen in der Meidlinger Hauptstraße und der Hetzendorfer Straße", so Dvorsky. "Jetzt soll auch die Bankfiliale in der Oswaldgasse geschlossen werden."
Damit bleibt als letzte Meidlinger Bank-Austria-Filiale jene in der Schönbrunner Straße übrig. "Dort stehen die Menschen bis auf die Straße hinaus Schlange. Teilweise kommt es zu argen Beschimpfungen. Das geht doch so nicht." Beschwert hat sich Dvorsky schon mehrfach. "Doch beim Kundendienst finde ich keine Gehör. Freundlichkeit: Fehlanzeige."
Bezirksvorsteherin Gabriele Votava ist über die Meidlinger Bankensituation verärgert, aber machtlos: "Man kann darüber nur sein Bedauern und Empörung aussprechen", sagt sie der bz. "Die Filiale in der Schönbrunner Straße ist wirklich gestopft voll. Das ist in einer halbstündigen Mittagspause nicht machbar. Wir können da leider nichts unternehmen. Das liegt an der Unternehmenskultur der Bank Austria beziehungsweise des Mutterkonzerns Unicredit."
Nur eine Bank pro Bezirk?
Friedrich Dvorsky vermutet, dass es eine bewusste Politik bei der Bank Austria gebe, nur noch eine Filiale pro Bezirk zu betreiben. "Das liegt an deren Spar- und Stellenabbauprogramm", sagt er.
Bei der Bank Austria weist man diese Vermutung entschieden zurück. "Wir haben mit #+65 Standorten in Wien nach wie vor das dichteste Filialnetz der Stadt", so Unternehmenssprecher Volker Moser. "Filialstandorte werden aber nicht nach Bezirksgrenzen, sondern nach Kundeneinzugspotential, Marktpotential und ähnlichem ausgewählt." Die Oswaldgasse werde mit der Filiale in Alterlaa zusammengelegt, um so besser auf Kundenbedürfnisse reagieren zu können, so Moser weiter.
Für die "Unannehmlichkeiten" in der Schönbrunner Straße entschuldigt er sich. Es sei "besonders rund um den Monatsletzten und Monatsersten zu einem deutlich höheren Kundenaufkommen" gekommen. "Unsere Mitarbeiter kennen das Phänomen und versuchen diese Spitzen abzufangen."
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