Burgenland startet Pilotprojekt zur Gewährleistung der tierärztlichen Versorgung in der Nutztierhaltung
LR Norbert Darabos, Tierärztekammerpräsident Thomas Neudecker und Veterinärdirektor Robert Fink arbeiteten gemeinsam eine Probevertrag für 6 Monate aus, um die Versorgung der Nutztiere in ganz Burgenland sicherzustellen.
BURGENLAND. Derzeit sind nur mehr rund 14 Tierärzte von 100 Nutztierpraktiker, das sind Tierärzte für Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Ähnliches. Hinzu kommt der stetige Rückgang der Viehbauern, die eine örtliche weite Streuung nach sich zieht. Da Tierärzte von Gesetzes wegen auch nicht zum Bereitschaftsdienst verpflichtet sind, ist die tierärztliche flächendeckende Versorgung im Burgenland - wie auch in ganz Österreich - nicht mehr gewährleistet. "Hier geht es in erster Linie auch um den Tierschutz, bei Notfällen muss den Tieren geholfen werden", sagt Veterinärdirektor Robert Fink.
Die neue Regelung soll das Burgenland für Veterinärmediziner wieder lukrativ und interessant machen. "Da geht es Tierärzten gut und sie bekommen auch den nötigen Respekt", so Tierärztekammerpräsident Thomas Neudecker.
Vertrag auf Probe
LR Darabos präsentierte nun gemeinsam mit der Tierärztekammer und dem Veterinärdirektor das neue Konzept zur Sicherstellung der tierärztlichen Versorgung von Tierhaltebetrieben. So möchte man der Gefährdung regionaler Produktion von Lebensmitteln wie Fleisch, Milch oder Käse entgegensteuern. Eine Regelung wird schon seit langem angestrebt. „Umso mehr freut es mich, dass wir binnen einem halben Jahr dieses Projekt auf Schiene gebracht haben“, sagt der auch für Veterinärwesen zuständige Gesundheitslandesrat Norbert Dararbos. Man werde damit einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der burgenländischen Lebensmittelproduktion leisten, so Darabos weiter.
Der Vertrag zwischen dem Land Burgenland und die Österreichische Tierärztekammer wird probehalber für ein halbes Jahr, beginnend mit 2.5.2016 geschlossen – anschließend erfolgt eine Evaluierung. Das Land verpflichtet sich im Gegenzug der Österreichischen Tierärztekammer für jede Versorgungsregion pro Woche 600 Euro (inkl. USt) zu bezahlen. Für den gesamten Pilotzeitraum stellt das Land 78.000 EUR zur Verfügung.
Wichtigste Vertragspunkte
Bereitschaftsdienst
Das Burgenland wurde in fünf Versorgungsregionen eingeteilt: Oberwart, Güssing/Jennersdorf, Oberpullendorf, Neusiedl am See, Eisenstadt/Mattersburg. In jeder Region wird immer ein Tierarzt durchgehend erreichbar sein, vor allem auch in der Zeit von 19.00 bis 07.00 Uhr und am Wocheende.
Seuchenschulung
Im Seuchenfall muss ausreichend geschultes tierärztliches Personal zur Verfügung stehen, hier werden entsprechende Schulungen angeboten.
Fahrtengeld
Tierärzte verrechnen für Anfahrten in einem Radius von 8 Kilometer kein Fahrtengeld.
Nutztiere und Betriebe im Burgenland
Im Burgenland sind rund 6.000 Schafe, 1.400 Ziegen, 45.000 Schweine, 2.350 Pferde und 27.000 Rinder verzeichnet. Dabei ist Oberwart mit etwa 550 Nutztierhaltern der tierdichteste Bezirk.
Nutztierhalter im Burgenland
Schaf, Ziege, Pferd, Geflügel und Schwein
ND - 139
EU - 76
MA - 129
OP - 217
OW - 426
GS - 317
JE - 202
Rinder*
ND - 35
EU - 23
MA - 20
OP - 34
OW - 155
GS - 106
JE - 46
* Bei den beiden Haltergruppen kann es Überschneidungen geben, d.h. ein Rinderhalter kann zugleich auch Schweinehalter sein.
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