Aus der Sicht eines Wartenden
Hosain Hsso erzählt von seinen Erlebnissen als syrischer Asylwerber
ST. GEORGEN/W. (pevi). "Du kämpfst entweder für die Terroristen oder gegen sie – ich habe den dritten Weg gewählt." Mit durchdringender Stimme berichtet Hosain Hsso, warum er im Dezember 2014 aus seiner Heimat Syrien geflüchtet ist. Ein grausamer Bürgerkrieg, in welchem radikale Gruppen ohne Gewissen morden, tobt dort. Als Kurde bekam der Englischlehrer nie eine Anstellung in Syrien. Und das, obwohl er in perfektem Englisch über den Krieg berichtet. "Was machst du, wenn du als Mann deiner Familie nicht einmal einen Laib Brot bieten kannst?", beschreibt er die Machtlosigkeit. Über die Türkei und andere Länder kam der Asylwerber nach Österreich. Jetzt erzählt er vom Laufen, der Schnelligkeit, und der Angst, auf der Flucht jeden Moment sterben zu können.
Zukunft in Österreich
Viele Österreicher stellen sich derweil die Frage, warum fast nur Männer als Flüchtlinge hierher kommen. Hosain hat eine einfache Antwort: "Frauen und Kinder sind auf der Flucht jedem schutzlos ausgeliefert." Mit der Familie zu flüchten, war nicht möglich, denn er hatte sein Haus verkauft, um Geld für die Flucht aufzutreiben. Die Familie ist nun bei seinen Eltern untergekommen. Seine Tochter Emilin wurde nach der Flucht geboren, bisher hat Hosain sein Baby nur über Skype gesehen. Nachdem er in Eisenstadt angekommen war, wurde ihm ein Platz in St. Georgen zugewiesen. Nun möchte er sich engagieren, weshalb er aktuell die Sanitäterausbildung an der Rot-Kreuz-Ortsstelle absolviert. Als Auszubildender leistet er mehrere Zwölf-Stunden-Dienste in der Woche und hilft bei Essen auf Rädern. So schlägt er zwei Fliegen mit einer Klappe: Er kann Menschen helfen und lernt gleichzeitig Deutsch. Von der Gemeinde wünscht der Kurde sich, dass man ihm eine Chance gibt. Er fühle sich aber bereits als Teil der Gemeinde. "Ich bin so dankbar – dem Roten Kreuz, der Regierung, der Polizei, der Caritas und den Menschen hier. Österreich ist ein perfektes Land, und ich möchte zeigen, dass auch die Menschen aus Syrien gut sind." Ist er glücklich hier? "Dann, wenn ich Emilin in meinen Armen halten kann."
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