Gedanken zum Schwan als Wappentier der Ritter von Schwangau

Schwangauer Wappen
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Um die Jahrtausendwende treten die Ritter von Schwangau aus dem Dunkel der Geschichte. Warum nehmen sie sich den Schwan als Wappentier? Es mag in dieser Zeit auch andere mächtige Tiere wie Bären und Wölfe oder Löwen gegeben haben, die mit ihren Eigenschaften als Schutz und Zierde für das Geschlecht der Schwangauer in Frage gekommen wären. Trotzdem wählen die Schwangauer den Schwan in ihren Namen und in ihr Wappen und treffen damit eine Aussage zum Logos ihrer Familie. In der Heraldik ist der Schwan der Fähnrich von Dichtern und Musikern. Er symbolisiert Vollkommenheit, Schönheit und Anmut. Es stellt auch Licht, Liebe, Gnade, Aufrichtigkeit, Harmonie, Gelehrigkeit und Perfektion dar, einen Schwan im Wappen zu führen. Die erste Erwähnung der Burg Schwangau erfolgt im Jahr 1090 in einer Schenkungsurkunde des Herzog Welf IV. Hierin wird die Stadt Reutte/Tirol als „sub castro suo swanegowe“ bezeichnet.

Hiltpold der Minnesänger

So fügt es sich auch ins Bild, dass der erste bedeutende Schwangauer, den wir kennen, ein Minnesänger ist. Hiltpold von Schwangau (der Minnesänger) ist 1137 genannt. Nicht mit körperlicher Kraft, sondern mit seinen musischen Fähigkeiten gewinnt Hiltpolt sich seinen Platz in der Geschichte. Von ihm sind 23 Liedtexte in 49 Strophen überliefert.

Symbolik des Schwans

Die Symbolik des Schwans ist uralt. Der Volksglaube sagt, dass sich Engel manchmal in Schwäne verwandeln und deswegen immer mit Schwanenflügeln dargestellt werden. Im Gegensatz dazu werden etwa Dämonen immer mit Fledermausflügeln vorgestellt. In der germanischen Mythologie erscheint der Schwan in folgendem Zusammenhang: An der Wurzel des Weltenbaumes Yggdrasil befindet sich die Quelle von Urds Brunnen in welchem zwei Schwäne leben. Es heißt, dass alles, was mit dem heiligen Wasser in Berührung kommt, rein und mit lichtvoller Energie durchflutet wird. Ebenfalls steht der Schwan mit der Göttin Hel und dem Reich der Toten in Verbindung. Der Schwan weist orientierungslosen oder in Seenot geratenen Schiffen – und manchmal sogar auch dem Totenschiff mit Seelen auf der Überfahrt – den Weg. Bei den Kelten war es der Schwan, der die Barden zu Liedern inspirierte. Seine Anwesenheit galt als eine Botschaft und Zeichen. Und bei den Griechischen Göttern wurde Apollon (Gott der Dichtkunst) gezeugt, als sich Leda und Zeus in Schwäne verwandelt hatten. Wie der Storch trägt der Schwan die Farben der Göttin: schwarz-weiß-rot. Die Urvölker in Europa verehrten ihn deswegen als göttliches Tier. Anders als das Töten und Essen von Gänsen und Enten war deswegen die Tötung eines Schwanes mit einem Tabu belegt. „Mir schwant etwas“ heißt es, wenn sich eine göttliche Eingebung zeigt. Der Schwan vermittelte zwischen dem Reich der Hel/Holle und der Welt der Menschen. Er ist ein Grenzgänger zwischen Wasser, Land und Luft.

Leitname Hiltebold

Betrachtet man den männlichen Leitnamen der Ritter von Schwangau „Hiltebold“, so entdeckt man ebenfalls einen überraschenden Bezug zu matriarchalen Vorstellungen. Denn der erste Teil des Namens Hiltebold leitet sich von der Göttin Hilda/Hulda/Holda ab, die in der nordischen Tradition dem entspricht, was man sich in Mitteleuropa unter der Frau Holle vorstellt. Pold oder bolt bedeutet „kühn und mutig“. (Vergl. engl. = bold) Verwandte Namen von Bold/Polt sind Baldur (Frühlings- und Lichtgott) oder Balthes (Balthasar) In seiner Lichtgestalt entspricht Baldur wiederum dem Dichtergott Apollon bei den Griechen. Frei übersetzt bedeutet also der Name Hiltebold „der kühne, strahlende Held/dichtende Verehrer der Göttin Hilda/Hulda/Holda“

Margareta von Schwangau

Bis in die Zeit der Margareta von Schwangau (geb. ca. 1400 auf der Burg Hinterhohenschwangau) scheint der Logos der Schwanes für das Geschlecht der Ritter von Schwangau bestimmend gewesen zu sein. Denn Margareta von Schwangau heiratet den berühmten Minnesänger Oswald von Wolkenstein und erhält (trotz bereits bezahlter Aussteuer!) nach dem Tode ihres Vaters Ulrich von Schwangau einen, für eine verheiratete Frau ungewöhnlich großen Teil des Erbes. Ein Indiz dafür, wie wichtig den Edlen von Schwangau ihre Blutsverbindung zu dem Dichtergenie Oswald von Wolkenstein war.

Schwangauer Wappen
Label zum Film "Margareta von Schwangau"
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