Auf der Wildbach-Baustelle in Tiefental/Oberperfuss

Das ist die Großbaustelle der Wildbach- und Lawinenverbauung im Bereich Tiefentalbach in Oberperfuss.
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Kann ein Besuch auf einer Großbaustelle spannend sein? Die Antwort ist klar: Ja – vor allem dann, wenn es sich um ein Projekt handelt, bei dem man schon einige Meter zu Fuß zurücklegen muss, um es zu erreichen und das der Öffentlichkeit weitgehend verborgen bleibt.
Die SPÖ des Bezirks Innsbruck-Land traf sich am Dienstag zum Bezirkstag und vereinbarte im "Rahmenprogramm" einen Besuch auf der Baustelle im Tiefental zwischen Oberperfuss und dem Sellraintal. Bez.-Obmann Georg Dornauer jun., Bez.-GF Julia Schmid, der stellv. Landesvorsitzende Max Unterrainer, Landes-GF Georg Dornauer sen., Klubobmann Gerhard Reheis, der stellv. Klubobmann Thomas Pupp, Oberperfuss-Vizebgm. Thomas Zangerl und auch die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik pilgerten zur Baustelle Tiefentalbach der Wildbach- und Lawinenverbauung, um sich ein Bild von den dortigen Arbeiten zu machen.

Großbaustelle am Wildbach

Was sie dort zu sehen bekamen, beeindruckte die PolitikerInnen vollends. Die Planungsbeschreibungen für Konsolidierungssperren, Dosiersperren, Sanierungsmaßnahmen, forstliche Maßnahmen, Wildholzbewirtschaftung, Nachbesserungen und schließlich die Wiederherstellung der geregelten Abflussverhältnisse füllen mehrere Seiten der Projektbeschreibung. Die Umsetzung ist in vollem Gange.
"Es ist beeindruckend, was hier und in vielen anderen Bereichen von den Arbeitern der Wildbach- und Lawinenverbauung geleistet wird", zeigte sich Georg Dornauer jun. sowohl von der Leistung der Arbeiter als auch der Planer beeindruckt. "Dazu muss gesagt werden, dass wir heute bestes Wetter hatten. Die Arbeiter müssen aber in unzugänglichen Gebieten bei jeder Witterung ran – das verdient größten Respekt!"
Der Bezirksgeschäftsführer kam ebenso wie einige andere in den Genuss einer "Korbfahrt" im Baukran unter fachkundiger Führung mit Ing. Egmont Haas (Projektverantwortlicher) und verschaffte sich solcherart einen Überblick aus luftiger Perspektive. Im Anschluss wurden die Bauarbeiter zu einem gemeinsam Mittagessen mit den PolitikerInnen geladen.

Detail am Rande: Am Beginn des Lokalaugenscheins stand eine Einkehr beim Bäcker Ruetz in Kematen, wo Bgm. Rudolf Häusler (ÖVP) die SP-Delegation "parteiübergreifen" willkommen hieß. Gerade in Kematen funktioniert die Zusammenarbeit zwischen der VP-Bürgermeisterliste und der SPÖ bekanntlich bestens.

Anlass des Projekts

Vielleicht sollte man noch kurz anführen, was diese umfangreichen Maßnahmen in einem Bereich, den normalerweise niemand zu Gesicht bekommt, notwendig macht und welche Überlegungen einem derartigen Projekt zugrunde liegen.

Der Tiefentalbach in der Gemeinde Oberperfuss entwässert ein 9,03 Quadratkilometer großes Einzugsgebiet, welches von West nach Ost verläuft und im Roßkogel mit 2.643 m Seehöhe seine höchste Erhebung erreicht. Das Grundgestein bilden Glimmerschiefer und Gneise aus dem Stubai-Ötztal-Kristallin. Das Einzugsgebiet gehört in seinem oberen Teil der Kahl- und Almregion an, ist im mittleren Teil gut bewaldet und weist im unteren Teil – vorwiegend linksufrig – bedeutende landwirtschaftliche Flächen auf.

Der letzte große Murgang im teiverbauten Tiefentalbachgebiet, welcher seit dem Jahr 1974 zur Gänze zum Betreuungsbereich der Wildbach- und Lawinenverbauung gehört, ereignete sich im Jahre 1928. Das Geschiebe kam dabei vorwiegend aus Hanganbrüchen im Oberlauf,wobei besonders die Bachstrecke oberhalb der Ebner Brücke und der Mündungsbereich in die Melach stark verwüstet wurden.

Am 26. Juli 1969 ging über das Gebiet des Rosskogels ein schweres Gewitter mit Hagelschlag nieder, welches im benachbarten Enterbach die große Murkatastrophe auslöste. Der Gewitterzug, welcher sich bis in das hintere Sellraintal ausdehnte, griff auch auf den Oberlauf des Tiefentalbaches über und verursachte hier starken murgang. Der Bach trat oberhalb der Ebener Brücke aus den Ufern, riss diese weg, zerstörte teilweise den neuen Güterweg und richtete besonders in der Mündungsstrecke – damals noch im Betreuungsbereich der Wasserbauverwaltung – schwere Schäden an.

Nach der Gefahrenzonenausschreibung ist ein ortographisch rechter Ausbruch im Bereich Hinterburg sowie ein ortographisch linker Ausbruch bei der Brücke zur Rodelbahn zu unterstellen. Am Schwemmkegel im Bereich Au wird vorwiegend der Siedlungsbereich randlich beeinträchtigt und wird zum überwiegenden Teil die GP 5/1 flächig mit Geschiebe beaufschlagt werden.

Durch die nun projektierten Sanierungsmaßnahmen wird der derzeitige Gesamtzustand erhalten bleiben bzw. durch die forstlichen Maßnahmen im Einzugsgebiet durch die Wiederherstellung der geregelten Abflussverhältnisse die Gesamtgefahrensituation im Einzugsgebiet entscheidend verbessert.

Persönliche Anmerkung: Wer diese Männer bei der Arbeit sieht und sich das Ganze auch noch bei widrigsten Wetterverhältnissen vorstellt, lernt die Rückkehr an den Schreibtisch wieder neu zu schätzen ...

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