Nein zur Gürtelbim: Stadt Wien bremst die Linie 8 aus
Um die U6 zu entlasten, wollte Rudolfsheim die Straßenbahn-Linie 8 wiederhaben. Die Stadt sagt Nein.
WIEN. (cb). Für viele Pendler gehört das tägliche Stehen in den überfüllten Waggons der U-Bahn-Linie 6 zum Alltag. Das Rudolfsheimer Bezirksparlament wollte nicht mehr dabei zuschauen. Im Herbst beschloss man auf Initiative des Wien-Anders-Bezirksrats Didi Zach einen Antrag, in dem die Rückkehr der 1989 eingestellten Straßenbahn-Linie 8 gefordert wurde.
Doch die für die Wiener Linien zuständige Stadträtin Ulli Sima zeigt der Idee die kalte Schulter: "Aus fachlicher Sicht ist eine zur U6 parallele Linienführung einer Straßenbahn derzeit nicht erforderlich." Als Begründung verweist Sima auf aktuelle Fahrgastzahlen und Prognosen künftiger Fahrgastströme seitens der Wiener Linien.
Zach zeigt sich enttäuscht: "Ich verstehe nicht, woher die Zahlen kommen. Viele Experten halten die U6 für überlastet", sagte er der bz. Zach denkt nun über eine Unterschriftensammlung nach.
Entlastung muss sein
Auch der Rudolfsheimer Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal (SPÖ) nimmt die Absage mit Bedauern zur Kenntnis. "Wir haben jetzt als Gegenvorschlag eingebracht, dass die S45 bis zum Westbahnhof fahren soll. Auch dadurch könnte man die U6 entlasten – und zwar ohne Mehrkosten zu haben."
Die U6 ist tatsächlich eine der am stärksten frequentierten Linien Wiens. "Jährlich nutzen sie rund 74 Millionen Menschen", sagt Wiener-Linien-Sprecher Daniel Amann. "Jeder dritte Fahrgast ist im Einzugsbereich von 13A, 43, 6, U6 und U3 unterwegs." Es gibt also Entlastungsbedarf, vor allem weil bis 2030 über zwei Millionen Menschen in Wien leben und arbeiten werden. Straßenbahnen spielen dabei für die Wiener Linien eine eher untergeordnete Rolle. Sie setzen auf den U-Bahn- und S-Bahn-Ausbau: "Der Ausbau der U2 und der U5 wird Linien wie die U6 entlasten", so Amann. "Und am Matzleinsdorfer Platz entsteht ein neuer Umsteigeknoten auf die S-Bahn. So wollen wir die Linien entlasten und den Komfort erhöhen."
Gemischte Reaktionen
In den Bezirken entlang des Gürtels erzeugt die Absage an die Gürtel-Bim durch Ulli Sima gemischte Reaktionen. "Das ist ein komplexes Thema", meint Währings Grünen-Bezirkschefin Silvia Nossek. "Es war ein großer Fehler, die Linie 8 aufzulassen. Die U6 braucht eine Entlastung. Wir denken über eine neue Busverbindung durch die Westbezirke nach." Döblings Bezirksvorsteher Adolf Tiller (ÖVP) wünscht sich nach wie vor die Gürtel-Bim: "Wir hätten sogar noch die Gleise dafür. Aber in den anderen Bezirken ist ja leider alles durch Radwege ersetzt worden. Dabei hätte eine Bim den Vorteil, dass sie mehr Statio-#+nen als eine U-Bahn anfahren könnte."
"Nicht sehr schlau"
Die Hernalser Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer (SPÖ) hält eine Bim entlang der U6 nicht für sehr schlau: "Das würde zu viel Geld kosten und die Radwege müssten auch weg. Und es gibt dort jetzt auch viel Fußgängerverkehr." Die Fußgänger gebe es nicht zuletzt aufgrund der Lokalszene am Gürtel, wie Ottakrings Bezirksvorsteher Franz Prokop (SPÖ) meint. Diese gelte es, zu beschützen. Auch deshalb habe man einen geplanten Antrag zur Gürtel-Bim zurückgezogen: "Nach einem Gespräch mit den Wiener Linien warten wir jetzt auf die U5", so Prokop.
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