Sexarbeit in Wien: "So schlimm war es noch nie!"
Die Sexarbeiterinnen sind mit dem Wiener Prostitutionsgesetz mehr als unzufrieden.
WIEN. "Hier im Auhof gibt es kein WC, keine Waschmöglichkeit und keinen Platz zum Umziehen. Gleiches gilt für den Prater!" Die 35-jährige Wienerin Sandy ist seit 16 Jahren "im Geschäft". Aus Erfahrung sagt sie: "So schlecht wie jetzt war’s noch nie!" Statt Freiern kreisen nur zwei Streifenwagen auf dem Parkplatz.
Der Auhof präsentiert sich düster und unfreundlich. Ein dunkler Parkplatz, eine Tankstelle, ein Hotel. "Im letzten Jahr hatten wir hier sechs massive Übergriffe, von denen die Polizei nichts weiß", erzählt Christian Knappik von der Plattform sexworker.at. Man vertraut der Polizei nicht. Im Auhof dürfen die Prostituierten anbahnen, aber nicht ihre Dienste anbieten. Dafür müssen sie mit den Freiern ins nächste Stundenhotel fahren, das acht Kilometer weit entfernt liegt.
Kaum Kunden
Im Club28 in der Felberstraße drängeln sich einige Sexarbeiterinnen, aber keine Kunden. "Früher war hier das zentrale Stundenhotel für den Straßenstrich", weiß Knappik. Die Frauen tratschen, lackieren ihre Nägel, spielen mit dem Handy. An den Wänden hängen Fotos ehemaliger Prostituierter. "Die Straßenstrich-Freier trauen sich nicht zur Anbahnung in ein Lokal", meint Knappik. "Das hat eine andere Systematik."
Zu wenige Arbeitsplätze
Das seit einem Jahr gültige Pros-titutionsgesetz sieht strengere Auflagen für Lokale vor. Von den einst rund 450 Etablissements sind bisher weniger als 30 genehmigt worden. Über 100 Genehmigungsverfahren laufen noch. Gemeinderätin Birgit Hebein von den Grünen meint, dass legale und sichere Arbeitsplätze bald knapp werden könnten. Eine Sorge, die Christian Knappik teilt: "Zu wenige legale Arbeitsplätze drängen die Frauen in die Kriminalität!"
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.