Florian Jakowitsch - der versprengte Wolf in St. Peter
Text und Fotos von Karl Kreska
Seit vergangenen Montag ist in St. Peter an der Sperr ein großartiger Querschnitt aus dem Schaffen des Neustädter Malerdoyen Florian Jakowitsch unter dem Titel „Fleisch & Transzendenz“ zu sehen. Der versprengte Wolf, wie sich der gebürtige Wiener Neustädter Maler, Zeichner und Glaskünstler in seiner vor mehr als 10 Jahren erschienenen Biographie bezeichnet, ist auch mit seinen 92 Jahren noch immer quirlig, rege, an allem Neuen interessiert, voll Schaffenskraft und scheut, wenn es um Kunst geht, auch heute noch keine Auseinandersetzung.
Mag. Carl Aigner ging in seiner Laudatio auf das oft turbulente Leben des Künstlers ein und auch Bürgermeister Klaus Schneeberger ließ es sich nicht nehmen, an der Eröffnung der Ausstellung teilzunehmen und erzählte in launigen Worten, dass er als Kind im selben Haus wie Jakowitsch wohnte und mit seinen Freunden den Künstler beim Zeichnen seiner Akte beobachtete, aber nicht wegen der Kunst, sondern wegen der nackten Tatsachen. Brigitta Karwautz, (Sopran) und Robert M. Weiß (Orgel) umrahmten die Ausstellungseröffnung mit sakraler Musik
Auf Wunsch seines Vaters begann der junge Florian eine Lehre bei den WN Flugzeugwerken die er aber nach kurzer Zeit abbrach um bereits 1940 an die Akademie der bildenden Künste nach Wien, in die Meisterschule Carl Fahringers, der ebenfalls Wiener Neustädter war, einzutreten. Zusätzlich besuchte er die Aktabendkurse bei Herbert Boeckl.
1941 wurde Jakowitsch zum Arbeitsdienst nach Stuttgart eingezogen, wo er an der dortigen Akademie Anton Kolig kennen lernte, dem er auch Modell stand. Nach Militärdienst und Gefangenschaft kehrte er bereits 1945 nach Wien zu Sergius Pauser an die Akademie zurück. 1947 und 1948 unterrichtete er an verschiedenen Schulen in Wiener Neustadt. Die meisten Kunsterzieher waren als Nazi aktiv und durften zu dieser Zeit nicht unterrichten.
Nach ihrer Entnazifizierung begann das, was Jakowitsch seine Wanderjahre bezeichnet. In dieser Zeit malte er viele Porraits von denen nur jene von Bürgermeister Rudolf Wehrl und jenes vom Begründer der Logotherapie,Viktor E. Frankl, genannt seien. Noch 1950 erhielt er ein 5monatiges Stipendium in Paris, wo er letztlich 14 Monate blieb. Diese Zeit, bezeichnete er als seine „Hochschule des Lebens“. Hier lernte er Maler aus aller Welt kennen. In einer Ausstellung mit moderner Glasmalerei begeisterte ihn die Leuchtkraft der Farben im Spiel mit der Sonne. Noch während seines Studiums an der Akademie de Grand Chaumiere, arbeitete er in der Glaswerkstätte von Jean Barillet mit, wo er die Technik der Glasbetonfenster erlernte.
In Schorndorf bei Stuttgart schuf er dann in der r. k. Kirche 1954 seine ersten Fenster in dieser Technik. 1958 erhielt er den Auftrag in der Apsis der Herz Mariä Kirche im Kriegsspital, ein 80 m² großes Glasbetonfenster zu errichten. Mehr als 20 Glasfenster folgten, aber auch zahlreiche Sgraffiti und Mosaike schmücken private, öffentliche und sakrale Gebäude. So gestaltete Jakowitsch ein Mosaik für die Aufbahrungskapelle am WN Friedhof, das mit seine Helle nach oben zum Licht, allen Religionen gerecht wird. Fasten- und Auferstehungstücher für das Neukloster, eine Mosaiktrilogie für die Milak und Portraits führender Personen sind nur einige Arbeiten aus seinem Schaffen der vergangenen paar Jahre.
Florian Jakowitsch musste aber auch zahlreiche Verluste hinnehmen. So verschwanden zwei Mosaike am Portal der Heiland-Apotheke. Am spektakulärsten war die Zerstörung der Mosaike an der „alten“ Bezirkshauptmannschaft am Neuklosterplatz. Der Kulturpreisträger erhielt eine Reihe von Auszeichnungen darunter auch den Silvesterorden der vom Papst persönlich verliehen wird. Eine Ausstellung die es lohnt, sie zu besichtigen.
FLORIAN JAKOWITSCH: Fleisch & Transzendenz
Die Ausstellung ist bis 12. Juli geöffnet.
Öffnungzeiten: Mi, Fr, Sa, So und Feiertag 10 - 16 Uhr und Do 10 - 20 Uhr
Nach Anmeldung unter 02622/373-951 auch außerhalb der Öffnungszeiten
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