Justizminister eröffnete Sonderausstellung im Museum in Neupölla

Festgäste v.l.n.r.: Vizebgm. Johann Müllner, Hofrat Dr. Willibald Rosner – Dir. D. Nö. Landesarchivs, Mag. Elisabeth Loinig – Nö. Landesarchiv, Justizminister Dr. Wolfgang Brandstetter, Museumsleiter Dr. Friedrich Polleroß, Zeitzeugin Johanna Pascher, Ausstellungskurator Mag. Niklas Perzi, Bgm. Günther Kröpfl u. Ausstellungsgestalter Sascha Windholz | Foto: Friedrich Polleroß
  • Festgäste v.l.n.r.: Vizebgm. Johann Müllner, Hofrat Dr. Willibald Rosner – Dir. D. Nö. Landesarchivs, Mag. Elisabeth Loinig – Nö. Landesarchiv, Justizminister Dr. Wolfgang Brandstetter, Museumsleiter Dr. Friedrich Polleroß, Zeitzeugin Johanna Pascher, Ausstellungskurator Mag. Niklas Perzi, Bgm. Günther Kröpfl u. Ausstellungsgestalter Sascha Windholz
  • Foto: Friedrich Polleroß
  • hochgeladen von Bernhard Schabauer

NEUPÖLLA. Passend zum Gedenken an das Kriegsende vor 70 Jahren wurde am 9. Mai im „Ersten österreichischen Museum für Alltagsgeschichte“ in Neupölla (Waldviertel) eine Sonderausstellung zur Erinnerung an die 1945 aus Südmähren vertriebenen deutschsprachigen Bewohner eröffnet.
Die vom Nö. Landesarchiv und dem Zentrum für Migrationsforschung gestaltete Wanderausstellung unter dem Titel „Langsam ist es besser geworden. Vertriebene erzählen vom Wegmüssen, Ankommen und Dableiben“ wurde von Justizminister Wolfgang Brandstetter feierlich eröffnet.
Zunächst begrüßte Bürgermeister Günther Kröpfl die Gäste und dankte allen Mitwirkenden. Museumsleiter Friedrich Polleroß betonte, dass die heurige Sonderausstellung gut zu früheren Veranstaltungen des Museums passt, die den Aussiedlern des Truppenübungsplatzes Döllersheim-Allentsteig und den aus dem Waldviertel vertriebenen Juden gewidmet waren. Hofrat Willibald Rosner, der Direktor des Nö. Landesarchivs, erläuterte dass dieses erste Projekt des vor fünf Jahren gegründeten Zentrums für Migrationsforschung nicht so sehr das „Wegmüssen“, sondern das „Ankommen“ der aus Tschechien Vertriebenen in Niederösterreich beleuchten soll. Denn es wird meist vergessen, dass die mittellosen Flüchtlinge bei manchen Österreichern und Politikern damals so wenig willkommen waren wie die Asylanten heute.

Mehrere Stationen

Die Ausstellung wurde schon an mehreren Stationen in Österreich und in Tschechien gezeigt, wo sich nun eine junge Generation ebenfalls mit der Geschichte dieser Zeit beschäftigt. Bundesminister Brandstetter brachte seine Freude zum Ausdruck, erstmals offiziell eine Ausstellung des Museums in Neupölla eröffnen zu dürften, da er die oftmals unangenehme Wahrheiten aufgreifende Aktivitäten dieses Hauses und seines Leiters sehr schätze. Er betonte die staatliche und individuelle Rechtssicherheit zur Vermeidung solcher Schicksale, wie sie vor und nach 1945 Millionen Menschen erleiden musste und hoffe auf eine bessere Regelung der Flüchtlingsfrage in der EU. Abschließend erinnerte er eine gemeinsame Aktivität in jungen Jahren: 1988 hatte der angehende Jurist für einen Ausstellungskatalog von Friedrich Polleroß einen Aufsatz über die Entschädigungsfrage des Truppenübungsplatzes geschrieben. In diesem Zusammenhang wurde ihm das Schicksal des entschädigungslos enteigneten Hausbesitzers Karl Fröschl bekannt, der nur mehr den Wunsch hatte, im Familiengrab auf dem Truppenübungsplatz begraben zu werden. Über Intervention des Sekretärs des damaligen Verteidigungministers Robert Lichal, eines gewissen Michael Spindelegger, konnte dies erreicht werden – gerade noch rechtzeitig, bevor Herr Fröschl verstarb. Dieses einzige Nachkriegsgrab auf dem Truppenübungsplatz neben der Friedenskirche Döllersheim möge daher nicht nur als Denkmal an die Waldviertler Aussiedler erinnern, sondern als allgemeines Mahnmal gegen Nationalitätenhass und Vertreibung dienen.
Anschließend führte Ausstellungskurator Niklas Perzi durch die von Sascha Windholz in sechs Stationen von 1945 bis zur Gegenwart führende und zahlreiche Interviews von Zeitzeugen integrierende Ausstellung. Mit einem Waldviertler Buffet der Damen des Dorferneuerungsvereines klang die auch von der Blasmusik Altpölla musikalisch umrahmte Eröffnung erfolgreich aus.
Die Ausstellung kann im Museum, 3593 Neupölla 10, bis 16. August jeden Sonn- und Feiertag von 14 bis 16 Uhr sowie in Gruppen auch gegen Voranmeldung zu anderen Zeiten besichtigt werden. Weitere Informationen: www.Poella.at/museum

Zur Ausstellung
„Langsam ist es besser geworden - Vertriebene erzählen vom
Wegmüssen, Ankommen und Dableiben”
1945, als sie aus der Tschechoslowakei vertrieben wurden, waren sie Kinder. Fast
70 Jahre danach erinnern sie sich zurück. Erzählen vom Ankommen in Niederösterreich; dem Bitten und Betteln um Essen; von der Suche nach einem Dach über dem Kopf. Von der Angst wieder abgeschoben zu werden. Vom langsamen, schmerzhaften Hineinfinden der Eltern in ein neues Leben. Ihren ersten Schultagen herüben, von ihrem Schmerz und ihrer Sehnsucht. Von Hilfe und Ablehnung in einem Land, welches für viele nie ganz Heimat wurde. Von Begegnungen mit „drüben”, von Besuchen und Kontakten. Gekommen aus einem Land, das es nicht mehr gibt – leben manche von ihnen, bis heute, in einem fremden Land.

Rahmenprogramm:
Freitag, 29. Mai 2015, 19:30, im Museum: Vortrag und Diskussion gemeinsam
mit der Waldviertelakademie: Mag. Niklas Perzi, MAS: „Vor 70 Jahren:
Enteignung, Entrechtung und Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei“

Erstes österreichisches Museum für Alltagsgeschichte

Das Museum bietet einen Überblick über die Alltagsgeschichte am Beispiel der
Region zwischen Zwettl und Horn. Der erste Teil behandelt die Zeit bis 1850 anhand
der institutionellen Rahmenbedingungen: Das Thema „Pfarren und Gläubige” wird am Beispiel der Waldviertler Urpfarre Altpölla beleuchtet. Im Bereich „Herrschaften und Untertanen” veranschaulichen barocke Darstellungen von Schlössern und Bildnisse mächtiger Adeliger die herrschaftliche Pracht, während die Funktionen der Grundherrschaften bis 1848 durch Gerichtsurteile, Verlassenschaftsabhandlungen und Ehekontrakte der Herrschaftskanzleien vorgeführt werden. Der Abschnitt „Märkte und Bürger” zeigt am Beispiel des Marktes Neupölla die Vielfalt handwerklichen Lebens. Die Wohnstube vermittelt durch Möbel und Einrichtungsgegenstände einen Eindruck von den Wohn- und Besitzverhältnissen der bäuerlichen Bevölkerung und der Hausweberei. Die ehemalige Rauchküche bietet einen Überblick zum Thema „Kochen und Essen” und über die häusliche Beleuchtung. Der Dachboden beherbergt eine Sammlung bäuerlicher Gerätschaften aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
Der zweite Museumsteil im neuen Trakt führt den historischen Überblick von
1850 bis 1950 anhand der Geschichte der Familie Walter weiter, in deren Besitz sich
das Haus bis 1955 befand. Parallel zur Familiensaga wird die politische Entwicklung
skizziert vom Zeitalter Kaiser Franz Josefs über die Erste Republik bis zur nationalsozialistischen Herrschaft und Besatzungszeit. Dazu wird anhand von Möbeln, Kleidern, Geschirr, Lebensmittel, Hygieneartikel und persönlichen Souvenirs die Wohn- und Alltagskultur gezeigt. Der letzte Abschnitt des Museums beleuchtet das Schicksal der kleinen Handwerker des 20. Jahrhunderts am Beispiel des Tischlers Johann und des Schusters Josef Krammer, wobei die Schusterwerkstätte im Museum rekonstruiert werden konnte.

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