Imame setzen in Wien starkes Zeichen für Frieden und gegen Terror

- Auf den Stufen vor der Floridsdorfer Moschee präsentierten die Imame ihre Deklaration.
- hochgeladen von Christine Bazalka
312 Imame haben eine gemeinsame Deklaration gegen Extremismus unterschrieben. Vor der Moschee in Floridsdorf wurde sie am Mittwochvormittag präsentiert.
FLORIDSDORF. Mit Bussen und Autos aus ganz Österreich sind sie Mittwochfrüh angekommen, mitten im Fastenmonat Ramadan: Etwa 150 Imame, die sich im Islamischen Zentrum am Bruckhaufen versammelt haben, um stellvetretend für 312 Unterzeichner ihre Deklaration gegen Extremismus und Terror zu präsentieren.
Versammelt haben sie sich auf Initiative von Ramazan Demir, der als Seelsorger in der Justizanstalt Josefstadt tätig ist. Er wollte ein Zeichen für ein friedliches Miteinander setzen, das auch nach außen dringt. Denn innerhalb ihrer Gemeinde, in den Moscheen und beim Freitagsgebet würden sich die Imame ohnehin schon aktiv gegen extremistische Tendenzen einsetzen, so der Tenor der heute Anwesenden. In der Öffentlichkeit verpuffen diese Bemühungen aber oft ungehört.
Großes Medieninteresse
Heute müsste es aber anders sein – darauf deutet die Zahl der anwesenden Journalisten zumindest hin. Vor einem Halbkreis aus Kameramännern aus aller Welt spricht der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Ibrahim Olgun, von einem historischen Tag: "Wir zeigen, dass wir uns nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten gegen Extremismus wenden", sagt er. Imame, Seelsorger und Religionslehrer stünden gemeinsam auf der Seite von Frieden und Demokratie. "Jeder Anschlag ist ein Anschlag auf die Würde des Menschen, und der Islam sagt, dass die Würde des Menschen unantastbar ist", so Olgun.
Links Kameras, rechts Imame: Das Medieninteresse war groß.
Mit einer Sure aus dem Koran beginnt auch die eigentliche Deklaration: "Wenn jemand einen Menschen tötet, so ist es, als habe er die ganze Menschheit getötet. Und wer einem Menschen das Leben rettet, so ist es, als habe er die ganze Menschheit gerettet." Mit dem weiteren Text bezeugen die Imame, dass sie Pluralismus, Demokratie, Rechtsstaat, die Gleichstellung der Geschlechter und die Gleichheit aller vor dem Gesetz achten. Die Menschenwürde ist für sie von der Religion unabhängig, und sie setzen sich für die Weitergabe ihrer Werte ein. Sie wollen sich aktiv für ein friedliches Zusammenleben einbringen.
"Mit Terror haben wir nichts zu tun!"
Es ist, so Tarafa Baghajati, der die Deklaration mitinitiiert hat, eigentlich keine Distanzierung von Extremismus und Terror: "Man distanziert sich von etwas, das irgendwo, auf irgendeine Art, doch noch mit einem zu tun hat. Mit Terror haben wir aber gar nichts zu tun."
Murat Baser, Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinschaft in Oberösterreich
Imame aus ganz Österreich
Als "starkes Zeichen" sieht Kamili Rahim, Imam aus Hollabrunn, die Unterzeichnung. "Ich predige diese Inhalte aber seit Jahren", sagt er. In seiner persönlichen Arbeit werde sich also nicht so viel ändern. Murat Baser ist Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinschaft in Oberösterreich und gemeinsam mit etwa 35 oberösterreichischen muslimischen Geistlichen nach Wien gekommen. Er findet es wichtig, gegen Radikalisierung und Extremismus aufzutreten, "aber auch mühsam, dass wir immer wieder Stellung nehmen müssen." Fikret Fazic aus Graz spricht von einem "Zeichen für die Mehrheitsgesellschaft und unsere Nachbarn", das heute gesetzt wurde. Auch wenn der Kampf gegen Extremismus in den Moscheen und im Religionsunterreicht bereits stattfinde, sei es wichtig gemeinsam mit allen Imamen zusammenzukommen und das noch einmal zu betonen.
Fikret Fazlic vom Islamischen Kulturzentrum Graz.
Von der Moschee zur nächsten Kirche
Auch für Tarafa Baghajati hat der Tag nicht nur nach außen, sondern auch nach innen Bedeutung: "Dass so viele österreichische Imame in der Öffentlichkeit zusammenkamen, dass es so eine schöne Stimmung und so eine Diversität gibt, ist etwas Besonderes", sagt er und betont, dass Sunniten und Schiiten sowie Vertreter aller islamischen Schulen zusammengekommen sind. Und es wohl wieder tun werden, denn die nächste Aktion ist schon in Planung: Eine Menschenkette von der Moschee bis zur nächsten katholischen Kirche.





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