Tipps vom Optikermeister
Legasthenie durch Sehstörung

- René Litzenberger, Geschäftsführer von Haupt Optik, Strasshof.
- Foto: HauptOptik
- hochgeladen von Ulrike Potmesil
STRASSHOF. Optikermeister René Litzenberger, Geschäftsführer der Strasshofer Firma Haupt Optik, informiert über Sehstörungen bei Kindern:
Viele Menschen werden im Laufe ihres Lebens mit der Diagnose Legasthenie, Lese- und Schreibstörung, Dyslexie oder Lese- und Schreibschwäche konfrontiert, doch nicht alle können mit der Bezeichnung etwas anfangen. Besonders betroffen sind Eltern, wenn ihr Kind in die erste Klasse kommt und nach dem ersten halben Jahr festgestellt wird, dass es einen Lernrückstand hat. Dann der Schock, wenn eine der Diagnosen folgt, wie etwa „Legasthenie“. Viele Fragen kommen dabei auf.
Definition der WHO
Manche Eltern bezeichnen ihr Kind selbst als Legastheniker, da sehr häufig Buchstaben und Zahlen verdreht werden. Doch Legasthenie kann nur von mehreren Fachleuten aus unterschiedlichen Gebieten gemeinsam diagnostiziert werden. Die Weltgesundheitsorganisation hat dazu eine internationale Klassifikation (ICD-10) für die exakte Definition von Legasthenie und Dyslexie festgelegt um eine deutliche Abgrenzung zu den vielen anderen Störungen zu schaffen, die ähnliche Symptome hervorrufen können. So können beispielsweise Sehstörungen in der Nähe viele ähnliche Symptome der Legasthenie verursachen und auch diese selbst deutlich verstärken.
Visuelle Probleme ausschließen
Darum wurde von der WHO auch festgehalten, dass eine Legasthenie nur dann vorliegt, wenn keine visuellen Probleme feststellbar sind. Um jedoch visuelle Probleme ausschließen zu können ist eine sehr umfangreiche Überprüfung der Augen zwingend notwendig, die deutlich mehr beinhaltet als ein einfacher „Sehtest“. Denn das Scharfstellen der Augen in der Nähe ist nur eines der Systeme, die für ein störungsfreies und ausdauerndes Naharbeiten, wie lesen und schreiben, reibungslos funktionieren muss. Liegt in einem der Nahsysteme ein Defizit vor, so können die Informationen, die das Gehirn von den Augen übermittelt bekommt, nur schwer, fehlerhaft oder überhaupt nicht verarbeitet und aufgenommen werden. Einige Studien haben gezeigt, dass viele Lese- und Schreibschwächen behoben werden konnten durch eine geeignete Brillenkorrektur, die nicht nur die Sehstärke, sondern auch eine Achsfehlstellung der Augen korrigiert. Selbst bei einer Legasthenie konnte mit einer so genannten zykloplegischer Korrektur, die Lesegeschwindigkeit deutlich verbessert werden als auch die Lesefehler minimiert.
Wo können Funktionsfehler in der Nähe überprüft werden?
Grundsätzlich gibt es dazu mehrere Stellen so kann beispielsweise ein Augenarzt, der sich auf die Kinderoptometrie spezialisiert hat Funktionsfehler ausschließen. Hier sollte jedoch unbedingt nachgefragt und nach einem Befund verlangt werden, da sehr häufig nur Standartkontrollen durchgeführt werden. Eine gute Anlaufstelle sind auch Orthoptisten, die häufig in Sehschulen bei verschiedenen Spitälern arbeiten und sich auf Funktionsfehler spezialisiert haben. Aber auch vereinzelte Optometristen, die als Augenoptiker und Linsenspezialisten bekannt sind können solche Überprüfungen machen. Auch hier empfiehlt sich nachzufragen ob der Optiker des Vertrauens Funktionsprüfungen bei Kindern durchführt, da das ein eigenes Fachgebiet ist, für welches eine besondere Spezialisierung notwendig ist.
Kann man selbst eine Sehstörung feststellen?
Es gibt einige standardisierte Fragen, die jeder Spezialist vor den Prüfungen abfragt und häufig Aufschluss darüber geben ob eine Störung vorliegt oder nicht. Diese Fragen richten sich an die Eltern des betroffenen Kindes als auch an das Kind selbst:
Fragen an die Eltern
Werden häufig Kopfschmerzen bei längerer Naharbeit beklagt?
Kommt es bei normaler Tageshelligkeit überdurchschnittlich oder zur erhöhten Lichtempfindlichkeit?
Ist oftmals ein Augenreiben oder gerötete Augen zu beobachten?
Gibt es eine überdurchschnittlich hohe Ermüdung in der Schule oder bei den Hausaufgaben?
Benötigt das Kind deutlich mehr Zeit für schulische Hausaufgaben?
Fragen an das Kind
Sieht es manchmal unscharf oder verschwommen, wenn es von der Tafel oder einem Buch liest?
Sind schon mal Doppelbilder aufgefallen, wenn von der Tafel oder aus dem Buch gelesen wird?
Braucht es manchmal etwas länger, bis wieder deutlich gesehen werden kann, wenn es von der Tafel ins Buch sieht und umgekehrt?
Sind kurzzeitig Doppelbilder zu sehen, wenn der Blickwechsel von der Tafel ins Buch oder umgekehrt vollzogen wird?
Strengt das Sehen an, wenn es von der Tafel oder aus dem Buch liest?
Wenn eine oder mehrere Fragen mit „Ja“ beantwortet werden deutet das mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Fern- oder Nahstörung hin. Können diese Fragen alle mit „Nein“ beantwortet werden und es tritt dennoch eine Lese- oder Schreibschwäche auf, so ist eine Funktionsüberprüfung bei einem Spezialisten unbedingt zu empfehlen. Besonders bei Kindern in den ersten Schulstufen sollte möglichst rasch ein Experte aufgesucht werden, da der Lernerfolg mit einer passenden Korrektur gesteigert werden kann und ein entstandener Lernrückstand, durch eine unkorrigierte Störung, nur sehr schwer wieder aufgeholt werden kann.
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.