Harry Sokal in Zwerndorf
Neustart nach Unfall: Roots Ahead
ZWERNDORF. An sich ist der Breitstettner hier ja quasi Nachbar, und Stammgast natürlich auch. Und trotzdem ist es immer wieder etwas Besonderes, den Spitzenjazzer live zu erleben. Beim Pepi Helm im 3erwirtshaus in Zwerndorf. Harry Sokal, Ausnahmesaxophonist, mittlerweile pensionierter Universitätsprofessor an der Musikuni, und begeisterter Jazzer.
"Roots Ahead". Immer vorwärts, und trotzdem den eigenen musikalischen Wurzeln treu bleiben. Dieses Motto hat Harry für seine letzte CD gewählt, und sie war auch Motto des Konzerts am Samstag. Zwei kongeniale Musiker hatte er an seiner Seite, den Bassisten Štefan "Pišta" Bartuš und den Schlagzeuger Gernot Bernroider.
Das Programm umfasste einen Querschnitt aus Harry's letzten Produktionen, lyrische und leise Balladen wechselten mit stürmischen, akrobatischen Improvisationen. Schwerpunkt waren diejenigen von seinen Eigenkompositionen, die andere Musiker nicht mit ihm spielen mochten, weil sie ihnen zu schwierig schienen. "Obwohl die gar nicht so schwer sind, aber die meisten Musiker in Europa sind einfach zu faul zum Üben." Abschließender und viel bejubelter Höhepunkt des Konzerts war Harry's Jazzversion des "Erzherzog Johann-Jodlers", mit einem atemberaubenden Improviations-Intro von Pišta Bartuš.
Im Anschluss gabs dann noch eine musikalische Begegnung mit dem Hausherren. Nach dem eher komplizierten Vorgang des Umstimmens von dessen Gitarre auf seine individuelle Stimmung trug Pepi Helm, tatkräftig unterstützt von Harry und seiner Tochter Katharina, zwei Lieder aus seinem Repertoire vor.
Das Publikum dankte mit viel Applaus. Die Technik besorgte übrigens auch ein Musiker, "Sir Tralala" David Hebenstreit.
Das Zwerndorfer Konzert sei für ihn der Auftakt eines neuen Formats, erläutert Harry Sokal. Er sei jetzt wieder fit, zuletzt hatte er gröbere gesundheitliche Probleme: In der Lockdownzeit riss er sich bei einem Sturz auf der Kellerstiege gleich drei Bänder, aber jetzt kann er wieder gehen. Er sei jetzt sei zwei Jahren in Pension und möchte in Zukunft eher nur mehr kleinere Konzerte in kleineren Locations spielen, wenn möglich mit gleichbleibender Besetzung. Sein Ziel ist es, Organisation und Kosten überschaubar zu halten. "Für eine Produktion eigens Musiker aus New York einfliegen zu lassen, kostet einen Haufen Geld und monatelange Organisation, das will ich mir nicht mehr antun."
Kleinere Locations: Klingt sehr gut! Das heißt ja hoffentlich, dass man ihn in Zukunft öfter auch in der Nähe zu Gesicht oder besser ans Ohr bekommt ...
Links
Harry Sokal: Website
Harry Sokal: Youtube-Channel
Štefan "Pišta" Bartuš
Gernot Bernroider
3erwirtshaus(Facebook)
David Hebenstreit
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