WWF lenkt bei Flussbau ein
Die geplanten Maßnahmen der via donau gegen die Austrocknung der Donauauen sorgen für Diskussionen, der WWF lenkt jetzt ein.
BEZIRK. Mit dem „Flussbaulichen Gesamtprojekt“ von Wien bis zur slowakischen Grenze will man die kontinuierliche Eintiefung der Donausohle verhindern. Das Versuchsprojekt bei Stopfenreuth/Bad Deutsch-Altenburg, das im Vorjahr hätte starten sollen, wurde wegen mehrerer Einsprüche, u. a. von Seiten des WWF, gestoppt, nun gibt die Naturschutzorganisation grünes Licht: „Wir befürworten den Naturversuch der via donau, da wir jetzt Maßnahmen treffen müssen, um die Tier- und Pflanzenwelt des Nationalparks dauerhaft zu erhalten. Der Versuch ist zunächst unabhängig vom Flussbaulichen Gesamtprojekt zu betrachten, sonst kann der WWF nicht zustimmen“, so der stellvertretende Geschäftsführer des WWF Österreichs, Andreas Wurzer. Er tritt auch für weitere Naturversuche ein, aber: „Sämtliche Maßnahmen müssen bei negativen Auswirkungen wieder rückbaubar sein. Rodungen sollen auf ein Minimum reduziert werden“, fordert der WWF. Nationalparkdirektor Carl Manzano bekräftigt die Dringlichkeit des Naturversuchs und zeigt sich erfreut über die Position des WWF. „Beim Wasserbau an der Donau geht es um einen kontinuierlichen Lern- und Entwicklungsprozess, umso wichtiger ist es, in der ausgewählten, auf drei Kilometer begrenzten Fließstrecke noch heuer zu beginnen, um möglichst rasch praktische Erfahrung zu sammeln“, meint Manzano.
Gegenstimme von VIRUS
Der Sprecher der Umweltorganisation VIRUS, Wolfgang Rehm, zeigt sich verwundert über den Kurswechsel des WWF: „Hier werden europarechtliche Naturschutzbestimmungen nicht eingehalten. Der WWF soll sich nicht für überholte Projekte einspannen lassen.“ Die via donau begrüßt die Initiative des WWF „Der Start der Baumaßnahmen für das Pilotprojekt ist im Laufe der kommenden Niederwasserperiode ab Herbst/Winter 2011 technisch möglich“, heißt es von Seiten der via donau. Voraussetzung ist, dass die letzten beiden laufenden Behördenverfahren positiv abgeschlossen werden.
>>Zur Sache:
Sohleerosion
Die freifließende Donaustrecke zwischen Wien (Kraftwerk Freudenau) und der österreichisch-slowakischen Staatsgrenze stellt derzeit eine wesentliche Schwachstelle für die Binnenschifffahrt dar und ist durch eine anhaltende Sohlerosion von 2 bis 3,5 cm pro Jahr gekennzeichnet.
Zum einen schränken in diesem Donauabschnitt zu geringe und zeitlich stark schwankende Fahrwasserverhältnisse im Jahresverlauf die Zuverlässigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Schifffahrt ein, und zum anderen führt die kontinuierliche Eintiefung der Donausohle zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung des ökologischen Gleichgewichts des Nationalparks Donau-Auen.
Im betreffenden Pilotprojekt wird ein neues Verfahren erprobt, um mittels Anreicherung mit gröberem Donaukies der Eintiefung entgegenzuwirken. Darüber hinaus sind Uferrückbauten, die Anbindung eines Nebenarms an die Donau und die Optimierung bzw. der teilweise Rückbau der Regulierungsbauwerke vorgesehen.
Ulrike Potmesil
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