Erfolglose Jobbörse: zu wenig Saisonarbeiter für die Landwirtschaft
Arbeitsplatz-Situation in der Land- und forstwirtschaft bleibt trotz Bemühungen weiter angespannt.
NÖ/RAASDORF. Saisonarbeitskräfte zu finden wurde heuer für Niederösterreichs Landwirte zur Herausforderung. Trotz Gründung einer eigenen Jobbörse konnten die freien Stellen nicht besetzt werden.
In Gänserndorf, Tulln und St. Pölten nahmen 30 Dienstgeber an der Jobbörse, die gemeisam mit AMS und Landwirtschaftskammer gegründet wurde, teil. Während der Erntezeit stehen in Niederösterreich einige Tausend Saisonarbeitsplätze für EU-Bürger zur Verfügung, dazu kommen kontingentierte Stellen für Arbeitskräfte aus Drittstaaten. Derzeit sind das 560 Plätze, zu wenig, wissen die Bauern aus Erfahrung. Man beantragte daher die Erhöhung des Kontingents - was von Ministerin Beate Hartinger-Klein nicht genehmigt wurde. Landwirtschaftskammer-Präsident Hermann Schultes: "Es hieß, es gäbe in Österreich genug arbeitslos Gemeldete, man solle Asylberechtigte für die offenen Stellen anwerben. Wir haben uns bemüht, konnten mit der Aktion Jobbörse 350 Arbeitssuchende, darunter viele Asylberechtigte, erreichen, jedoch der ernüchternde Fazit: Keine einzige Stelle wurde besetzt", resümiert Schultes.
Der Raasdorfer Landwirt Johannes Theuringer nennt die Gründe für das Desinteresse an den angebotenen Jobs: "Die meisten Flüchtlinge leben in Wien und sind nicht mobil, können also nicht in der Peripherie arbeiten." Zwar bot er Quartiere für seine potenziellen Mitarbeiter an, die hätten jedoch ihre Familien nicht in Wien zurücklassen wollen.
Ein weiteres Problemfeld sind die Löhne. Zum einen sei Österreich laut Schultes nicht wettbewerbsfähig: Hohe Bruttolohnkosten gepaart mit vielen Abgaben ergäben einen zu geringen Nettolohn.
In Österreich beträgt der Lohn für Saisonarbeiter derzeit 11,73 Euro Brutto pro Stunden, netto bleiben 7,55 Euro. In Deutschland sind das (bei Pensionszahlungsverzicht) 9,31 Euro Brutto und es bleiben netto 8,84 Euro.
"Entweder rechnet sich damit die Arbeit für Arbeitslosengeldbezieher nicht oder sie wandern nach Deutschland ab", sagt Schultes.
Die klare Forderung des Landwirtschaftskammerpräsidenten lautet daher: "Wir brauchen die von der Regierung versprochene Aufstockung der Kontinentplätze für Menschen aus Nicht-EU-Ländern." 200 zusätzliche Plätze werden benötigt.
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