Zoo Schönbrunn-Direktorin geht in Pension
Die Direktorin der wilden Tiere
Der Tiergarten Schönbrunn genießt Weltruf – nicht zuletzt dank seiner Chefin Dagmar Schratter.
HIETZING. Franz I. Stephan von Lothringen, den man besser als Kaiser Franz I. kennt, verspürte während seiner Regentschaft den Wunsch nach einer Menagerie. Und da man damals einem Kaiser für gewöhnlich keinen Wunsch abschlug, eröffnete diese im Sommer 1752. Damit ist der Tiergarten Schönbrunn der älteste Zoo der Welt. Dass er aber auch einer der angesehensten ist, ist nicht zuletzt einer Frau zu verdanken: Dagmar Schratter.
1993 holte sie der damalige Direktor Helmut Pechlaner als seine rechte Hand nach Schönbrunn. Damit ist sie seit 26 Jahren die gute Seele des Tiergartens. Seit 2007 steht sie ihm als Direktorin vor. In dieser Zeit hat sie viel bewegt – vor allem Menschen zu "ihren" Tieren.
Ein Herz für Kinder
Kindergartengruppen stehen mit leuchtenden Augen und verrenkten Hälsen vor den Giraffen, Schulklassen bestaunen ehrfurchtsvoll die majestätischen Tiger: Die meisten Besucher des Tiergartens Schönbrunn sind jung. Das hat seinen guten Grund. "Man schützt nur das, was man liebt und kennt", ist Dagmar Schratter überzeugt. So hat sie als eine ihrer ersten Amtshandlungen gegen so manche Widerstände die Preisgestaltung des Tiergartens reformiert.
Kinder bis sechs Jahren bezahlen seither keinen Eintritt und Jugendliche bis 18 Jahren den Jugendtarif. Für alle, die älter sind, hat Dagmar Schratter eine günstige Jahreskarte ins Angebot aufgenommen, von der Jahr für Jahr rund 100.000 Stück verkauft werden: eine Erfolgsgeschichte.
Gesamterlebnis Zoo
"Ein guter Tiergarten ist es dann, wenn sich Tiere, Besucher und Mitarbeiter gleichermaßen wohlfühlen", lautet ihr Leitsatz. Dieses Ziel hat sie erreicht: Über zwei Millionen Besucher pro Jahr bestaunen die 700 Tierarten, die – auch das ist eine Novität – in vielen Fällen gemeinsam gehalten werden. "Tiere sind dann glücklich, wenn sie nach ihren Bedürfnissen gehalten werden. Man sollte vor allem darauf achten, dass sie zusammenpassen", so die Direktorin.
Nach ihrem Lieblingstier sollte man sie nicht fragen. Die Antwort dauert nämlich etwas. In Kürze: Sie mag, Ziegen, Frösche, Panzernashörner, Pandas, Affen, ... Wie erwähnt, es gibt 700 Arten im Zoo und alle liegen ihr am Herzen.
Abschied nehmen
Ihr Nachfolger steht noch nicht fest. Feststeht aber, dass sie Ende 2019 in Pension gehen wird. Sie meint schmunzelnd: "Bis dahin wird gearbeitet." Auf die Frage nach ihrem Vermächtnis, das für sie ein zu bedeutsames Wort für ihre Arbeit ist, antwortet sie: "Ich wäre glücklich, wenn man sagt: Sie hat einen guten Job gemacht."
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