"Putsch"
Machtkampf in der ÖVP Hietzing sorgt für Chaos und Unsicherheit
Die Zukunft Hietzings schien mit Johanna Sperker als Bezirkschefin weiterzugehen – jetzt ist sie ungewiss. Auch in der Krisensitzung am 3. November kam die Wiener ÖVP zu keiner Lösung des Konflikts.
WIEN/HIETZING. Eigentlich schien die Nachfolge von Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) gesichert – eigentlich. Mit einer beispiellosen Aktion geraten jetzt, wenige Tage vor der geplanten Angelobung von Johanna Sperker (ÖVP), sämtliche diesbezügliche Sicherheiten ins Wanken. Dass es innerhalb der stärksten Fraktion im 13. Bezirk Uneinigkeiten gab, was die personellen Veränderungen nach Kobalds Rücktritt betrifft, wurde bereits gemunkelt. Welche Konsequenzen diese jedoch hatten, hat auch Teile der Hietzinger ÖVP selbst überrascht.
Ein Teil der türkisen Fraktion in der Bezirksvertretung lehnt die vom Vorstand der Bezirkspartei nominierte Kandidatin Sperker ab. Mehrere ÖVP-Bezirksräte stehen stattdessen für Bezirksrat Friedrich Nikolaus Ebert ein. Medien sprechen von einem internen Putsch. Schlussendlich liegt es wohl in den Händen der ÖVP-Bezirksräte, in der Bezirksvertretungssitzung am Dienstag, 7. November, über die Besetzung des Vorsteher-Postens zu entscheiden. Eine eilig einberufene Krisensitzung des Wiener ÖVP-Präsidiums am 3. November hat kaum Ergebnisse gebracht. Ebert soll laut "diepresse.com" sogar mit einem Parteiausschluss gedroht worden sein. Jetzt soll es weitere Gespräche geben.
Kommt es zur Spaltung der ÖVP Hietzing?
Wie konnte es soweit kommen? Zu Beginn stand der plötzliche Rückzug von Kobald, der auch für die eigene Partei völlig überraschend kam. Zuerst schien mit Sperker die logische Nachfolge gegeben. Die derzeitige Bezirksparteiobfrau hat auch von Kobald Rückendeckung erhalten, in einem Interview auf "orf.at" wünschte sie sich zumindest, dass "wieder eine Frau dieses Amt übernimmt."
Abgestimmt über die Nachfolge Kobalds hat zuerst der Vorstand der Bezirkspartei. Mit 14 zu 15 Stimmen unterlag Ebert dabei Sperker, wie ein Insider der BezirksZeitung verriet. Kürzlich deutete Ebert in einem Bericht an, die Abstimmung sei allein durch Krankheitsfälle zu seinen Ungunsten ausgefallen.
Reaktionen aus der Opposition
Wie soll es nun weitergehen innerhalb der ÖVP Hietzing? Eine Spaltung möchte Ebert laut "diepresse.com" selbst nicht. Die BezirksZeitung erhielt bislang von keinem Wiener ÖVP-Vertreter ein Statement. Zu Wort meldete sich Marcel Höckner (SPÖ Hietzing): "Ich hoffe, dass die ÖVP Hietzing ihre Verantwortung um den Bezirk schnell wieder wahrnimmt und diese chaotischen Zustände ein rasches Ende finden. In unsicheren Zeiten, wie wir sie derzeit erleben, zählt die konstruktive Zusammenarbeit. Die SPÖ Hietzing ist jederzeit dazu bereit." Christopher Hetfleisch (Grüne) bemängelt das Misstrauen unter den Hietzinger ÖVP-Vertreterinnen und -Vertretern. "Was jetzt geschieht, ist ein Sinnbild für die jahrelangen Missstände innerhalb der Partei."
Und Neos-Bezirksparteiobfrau Katharina Kainz konstatiert: "In einem Bezirk, der für Überraschungen und Veränderungen nicht gerade bekannt ist, geht es turbulent zu. Parteiinterne Intrigen innerhalb der ÖVP bringen die Bezirksarbeit zum Erliegen." Sie mahnt: "Die ÖVP muss vom Krisenmodus schnellstens wieder in den Arbeitsmodus finden."
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