Bezirksmuseum Josefstadt
Findelhaus und Gebäranstalt der Alser Vorstadt

- Das Ausstellungsteam (v.l.n.r.: Martin Spengler, Helmut Pokornig, Maria Ettl, Anna Jungmayr, Verena Pawlowsky, Margarete Hubinger, Leopold Strenn, Lea Maria Struck, Natalja Schaudinn, Corinna Beran, Rebecca Muršec).
- Foto: Carolina Frank
- hochgeladen von Julia Schmidt
Eine Ausstellung beleuchtet das Findelhaus und die Gebäranstalt der Alser Vorstadt von 1784 bis 1910.
WIEN/JOSEFSTADT/ALSERGRUND. Selbst entscheiden, ob und wann Frau schwanger wird? Heutzutage ist das beinahe selbstverständlich. Dutzende zuverlässige Verhütungsmittel wie das Kondom oder die Pille sind verfügbar. Doch im 18. und 19. Jahrhundert war das nicht so. Vom selbstbestimmten Schwangerwerden konnten Frauen nur träumen.

- So sah um 1900 eine Hebammen-Bereitschaftstasche aus.
- Foto: Carolina Frank
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Umso wichtiger waren die Gebäranstalten und Findelhäuser. Auf diese Institutionen und die damit verbundenen Biografien wird in der Ausstellung "Vor Schand und Noth gerettet?!" des Bezirksmuseums Josefstadt (Schmidgasse 18) eingegangen. Auch die Familienforschung und die medizinischen Standards werden beleuchtet.
Frauen in extremer Abhängigkeit
"Als das Findel- und Gebärhaus initiiert wurde, waren es vor allem ledige Frauen, die ungewollt schwanger wurden. Sie kamen aus der Unterschicht, waren Dienstmägde, Hilfskräfte oder Kindermädchen", erklärt Anna Jungmayr, die Kuratorin der Ausstellung. Diese Frauen standen in einem extremen Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Dienstgeber.

- So sieht die aktuelle Ausstellung im Bezirksmusem aus. Zu sehen ist diese noch bis 30. März.
- Foto: Carolina Frank
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Jegliches Sexualverhalten, das nicht im Zuge der Ehe stattfand, wurde als "Unzucht" bezeichnet. Schwangerschaftsabbrüche wurden mit dem Tod bestraft, selbst wenn sie nach einer Vergewaltigung stattfanden. Auch Verhütung war verboten.
Todesstrafe auf Abbruch
"Es gab zwar Kondome aus Fischblasen oder Schafsdärmen, jedoch waren diese teuer und nicht wirklich zugänglich", so Jungmayr. Auch einige der damaligen Verhütungsmittel kann man in der Ausstellung betrachten.

- Ein Phantombaby, Mitte des 19. Jahrhunderts. Es ist eine Leihgabe vom Josephinum.
- Foto: Carolina Frank
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Für Frauen aus der Unterschicht, die ungewollt schwanger waren, stellte das Gebär- und Findelhaus eine wichtige Anlaufstelle dar, auch wenn es keinen guten Ruf hatte. In der Gebäranstalt konnten sie ihr Kind zur Welt bringen. Viele – sowohl Mütter als auch Neugeborene – verstarben allerdings nur wenige Tage nach der Geburt. Die Mütter mussten oft unmittelbar nach der Entbindung für die Institutionen arbeiten gehen, um für die medizinische Leistung bezahlen zu können.
Nach wenigen Tagen ins Findelhaus überstellt
Wenige Tage nach der Geburt wurde das Neugeborene in das staatliche Findelhaus überstellt. Somit ist auch die Familienforschung ein wichtiger Teil der Ausstellung, weiß Jungmayr: "Das Findelhaus war eine Verwaltungseinrichtung, durch die die Kinder einfach durchgeschleust wurden. Wir wollten herausfinden, wer die Kinder und ihre Mütter waren."

- Der "Kopfzettel" von 1865 über das Findelkind Anna Humm.
- Foto: Wien Museum
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Die Antwort auf diese Frage kann man auch im Begleitbuch zur Ausstellung nachlesen. Erhältlich ist es im Bezirksmuseum Josefstadt und online auf www.wienmuseum.at. Zudem führt Jungmayr am 11. März um 16 Uhr sowie am 28. März um 17 Uhr durch die Ausstellung.

- Das Begleitbuch zur Ausstellung ist Online und im Bezirksmuseum Josefstadt zu erwerben.
- Foto: Bezirksmuseum Josefstadt
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