Erstes Regenbogenfamilienzentrum: Gut beraten in der Franzensgasse
Seit 2016 dürfen homosexuelle Paare in Österreich Kinder adoptieren. Das Regenbogenfamilienzentrum gibt Raum für Beratung und Austausch.
MARGARETEN. "Wir haben die Idee eine Familie zu gründen... - Wie gehen wir's an?" "Für gewöhnlich", so könnte man geneigt sein zu sagen: Ein romantisches Dinner, ein guter Rotwein bei Kerzenlicht. Es läuft etwas Musik, vielleicht langsamer Jazz, Rosenblätter, die den Weg ins Schlafzimmer zieren, zwei Körper, die sich langsam... Ach, egal! In einer Stadt wie Wien, der selbst ernannten "Regenbogenhauptstadt", gibt es "für gewöhnlich" auch noch viele weitere Wege den Kinderwunsch Wirklichkeit werden zu lassen. Und in der Franzensgasse 25 weiß man wie!
Im Juni eröffnete dort das Regenbogenfamilienzentrum (RbFZ) als Anlaufstelle für Eltern, Kinder und Familien aus der Regenbogenszene. In dem neu geschaffenen Zentrum bietet man Beratung und Informationen rund um die Themen Kinderwunsch, Erziehung oder "Coming Out". Vor allem was rechtliche Fragen betrifft, hat man für Regenbogeneltern ein offenes Ohr, erklären Karin Mayer und Barbara Schlachter Delgado vom RbFZ.
Unterstützung von Stadt und Bezirk
Dass in Wien Bedarf an einer solchen Einrichtung bestehe, wurde den beiden durch ihre Arbeit beim 2011 gegründeten Verein FAmOs (Familien Andersrum Österreich) bewusst. Leicht war die Gründung dennoch nicht, so ist es die erste Institution dieser Art österreichweit. Auch in ganz Europa gibt es bis dato nur eine Handvoll. Orientiert habe man sich am Regenbogenfamilienzentrum in Berlin.
Zu Gute kam den beiden, dass sich "die Stadt Wien bei diesem Thema sehr klar positioniert hat", so Mayer. Von Seiten des Familienministeriums begrüßte man die Eröffnung eines solchen Zentrums explizit. Von Anfang an habe sich dann die Bezirksvorstehung Margareten sehr darum bemüht, dass das Zentrum einmal im 5. Bezirk stehen solle. Gesagt, getan, im Juni war die offizielle Eröffnung in der Franzensgasse 25.
Raum für Austausch und Miteinander
Trotzdem, so Mayer, lege man Wert darauf, auch abseits der klassischen Regenbogenbezirke im Wiener Innenstadtbereich wahrgenommen zu werden. "Regenbogenfamilien gibt es in allen Spektren der Gesellschaft", gerade Familien außerhalb der "klassischen Community" - also jenseits der Bezirke 4 bis 9 - seien oft auf solche Einrichtungen angewiesen.
Neben der Funktion als Beratungsstelle will man auch einen Raum für einen Austausch und ein Miteinander bieten. Jeden Samstag Nachmittag biete man so offene Treffen an. Besonders für Kinder sei dies von besonderer Bedeutung, da diese in Kindergärten oft den Eindruck eines Exotendaseins bekämen. Sich mit anderen Regenbogenfamilien auszutauschen, könne so eine wichtige Stütze sein, erklärt Schlachter Delgado.
Erweitertes Programm ab Oktober
Ab Oktober will man das bestehende Programm dann um einige Punkte erweitern. So soll es beispielsweise eine Vätergruppe geben. In der LGBQTI-Szene (lesbisch, schwul, bi, queer, trans und inter) sei es für "Väter oftmals schwieriger als für Mütter", erklären die beiden. Auch einen Babytreff für Eltern mit Kindern unter einem Jahr sowie einen Geburtsvorbereitungskurs werde es künftig geben.
Dass Bedarf an Beratung und Austausch da ist, zeige die Erfahrung der letzten Monate, so Mayer. Besonders was die rechtliche Situation von LGBTQI-Eltern betreffe, herrsche oftmals Ratlosigkeit. Nicht zuletzt dadurch, dass seit 1. Jänner 2016 auch gleichgeschlechtliche Paare in Österreich Kinder adoptieren dürfen, stehen viele lesbische und schwule Paare vor juristischen Herausforderungen. Zwar sind homosexuelle in Österreich in vielen - wenn auch nicht allen - Bereichen heterosexuellen Paaren gleichgestellt; wie diese "Gleichstellung" dann im Detail aussieht, wissen dann aber auch einschlägige Institutionen nicht immer ganz genau.
Informationen und Termine des Regenbogenfamilienzentrums gibt's aufwww.rbfz-wien.at
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