Ortschefs murren über "Zwangsehe"
Fusionspläne sorgen für Proteste: Gegen die Zusammenlegung von Gemeinden argumentieren vier Bürgermeister aus der Region. Tattendorfer Ortschef Reinfrank schreibt an Bundesgeschäftsführer Kräuter (SP) – er hatte für die Zusammenführung von Kommunen mit weniger als 2.500 Einwohnern plädiert.
STEINFELD (ck). „Ich verwehre mich dagegen, dass das von oben herab verordnet wird, ohne die Bevölkerung einzubinden“, stellt Dieter Reinfrank (SP) klar.
„Kleinere Einheiten sind besser“
Unterstützung erhält er von seinen Amtskollegen der Nachbarorte. Alle vier haben einen Gemeindezusammenschluss bereits miterlebt, im Zuge der Großgemeinde Steinfelden. „Hier hat sich gezeigt, dass es nicht zur Glückseligkeit der Bürger funktioniert hat. Nach der Auflösung haben sich alle Gemeinden prächtig entwickelt. Kleinere Einheiten funktionieren besser“, hält Reinfrank fest.
„Ich halte nichts davon, schon gar nicht ohne Volksbefragung. Wenn die Gemeinden wieder zusammengelegt werden, ist Streit vorprogrammiert und der Aufwand würde in die Millionen gehen. Jede Kommune hat für ihre Bevölkerung viel erreicht“, ist Teesdorfs Bürgermeister Hans Trink (SP) überzeugt, dass die Gemeinden eigenständig bleiben sollten.
„Ich empfinde derartige Überlegungen als Schwachsinn und Frechheit“, macht Blumau-Neurißhofs Ortschef Gernot Pauer (Liste) seinem Unmut Luft. „Die Großgemeinde war nicht gleichwertig für alle. Wir Blumauer hatten danach den größten Nachholbedarf und haben bewiesen, dass wir eigenständig überleben können. Wir sind weder Abgangs- noch Konsolidierungsgemeinde“, so Pauer.
„Man sollte lieber bei schwer verschuldeten Kommunen einschreiten und sie nicht etwa durch Zusammenlegungen auf Kosten gesunder Gemeinden sanieren.“
Günselsdorfs Ortschef Alfred Artmäuer (SP) kann sich die Nutzung von Synergien vorstellen. „Kommunen könnten bei Bauhof, Winterdienst oder Maschinenankauf zusammenarbeiten, um zu sparen. Beispielsweise haben Günselsdorf und Teesdorf einen gemeinsamen Friedhof“, so Artmäuer. „Eine neue Großgemeinde lehne ich ab. Günselsdorf ist in der Zeit auf der Strecke geblieben.“
Auch Studien, wonach eine Mehrheit Zusammenschlüsse befürwortet, stellt er in Frage. „Diese Umfragen wurden großteils in Städten gemacht. Schon administrativ zeigt sich, dass die Verwaltung pro Kopf in kleinen Gemeinden billiger ist.“
Die Großgemeinde:
In der Zeit von 1972 bis 1988 bestand die Großgemeinde Steinfelden. Mit der Auflösung wurden Günselsdorf, Tattendorf und Teesdorf wieder eigenständige Kommunen und Blumau-Neurißhof ging als jüngste Gemeinde Niederösterreichs hervor.
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