"Tatort Frauenrechte" im Arnulf Rainer-Museum
BADEN. Ein "Detektivbüro" eröffneten am Sonntag Abend Adele Neuhauser (bekannt als Tatort-Kommissarin Bibi Fellner), die Schriftstellerin Elfriede Hammerl (neues Buch: Von Liebe und Einsamkeit, Kremayr & Scheriau) und Moderatorin Eva Woska-Nimmervoll im Arnulf Rainer-Museum.
Sie gingen dem Rätsel nach, warum Frauen auch im Jahr 2016 noch immer weniger verdienen als Männer, warum bei uns immer noch so wenige Männer in Karenzurlaub gehen, warum es die „gläserne Decke“ für Frauen immer noch gibt, warum immer noch wenig Frauen mit Tatort-Inszenierungen betraut werden, warum Frauen schön, erfolgreich, mütterlich und sexy sein müssen - am besten alles gleichzeitig, warum sie kaum Netzwerke bilden, und warum es in Niederösterreich 670 Museen gibt, aber immer noch kein einziges Frauenmuseum.
Elfriede Hammerl analysierte gewohnt klug und basierend auf großem Wissen die Lage der Frauen, die seit 30 Jahren nur mühsam vorankommt, Adele Neuhauser brachte stimmgewaltig intelligenten Humor in die lebendige Diskussion, die von Eva Woska-Nimmervoll mit gut überlegten Fragen gelenkt wurde.
100 aufmerksame Zuhörerinnen, unter ihnen auch zehn Männer, erlebten im restlos ausverkauften Arnulf Rainer-Museum einen spannenden „Tatort Frauenrechte“ - mit offenem Ende. Zwei Fährten in die Zukunft wurden aber doch gelegt: Zum einen könnte eine Unterschriftenaktion zur Einrichtung eines Frauenmuseums in Baden entstehen, zum anderen führt eine Spur zur Lösung aller Rätsel nach Skandinavien, wie eine talentierte Hobby-Detektivin im Publikum zum Schluss bemerkte: In Skandinavien gehen viel mehr Männer in Karenzurlaub als bei uns, und dort werden mehr Kinder geboren als bei uns. Messerscharf kombiniert: Männer, die sich um Kinder kümmern, sind offenbar doch recht sexy...
Inszeniert wurde dieser „Tatort Frauenrechte“ im Arnulf Rainer-Museum doch von einer Frau: von Beate Jorda. Der Verein Frauenzimmer, dessen Obfrau sie ist, setzt sich für ein Frauenmuseum in Baden ein. Vizebürgermeisterin Helga Krismer erinnerte an Frauenrechte, die in Baden bereits erkämpft wurden. Ja, erkämpft: etwa die Beratungsstelle Undine.
Zitate
Natürlich will ich in der Österreichischen Bundeshymne vorkommen, das ist mein Recht als Staatsbürgerin (Elfriede Hammerl)
Ich war nie wirtschaftlich von einem Mann abhängig (Elfriede Hammerl)
Ich habe irgendwann begonnen, mehr zu verdienen als mein Mann. Da kann der nichts dafür. Trotzdem wurde es irgendwann unsexy, für mich ebenso wie für ihn (Adele Neuhauser)
Für wieviele Frauen sind Männer, die sich um Kinder kümmern, wirklich attraktiv? (Adele Neuhauser)
Ich lebe heute in einer Partnerschaft, in der geteilte Hausarbeit kein Thema ist. Ich habe diesen Mann schon so bekommen, ich musste keine Erziehungsarbeit leisten (Elfriede Hammerl)
Ich würde in so einem Frauenmuseum gerne auch Künstlerinnen sehen (Adele Neuhauser)
Es gibt in Niederösterreich 670 Museen und kein einziges Frauenmuseum (Beate Jorda)
Die Geschlechterungerechtigkeit ist skandalös (Elfriede Hammerl)
Wir stehen gesellschaftspolitisch an der Wand, unter diesem wirtschaftlichen Druck kommt keiner weiter (Helga Krismer zum schwierigen Kampf um mehr Frauenrechte und über die Notwendigkeit von Frauensolidarität und Frauenquoten)
Warum setzen sich Frauen auch bald 100 Jahre nachdem sie das Wahlrecht bekommen haben, noch immer nicht durch? (die Fragen aller Fragen stellt Moderatorin Eva Woska-Nimmervoll)
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