Ganz schön easy, die Low Rider
Harley-Davidson Low Rider ab 18.595 Euro zum Ritt auf den Spuren von Peter Fonda und Dennis Hopper bereit.
Wer zum Teufel ist eigentlich Cliff Vaughs?
oder
Eine „Verneigung vor den etwas anderen Geschichten“
von Silvia Wagnermaier
WIEN (smw). Das Road- und Rock-Movie Easy Rider war längst abgedreht (1968), bei seiner Premiere in Cannes 1969 gefeiert worden und gut auf dem Weg zum – bis heute – erfolgreichsten Autorenfilm, als Harley-Davidson seine Low Rider 1977 auf den Markt brachte.
"Born to ride low"
Der Kult gewordene Zweirad-Western hat nicht nur das so genannte "New Hollywood" mitbegründet, sondern auch mitgeholfen, das Überleben der damals krisengebeutelten Harley-Davidson Motor Company zu sichern. Custom Bikes im Chopper-Stil wie die Low Rider wurden durch Easy Rider genau wie der Film zum Kassenschlager. Dabei hatte sich das Unternehmen geweigert, Motorräder für den Dreh von Easy Rider zur Verfügung zu stellen. Gesetzlose, Outlaws, passten nicht zum erwünschten Image. Zum Rock rollen deshalb so genannte Panheads, die „Pfannenköpfe“ aus den frühen 50ern über die Leinwand. Diese alten Harleys wurden aus dem 400.000 Dollars-low-Budget angekauft und von Cliff Vaughs mit der Unterstützung von „King of Bikes“ Ben Hardy für den Film umgebaut.
Bikes und Filmtitel aus einem Hinterhof in L.A.
Cliff Vaughs stand damals im Dienst eines südkalifornischen Radiosenders, als er hörte, dass Henry Fondas Sohn Peter wegen Drogenbesitzes hinter Gitter musste. „Da sitzen viele aus dem gleichen Grund“, amüsierte sich Vaughs über den Starrummel. Am Gericht kam er dann mit Peter Fonda ins Gespräch. Wenig später stand der bei ihm im Hinterhof, dort wo der Nachrichtenredakteur seine Freizeit damit verbrachte, Motorräder zu entwerfen und zu bauen. Fonda hatte Dennis Hopper gleich mitgebracht. Und die beiden erzählten von ihren Ideen zum Road-Movie. Der Deal, gemeinsame Sache zu machen und Hollywood einen etwas anderen Western zu schenken, war perfekt.
Auch wenn oder gerade weil der Afroamerikaner Vaughs während der Dreharbeiten rausgeworfen wurde: Nicht nur die Eisen aus Easy Rider stammen aus Vaughs Denk- und Schraub-Werkstatt. Nicht nur werden seine Umbau-Ideen und Änderungen mittlerweile in Serie produziert. Auch der Vorschlag für den Titel des Films, durch den Fonda, Hopper und Jack Nickolson reiten, kam von Vaughs.
Neuauflage des HD-Custom-Pioniers noch tiefer gelegt
Die 1977 FXS Dyna Low Rider war das erste Custom Bike von Harley-Davidson. Sie hatte mit 71 Zentimetern den geringsten Abstand zwischen Straße und Hintern im gesamten HD-Line-up. Nachdem die Low Rider für fünf Jahr nicht mehr im Programm aufschien, erstand sie 2014 mit, so drückten es die Eisen-Schmiede aus Milwaukee aus, einer „Verneigung vor der Vergangenheit“ wieder auf – die Sitzhöhe nun auf 68 Zentimeter tiefer gelegt.
Der Sitzkomfort auf der Low Rider ist, naja, echt hoch: Die mit perforiertem Leder überzogene Sitzbank erlaubt dem Fahrer zwei optimierte Sitzpositionen. Die Fußrasten sind mittig montiert. Und ein Justieren des Lenkers ist durch den neuen Lenker-Riser möglich. Spanne: sechs Zentimeter.
Ritt durch Blitzlicht und Donnergrollen
Easy ist das Handling des mit luftgekühltem Twin Cam 103-Motor gepowerten Tiefststaplers allemal. 302 Kilo, 1.690 ccm Hubraum, 76 PS und ein maximales Drehmoment von 126 Newtonmetern bei 3.500 Umdrehungen pro Minute geben ein gerüttelt Maß an Gelassenheit und Agilität mit auf den Weg.
Im Harley-Vergleich verwegen weich zu schalten ist das Sechsgang-Getriebe – auch der Leergang lässt sich leicht einlegen. Weitsichtiges Fernlicht, Michelin-Scorcher-Reifen und ABS machen die Low Rider selbst beim Ritt durch nächtliche Gewitterregen zum sicheren Partner.
Und, egal bei welchem Licht: Dass die Harley-Davidson Dyna Low Rider FXDL 2014 von den von Hot Rods inspirierten Rädern über die Scheinwerferhalter bis zur verchromten 2-in-1-Auspuffanlage eine wahrlich wunderschöne Chopper ist, darüber kann man sich beim Fahren wie nach dem Absteigen nur freuen. Motto: Nach dem Absteigen ist vor dem Fahren!
„Not So Easy“
Weder in der Produktionscrew noch in der Liste der Schauspieler scheinen Afroamerikaner auf, erklärt Cliff Vaughs in seinen erst 2011 verfassten Produktionsnotizen zu Easy Rider. Bis heute ist weitgehend unbekannt, wer die wahren Hauptdarsteller in ER, Captain America und Billy Bike, eigentlich gebaut hat. Für Herbst 2014 kündigt „The Ride“-Autor Paul d‘Orléans sein Buch „Chopper: the True Story“ an. Er verspricht, „die Einflüsse der Latinos und Schwarzen bei der Entstehung des Motorrad-Stils, den wir heute Chopper nennen“, aufzuzeigen.
Dass Cliff Vaughs seine "fifteen minutes of fame" verpasst hat, wie er sagt, sieht er selbst völlig gelassen. Mit der Unterstützung von Harley-Davidson drehte er 1973 "Not So Easy", einen Lehrfilm über Zweirad-Fahrsicherheit. Mit von der Partie waren Evel Knievel und Peter Fonda. ER, den Film, in dem seine Bikes die Heros sind, hat sich Cliff Vaughs übrigens nie angesehen.
Und so präsentiert Harley-Davidson die Neuauflage der Low Rider heute:
"Ride hard or stay home"
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