Frauen an der Spitze

Die Landesgeschäftsführerin des AMS Birgit Gerstorfer über Frauen in leitenden Funktionen.

Sie beweisen immer wieder Mut zur Innovation, selbst wenn Sie sich im Vorstand für Ihre Ideen starkmachen müssen um Projekte um- und durchzusetzen.
Können sie uns dazu ein aktuelles Beispiel nennen?
Gerstorfer: Seit Jahren bin ich davon überzeugt, dass die Aufgabenpalette für unsere Mitarbeiter zu groß ist und es für bestimmte Aufgaben ExpertInnen benötigt. Das realisieren wir gerade durch die Implementierung eines ALV-Centers für drei Bezirke in OÖ. Nach abgeschlossener Pilotphase bin ich sicher, dass es ein Erfolg sein wird und beispielgebend für ganz OÖ ausgedehnt wird. Diese Vorgangsweise findet nicht überall Zustimmung – auch unsere Vorstände sind skeptisch. Daher bedarf es Überzeugungsarbeit zu leisten und den Mut zur Veränderung nicht zu verlieren. Nur der Versuch kann überzeugen.


Nach einem neutralen Ausschreibungsverfahren wurde die stv. Leiterin des AMS Traun, Marion Grabner zur Leiterin des neuen Dienstleistungszentrums für Arbeitslosengeld betraut.
 Kann man sagen, das AMS geht mit Frauenpower in die Zukunft?
Das kann man anhand dieses Beispiels sagen, aber auch aufgrund der Entwicklungen der letzten Jahre. Wir haben jetzt 48 Prozent der Führungsfunktionen mit Frauen besetzt, das waren vor 5 Jahren deutlich weniger mit 32 Prozent. Vor 20 Jahren zu Zeiten der Ausgliederung aus der Bundesverwaltung lagen wir unter einem Viertel.

War es schwierig Traun für dieses Projekt zu gewinnen?
Es war einfacher als ich dachte. In Traun wurde aber auch sehr rasch erkannt, dass das ALV-Center für alle Beteiligten einen Nutzen bringen kann. Darunter sind die KundInnen, die MitarbeiterInnen und die Führungskräfte zu verstehen. Es war aber auch deshalb leichter, weil die räumliche Veränderung, also der Standortwechsel, den die MitarbeiterInnen annehmen müssen nicht so weit ist, als würde man sich aus weiter weg gelegenen Bezirken verändern müssen.


Abteilungsleitungen im AMS Traun sind vorwiegend in weiblicher Hand. 
Spüren Sie hier schon den Erfolg aus dem Frauenförderprogramms des AMS?
Die Abteilungsleitungen in Traun sind zu 2/3 in weiblicher Hand. Die Entscheidung über die Nachfolge für die offene Abteilungsleitung, die in Kürze zu treffen ist, wird erkennen lassen, ob das Frauenförderprogramm erfolgreich war. Fakt ist aber, dass bei jeder Ausschreibung der oder die Beste das Rennen macht. Lediglich bei gleicher Eignung schreibt das Bundesgleichbehandlungsgesetz vor, dass die Frau den Vorzug hat. Das AMS hat also schon eine Quotenregelung.


Frauen können offensichtlich genauso gut führen wie Männer. Aber sie werden anders wahrgenommen – von Vorgesetzten, Mitarbeitern, Kollegen.-->wie ist Ihre Erfahrung dazu.
Es gibt gute weibliche und gute männliche Führungskräfte, es stellt sich nicht die Frage, ob Männer besser führen als Frauen oder umgekehrt. Ich denke Männer und Frauen führen unterschiedlich und das wird wahrgenommen. Es gibt viele Studien, die das unterschiedliche Führungsverhalten der Geschlechter zum Thema haben. Viele davon kommen zum Schluss, dass Frauen emotionaler sind. Die Anreicherung des Führungsverhaltens mit Emotionen macht vielleicht den Unterschied aus. Ich kenne aber auch viele Männer in Führungsrollen, die das sehr gut leben.


Welche Karrieretipps haben Sie für Frauen?
Der wichtigste Tipp ist wohl, sich etwas zuzutrauen und im Falle der Übernahme einer neuen Funktion darauf zu vertrauen, dass der oder die NachfolgerIn den alten Job genau so gut macht, wie frau vorher selbst – also loslassen und Mut zur Veränderung!