Favoriten: Berührende Rede gewinnt Preis

Lara Chazigova holte mit ihrer berührenden Rede den 3. Platz des österreichweiten Jugend-Redewettbewerbs.
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  • Lara Chazigova holte mit ihrer berührenden Rede den 3. Platz des österreichweiten Jugend-Redewettbewerbs.
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Lara Chazigova hat mit ihren 15 Jahren bereits einen langen Weg hinter sich.

Mit fünf Jahren auf der Flucht

Geboren wurde das Mädchen in Tschetschenien, mit fünf Jahren musste sie mit ihrer Mutter und ihren beiden Geschwistern aus ihrer Heimat flüchten. Die Angst und die Not vor dem Krieg war zu groß.
Ihre neue Heimat hat Lara vor acht Jahren in Wien gefunden. Als sie vom Bundesredewettbewerb hörte, stand das Thema ihrer Rede schnell fest: "Meine Heimat Tschetschenien".

Bronze für Lara

Lara redet gerne viel und schnell. "Darum wollte ich auch an dem Redewettbewerb teilnehmen. Ich habe sehr viel geübt und die Rede oft vor der Klasse vorgetragen.". Deshalb war Lara auch so erfolgreich und erreichte beim Bundesfinale des 63. Jugend-Redewettbewerbs den 3. Platz in der Kategorie "Klassische Rede".
Unterstützt wurde Lara von ihren Lehrerinnen Daniela Brandhuber und Sophie Glaser. Sie erzählen von sehr emotionalen Momenten. "Die Rede ist sehr berührend, es flossen auch Tränen.".

Am Weg zur Rechtsanwältin

Lara ist eine gute Schülerin. Das war aufgrund ihrer schlimmen Erfahrungen nicht immer so, deshalb besuchte sie dieses Schuljahr die 2. Klasse, obwohl sie schon 15 ist.
"Nächstes Jahr bin ich nicht mehr an der Schule, ich mache meinen Hauptschulabschluss in der Volkshochschule", so Lara, die immer noch auf ihren positiven Asylbescheid wartet. Jedes Jahr muss die Familie zittern, ob sie bleiben kann.
Lara hat große Pläne: "Nach dem Schulabschluss möchte ich eine Lehre mit Matura machen. Ich will endlich Geld verdienen und meine Mama unterstützen. Die Matura brauche ich, weil ich später unbedingt Rechtsanwältin werden will", so die 15-Jährige.

Die Rede von Lara

Chazigova
"Meine Heimat Tschetschenien"

Ich heiße Lare und bin ein Mädchen aus Tschetschenien. Ich habe in Urus-Martan gelebt. Das ist die zweitgrößte Stadt Tschetscheniens, aber man darf sie sich nicht wie eine europäische Stadt vorstellen. Die Menschen sind dort arm, die Häuser verfallen und die Straßen sind schmutzig.

Am 17. Mai wurde ich 15 Jahre alt. Als ich fünf war, flüchtete meine Mutter mit meinen beiden jüngeren Geschwistern und mir, denn in Tschetschenien war Krieg. Das war im Jahr 2005. Ich kannte das Wort für Krieg noch nicht, aber ich spürte die Angst meiner Mutter. Obwohl ich so jung war, verstand ich, dass wir in Gefahr waren. Das wusste ich, seit es in unserem Haus dunkel wurde. Mitten in der Nacht hatte jemand in unser Haus geschossen und mich auf dem Schlaf gerissen.

Hattest du jemals Angst im Leben?

Vor dem Haus waren russische Soldaten mit Panzern. Sie schossen auf Menschen. Mein Onkel wurde verschleppt. Er war erst 16 Jahre alt. Meine Oma weinte und schrie, meine Cousine und meine Schwester versteckten sich. Mein Vater war auch schon einmal verschleppt worden. Er kommt aus einer Mujahideen-Familie. Als Mujahideen bezeichnet man die sogenannten Gotteskämpfer. In Tschetschenien kämpften sie auch für einen eigenen islamischen Staat und für die Unabhängigkeit von Russland. Er wurde 2001 entführt, als meine Mutter gerade mit meiner Schwester schwanger war. Ich kann mich daran erinnern, als er Jahre später nach Hause kam. Es gab Streit mit meiner Mutter, er war verletzt. Ich sehe noch, wie er am Sofa sitzt und meine Mutter ihn verarztet. Ich war damals sehr jung.

Zu jung. Und jetzt kann ich meinen Vater dazu nichts fragen. Seit acht Jahren habe ich ihn nicht mehr gesehen. Aber meine Mutter erzählte mir, russische Soldaten hätten ihn mit gefüllten Flaschen geschlagen. Seine Beine waren blutig und mit blauen Flecken übersät. Er hatte auch eine Kopfverletzung, und das ganze Gesicht war voller Blut.

Wie gesagt, ich war noch klein. Das sind nur einige Erinnerungen. Wie sich alles wirklich zugetragen hat, weiß ich nicht. Ich nicht nicht die einzige, deren Vater entführt wurde. Manche kamen erst nach Hause, wenn man sie freigekauft hatte, andere verschwanden für immer.

In Tschetschenien gibt es viele Gruppen, die sich bekämpfen und verbünden. Nicht immer weiß man genau, wer Freund oder Feind ist. Klare Gegner in diesem Krieg waren die russischen Soldaten und die Mujahdeenkämpfer.

Tschetschenien ist ein sehr kleines Land. Es ist in etwa so groß wie die Steiermark, und auch die Bevölkerungszahl ist vergleichbar. Derzeit leben etwa 130.000 Tschetschenen in ihrem Land. Wie viele Tschetschenen es gibt, kann man nicht genau sagen, denn viele sind geflohen, leben in Russland und in vielen anderen Ländern Europas. In Österreich leben etwa 30.000 Tschetschenen. Viele haben Asyl bekommen.

Das Verhältnis zwischen Russland und Tschetschenien ist seit 400 Jahren schlecht.

Es war der zweite Weltkrieg. Russland war damals ein kommunistischer Staat. Der 23. Februar 1944 ist für Tschetschenien ein wichtiges Datum. An diesem Tag beginnt die Deportation von Tschetschenen nach Kasachstan. Haibach ist ein kleines Dorf in den Bergen. Der Geheimdienst sperrt Frauen und Kinder in einen Stall - zündet ihn an. Vor dem Stall werden alle tschetschenischen Männer erschossen. Bei diesem Massaker sterben 700 Menschen, ein ganzes Dorf. Die meisten Tschetschenen, ungefähr 500.000 werden in Viehwaggons verladen und nach Kasachstan oder Sibirien gebracht. Andere verstecken sich in den Bergen. Auf dem Transport sterben viele Menschen, vor allem Alte und Kinder.

Mein Großvater war ebenfalls unter den Deportierten. Obwohl er noch ein neunjähriger Bub war, kümmerte er sich um seine Mutter und seine Geschwister. Seine Schwester starb an einer Blasenentzündzung. Ein Soldat richtete im Viehwaggon eine Waffe auf sie. Es war ihr peinlich, vor so vielen Menschen ihre Blase zu entleeren. Sie hielt den Urin zurück und starb jämmerlich. Während der Umsiedlung litten die Menschen schrecklichen Hunger und Durst. Mein Großvater sammelte Kartoffelschalen, damit seine Familie ein bisschen Nahrung hatte.

Erst 1959 konnten die Tschetschenen wieder in ihre Heimat zurückkehren.
Weil viele Menschen 1944 bei der Umsiedlung gestorben sind, spricht man heute von einem Völkermord an den Tschetschenen und Inguscheten durch Stalin.

Warum hat Russland so großes Interesse an Tschetschenien?

In Tschetschenien gibt es Erdöl.

Ich muss zugeben, dass im Krieg zwischen Tschetschenien und Russland die Menschen große Verbrechen auf beiden Seiten begangen haben. Auf beiden Seiten starben viele Menschen. Im April 2009 wurde der Krieg offiziell beendet.
Wie kann jemand sagen, "Wir haben gewonnen!"? Menschen starben, und während des Krieges flohen viele Unschuldige. Frauen wurden misshandelt und vergewaltigt. Wie kann man sagen: "Wir haben gewonnen!", wenn so viele unschuldige Menschen sterben? Die Verlierer sind die, die Krieg führen und denken, sie würden damit etwas erreichen.

Viele glauben, dass der Krieg mit der Friedenserklärung vorbei ist. Ich wünschte, ich könnte sagen: "Es ist Vergangenheit, was passiert ist.". Aber das ist nicht der Fall. Ich versuche immer wieder, alles zu vergessen, doch die Erinnerung will nicht verschwinden. Ich habe viele Bilder im Kopf: die Verletzten, die plötzlich Verschwundenen (ca. 300.000), ich höre die Schrei der Mütter und Kinder.

Mein Bruder hatte vor allem Angst, zum Beispiel vor der Straßenbahn, und traute sich lange nicht auf die Straße.

Obwohl Tschetschenien so ein kleines Land ist, kennt uns die ganze Welt.
In Tschetschenien muss man für medizinische Hilfe bezahlen, ein Spitalsaufenthalt ist teuer.

Ich war nicht immer in Urus-Martan, oft war ich auch in Sibirien, wo wir ein Haus hatten. Als ich klein war, besuchten wir meine Großmutter in Sibirien. Der Bruder meines Vaters holte mich aber zu sich nach Tschetschenien, während meine Eltern bei meiner Oma blieben. Ich musste auf das Baby meiner Tante aufpassen. Leider fiel es aus der Wiege. Die Tante schlug mich und stellte mich zur Strafe nackt vor das Haus. Ich wurde sehr krank, erbrach Blut, aber die Familie meines Vaters weigerte sich, die Kosten für meine Behandlung zu bezahlen. Ich fühle mich heute noch schlecht, weil ich der Familie meiner Mutter so große finanzielle Sorgen bereitet habe, und manchmal denke ich, dass das der größte Fehler meines Lebens war.

Ich lebe seit acht Jahren in Wien und gehe in die Neue Mittelscule in der Herzgasse 27 im 10. Bezirk. Ich möchte unbedingt des Hauptschulabschluss machen und schnell einen Beruf erlernen, damit ich auf eigenen Füßen stehen und meine Mutter unterstützen kann, so wie sie sich um mich ja auch immer gekümmert hat.

Wien ist mein neues Zuhause. - Ist es das? Ich weiß nicht, ob ich bleiben kann. Das Asylverfahren für mich, meine Geschwister und meine Mutter ist noch nicht abgeschlossen. Meine beste Freundin ist vor Kurzem abgeschoben wirden. Tschetschenien ist mir fremd geworden.

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