Soziale Probleme mit wirtschaftlichen Mitteln lösen

Die Feldkirchnerin Gabriela Sonnleitner ist Geschäftsführerin der Social Business Gruppe | Foto: KK
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WOCHE: Sie sind Geschäftsführerin der Caritas Services GmbH. Was sind Ihre Aufgaben und welche Ziele verfolgen Sie?
Gabriela Sonnleitner: Ich leite gemeinsam mit Michael Kleinbichler unsere Social Business Gruppe, zu der fünf Betriebe gehören und die sich zum Ziel gesetzt hat, soziale Probleme mit wirtschaftlichen Mitteln zu lösen. Unsere Betriebe sind sehr unterschiedlicher Natur und reichen vom Recyclingbetrieb über eine Reinigungsfirma bis zum lässigen Hotel, alle haben aber ein gemeinsames Ziel: Menschen, die es schwer haben am Arbeitsmarkt, eine neue Jobchance zu geben. Im magdas Hotel arbeiten etwa anerkannte Flüchtlinge, langzeitarbeitslose Menschen bei magdas Recycling und magdas Reinigung oder Menschen mit Behinderungen bei magdas Essen.
 
Unter der Dachmarke „magdas“ hat die Caritas ein soziales Business-Projekt entwickelt. Welches Konzept steckt dahinter?
Wir arbeiten nach dem Konzept von Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, der mit seiner Grameen Bank das Social Business-Konzept erfand. Er half, dass Menschen durch Mikrokredite selbst für ihre Zukunft sorgen können. Ihm und magdas geht es nicht um Gewinnmaximierung, sondern um die Lösung von sozialen Problemen und somit die Maximierung von Chancen und Mitmenschlichkeit.
 
Wer ist eingebunden und wie wird das Projekt finanziert?
Unsere Unternehmen finanzieren sich aus eigener Kraft, dh aus den eigenen Umsätzen und Gewinnen. Wir erhalten keine Förderungen, die nicht auch anderen Unternehmen zur Verfügungen stünden. Für den Umbau unseres Hotels hat uns die Caritas einen Kredit von 1,5 Millionen Euro vermittelt, diesen zahlen wir bereits zurück.
 
Wen wollen Sie ansprechen? 

Lassen Sie mich das anhand unseres magdas HOTEL erklären: Gäste unseres Hotels kommen aus allen Ländern dieser Welt, von Deutschland bis Japan. Manche von ihnen haben von unserem spannenden Konzept gehört und buchen deshalb, andere buchen einfach, weil sie das Hotel charmant und preiswert finden und es auf einer der vielen Buchungsplattformen gefunden haben.
 
Aber wir sprechen auch die österreichische Tourismuswirtschaft an: magdas HOTEL wird von 20 anerkannten Flüchtlingen gemeinsam mit 10 Profis der Hotellerie geführt und soll zeigen, dass Menschen mit Fluchthintergrund ganz viele Talente mitbringen, die die österreichische Wirtschaft bereichern. Und gerade sie sind es, die eine Lösung für den dauerhaften Arbeitskräftemangel in der Hotellerie wären.
 
Was kann man mit neuen Idee verändern? 

Jede neue Idee setzt Impulse, gibt Anregungen weiter oder anders zu denken. Nicht jede Idee wird erfolgreich sein, aber sie ist es wert ausprobiert zu werden. Das Thema Social Business ist in Österreich noch eher neu. Ein soziales Problem mit wirtschaftlichen Mitteln zu lösen, ist ein neuer Weg und als Ergänzung zu vielen Leistungen und Unterstützungen  traditioneller Hilfsorganisationen zu sehen.
 
Wie verändert sich die Gesellschaft und geht mit Schwächeren um?
Ich bin leider keine Soziologin und kann ihnen nicht die wichtigsten Trends aufzählen, aber lassen Sie mich drei Themen herausgreifen, die für mich persönlich spürbar sind: 1. Die Welt wächst mehr und mehr zusammen, wir kaufen international ein und freuen uns über günstige Preise. Diese können aber nur so günstig sein, weil jemand am anderen Ende der Welt für ein paar Dollar pro Monat schuftet. Ich glaube wir müssen daran arbeiten weltweit faire Arbeitsbedingungen zu schaffen, damit Menschen auch dort wo sie geboren wurden, menschenwürdig leben können. 2. Österreich wird bunter: Menschen, die aus ihrer eigenen Heimat vor Kriegen flüchten, suchen Schutz in Österreich. Ein Teil wird auch längerfristig hier bleiben. Wie wir das Zusammenleben gestalten liegt an uns, an jedem einzelnen von uns. 3. Österreich wird älter und unsere Gemeinschaft sollten wir auch daran messen, wie wir mit unseren älteren, pflegebedürftigen Mitmenschen umgehen. Gerade auch in diesem Bereich sind viele neue Ideen gefragt, damit die letzten Tage nicht einsam, sondern gut und voller Lebensqualität gelebt werden können.
 Ad Schwäche: Unsere Gesellschaft neigt dazu wegzuschauen, wenn es um die Schwächsten geht. Denn üblicherweise ist ja Schwäche nichts, worauf wir stolz sind. Auch nicht bei uns selbst. Ich glaube, der erste Schritt ist hinschauen zu lernen und zu überlegen, was kann ich für meinen Nächsten tun.
 
Hat Weihnachten in den „magdas“ Hotels einen Stellenwert?

Das Fest der Liebe ist es natürlich auch im magdas HOTEL spürbar, nicht umsonst kommt magdas von „ich mag das“. Vielleicht etwas anders, weil ja vieles bei uns etwas anders ist. Unser Christbaum ist etwa ein upcycling Christbaum aus gebrauchten Stahlreifen und Flaschen, dekoriert mit Lebkuchen und roten Äpfeln. An den Adventwochenenden gibt es einen Weihnachtsbrunch und wir kredenzen Köstlichkeiten aus aller Welt. Und natürlich bringen auch unsere Gäste Weihnachtsstimmung ins Haus, sie kommen von weit her um in Wien die unzähligen Weihnachtsmärkte zu besuchen und Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Und eine Weihnachtsfeier für unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gibt es natürlich auch und alle – egal welcher Religion sie zugehören – feiern mit.
 
Kürzlich wurde in Klagenfurt ein magdas Lokal eröffnet. Wie ist der Betrieb angelaufen und sind weitere Standorte geplant?

magdas Lokal, ein lässiges Restaurant am Stauderplatz in Klagenfurt, wurde am 18. November eröffnet und freut sich täglich über viele Gäste. Viele Firmen haben bereits ihre Weihnachtsfeier hier gehabt. Im magdas Lokal arbeiten anerkannte Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund gemeinsam mit Kärntner Gastro-Profis und bieten ein Angebot aus Kärntner Spezialitäten und internationalen Köstlichkeiten. Der Fokus liegt auf dem Thema Ausbildung, denn nach einer gewissen Zeit sollten die magdas MitarbeiterInnen ihren Job so gut ausführen, um auch in jedem anderen Kärntner Gastro-Betrieb arbeiten zu können. Die magdas Idee soll aber nicht nur in Österreich die Arbeitswelt verändern, Interesse an dem Konzept gibt es auch aus der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden. Also es könnte schon in ein bis zwei Jahren auch in diesen Ländern heißen: ich mag das.

Zur Person

"Die Geschäftsführung von magdas Social Business ist die ideale Verbindung meiner profit sowie nonprofit-Erfahrung", sagt Gabriela Sonnleitner. "Gestartet habe ich während meines Studiums bei Wien-Tourismus, wo ich als Kärntnerin mehr als fünf Jahre lang für Wien Werbung machte. Danach ging ich nach London und arbeitete bei einer großen Werbeagentur und bei Marks & Spencer, einer internationalen Kaufhauskette. Zurück in Wien übernahm ich die Kommunikationsleitung des Österreichischen Hilfswerks. Nach zwei Jahren wechselte ich in die gleiche Position bei der Caritas Österreich, wo ich neben österreichweiten und internationalen Kampagnen und Fundraising-Aktivitäten auch die Medienarbeit sowie Social Media-Aktionen leitete."

Zurück in NGO-Welt


2011 erhielt Sonnleitner von Ketchum Publico das Angebot als Kreativdirektorin und Senior Consultant in ihre Agentur zu wechseln. "Mein Herz schlägt aber eindeutig für mehr Sinn im Leben, deshalb ging ich nach knapp drei Jahren zurück in die NGO-Welt zu Licht für die Welt und übernahm schließlich vor eineinhalb Jahren die Geschäftsführung der magdas Social Business Gruppe (Caritas Services GmbH), zu der auch magdas Hotel gehört."

Die Feldkirchnerin Gabriela Sonnleitner ist Geschäftsführerin der Social Business Gruppe | Foto: KK
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