Konradinum: Land gegen Volksanwalt
Das Land Salzburg wehrt sich gegen Vorwürfe der Volksanwaltschaft, die bis hin zur Gefährdung reichen.
EUGENDORF (buk/mek). Die Volksanwaltschaft hat schwere Vorwürfe gegenüber dem Land Salzburg als Betreiber des Konradinums in Eugendorf erhoben – einer Einrichtung, in der rund 30 Menschen mit schwerer geistiger und körperlicher Beeinträchtigung betreut werden. „Frauen und Männer im Alter von 14 bis 51 Jahren müssen sich eine Toilette teilen. Neun Bewohner haben kein Bett in einem Zimmer, sondern wohnen auf dem Gang oder sogar in der Küche. Das Gebäude ist alles andere als barrierefrei. Bei einem Brand könnten Bewohner, die an den Rollstuhl gebunden sind, nicht einmal fliehen", so Heidi Bacher, Bereichsleiterin des Volks- anwalts Günter Kräuter. Zudem gebe es bereits rechtskräftige Beschlüsse für Änderungen, die das Land schlichtweg ignoriere.
Bauliche Verbesserungen?
Dass bislang nichts unternommen wurde, kann LHStv. Christian Stöckl nicht nachvollziehen: "Im November 2015 wurde etwa eine pädagogische Koordinatorin für diese Einrichtung bestellt", sagt er. Hier würden gemeinsam mit einer externen Heilpädagogin Konzepte erarbeitet, die schrittweise umgesetzt werden sollen. "Aber auch in baulicher Hinsicht hat es Verbesserungen gegeben", sagt Stöckl. So sei unter anderem ein Sichtschutz zwischen den WCs angebracht, der Küchenblock erneuert und Handläufe im zweiten Stock montiert worden.
Bedienstete sind nicht schuld
Erschüttert zeigt sich Franz Kreuzer, Vorsitzender des Zentralausschusses: "Wenn die Volkanwaltschaft etwa kritisiert, dass die Bewohner falsch medikamentiert wurden, so liegt das ausschließlich im Verantwortungsbereich der Medizin. Die Pflege hat lediglich die ärztlichen Vorgaben umgesetzt." Dass nun Leitung und Bedienstete des Konradinums in der Öffentlichkeit für das jahrelange Versagen der Politik angeprangert werden, ist für ihn "unfassbar". Die Volksanwaltschaft betonte hingegen, dass die Schuld keinesfalls bei den Bediensteten zu suchen sei. Die Personalvertreter fordern nun sofortigen Neubau, Aufstockung des Personals und dass die Politik "nicht immer nur auf Kosten der Schwächeren einspart".
Land fordert Neubau
Und für einen kompletten Neubau des Konradinums setzt sich auch das Land Salzburg selbst ein. Aufgrund des baulichen Zustands des Gebäudes sei die Betreuung der Bewohner erschwert, berichtete kürzlich die Landeskorrespondenz. Die bislang erfolgten Sanierungen hätten daran nichts geändert. Derzeit werden die Unterlagen für die Ausschreibung des Projektes vorbereitet. Laut Stöckl laufen die Planungsarbeiten in diesem Zusammenhang bereits seit zwei Jahren: "So ein Projekt benötigt eine gewisse Zeit", erklärt er. "Unter anderem musste erst ein passendes Grundstück gefunden und umgewidmet werden."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.