Der erste Marchfelder Schotterbaron

Andreas Kirchner im Gespräch mit Leopold Haindl, dem Markgrafneusiedler Unternehmer. | Foto: Bella Kunz
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MARKGRAFNEUSIEDL. "Ich bin ein Sturkopf. Wenn ich mir etwas vornehme, setze ich es durch." Leopold Haindl, Landwirt, Gemüsehändler, Schotter-Unternehmer und Betonwerk-Besitzer ist 93 Jahre alt. Ein Mann mit Prinzipien, einer, der harte Zeiten mit Disziplin, Fleiß und Köpfchen überlebt hat. Sein Sturkopf ist berühmt-berüchtigt, der Name Haindl steht für "Beton".
"Auf die Bauern wird wenig Rücksicht genommen. Von der Landwirtschaft allein kann man halbwegs gut leben, mehr nicht", sagt Leopold Haindl. Wohlhabend seien jene, die Schwerpunkte setzen, die Nischenprodukte finden. Sein Sohn setzt beispielsweise auf die südamerikanische Aroniabeere, die er im Marchfeld kultiviert und verarbeitet. Andere spezialisieren sich auf Spargel oder Tomaten.

Baubranche per Zufall

Leopold Haindl sen. war nach dem Zweiten Weltkrieg und seiner Gefangenschaft in den USA als Gemüsebauer und -händler tätig, lieferte die Lkw-Fuhren höchstpersönlich nach Istanbul. Auf die Schotterbranche stieß er per Zufall. Die Glinzendorfer Brücke war im Krieg zerstört worden. "Wir hatten einige Gründe mit schlechter Qualität, auf einem davon gab es eine kleine Schottergrube." Für den Bau der neuen Brücke brauchte man Schotter, Haindl konnte ihn liefern, somit ging - zeitgleich mit jener der Firma Herzer - die erste Schottergrube des Marchfelds in Betrieb. Acht Jahre später, Anfang der Sechzigerjahre, eröffnete Haindl ein Betonwerk und entwickelte später einen Verbundpflasterstein. "Harte Zeiten, aber viel mehr Chancen für die Wirtschaft", beschreibt Haindl diese Jahre in denen "nichts da war, alles neu gebaut oder erfunden wurde."
In Sachen Schotterabbau kann man dem Begründer der Marchfelder Schottergrubenlandschaft nicht eine gewisse Ambivalenz absprechen, ist er doch vehementer Gegner des geplanten Mega-Deponieprojekts "Marchfeldkogel". "Das wäre die größte Katastrophe", ist Haindl überzeugt, dass "Menschen durch die enorme Feinstaubbelastung sterben werden".
Seine Schottergruben, so betont er, seien alle rekultiviert worden. "Wir haben den Humus gelagert und später wieder aufgebracht." Eine kostenintensive Angelegenheit, doch immerhin sind die Flächen wieder für die Landwirtschaft nutzbar.

Der alte Mann und der Stein

Die Lebensgeschichte des alten Mannes mit den vielen Facetten hat das Interesse von Andreas Kirchner geweckt. Der Hortpädadagoge und Medienschaffende entschloss sich dazu, einen Dokumentarfilm zu drehen. "Von manchen gefürchtet, von einigen missverstanden, aber von vielen bewundert..." schreibt er auf seiner Webpage www.derkirchner.com, auf der auch der Film "Der alte Mann und der Stein" zu sehen ist. Mit 91 Jahren erklärt Haindl in der ORF-Sendung "Bürgeranwalt" zum Bau der Marchfeldschnellstraße S 8: "Nur über meine Leiche". Kirchner sagt: "Die Besonderheiten des von ihm entwickelten Pflastersteines - enorme Härte und Unzerstörbarkeit - scheint der 93-Jährige verinnerlicht zu haben."

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