Der Geltungsdrang vieler Funktionäre
Immer mehr Amateurvereine setzen, statt auf den eigenen Nachwuchs, auf bezahlte Fußballspieler.
BEZIRK. Wenn man das Wort Fußball hört, denkt man an Emotionen, Zusammenhalt, volle Stadien. Aber auch an überhöhte Gagen, welche sich dadurch verdienen lassen. Nicht nur im Profifußball, sondern auch in den unterklassigen Ligen. Die Öffnung der EU-Grenzen vor einigen Jahren leitete im Fußball-Unterhaus ein Umdenken der Vereine ein. Immer mehr Klubs verpflichteten Legionäre aus den benachbarten Staaten – vorwiegend aus Ungarn und der Tschechischen Republik. Dass diese Spieler nicht umsonst spielen, ist allen bewusst. Dass manche von Ihnen sogar in der niedrigsten Klasse bis zu 350 Euro pro Spiel verdienen, ist ein offenes Geheimnis. In der Regionalliga oder der Oberösterreich-Liga ist dies noch nachvollziehbar, aber nicht in der zweiten Klasse. "Die Spieler können ja selber nichts dafür, die Vereine tragen die Verantwortung", so Raphael Oberndorfinger vom Oberösterreichischen Fußballverband. Doch dem Verband sind die Hände gebunden. Mehr als an die Vereine appellieren kann auch er nicht. "Im Amateurfußballbereich soll die Ausübung eines Hobbys im Vordergrund stehen. Für Vereine ist es zielführender, nachhaltig in die Nachwuchsarbeit und Infrastruktur zu investieren. Fließt Geld in das Spielerpersonal, müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden", so Oberndorfinger weiter.
Kontrollen durch die OÖGKK
Laut Gesetz darf jeder Spieler, der in Österreich erwerbstätig ist, bis zu 540 Euro pro Monat steuerfrei dazuverdienen. Dafür muss aber jedes Training und jedes Spiel kommentiert werden. "In den letzten Jahren wurden schon einige Vereine durch die Behörden kontrolliert", erzählt Oberndorfinger weiter. "Ich habe nichts dagegen, wenn die Spieler eine Aufwandsentschädigung bekommen – solange es im normalen Rahmen bleibt", so Dietmar Köck, Sektionsleiter des Regionalligisten SV Wallern. Immerhin müssen die Wallerner Kicker bis zu fünf Mal pro Woche trainieren und teilweise lange Strecken in Kauf nehmen, wenn sie zu den Auswärtsspielen reisen. Seitdem in den letzten Jahren immer mehr Geld fließt, wurde die Oberös-terreichische Gebietskrankenkasse aktiv. Zahlreiche Vereine wurden überprüft und einige mussten auch Strafzahlungen leisten. "Zusammen mit dem Fußballverband haben wir die Vereine aufgeklärt, dass sie an uns Meldung machen müssen, wenn ein Spieler mehr Geld bekommt als gesetzlich erlaubt. Seitdem gibt es unsererseits auch Prüfungen. Keiner kann sagen, dass er nichts davon gewusst hat", sagt Gottfried Kaspar von der Gebietskrankenkasse. "Viele Funktionäre wollen den schnellen Erfolg. Und den glauben Vereine sich erkaufen zu können, indem sie teure Spieler verpflichten. Es ist besorgniserregend, wenn bei einem kleinen Klub in der zweiten Klasse teilweise die ganze Mannschaft bezahlt wird. Und wir reden hier nicht von einer Aufwandsentschädigung", so ein Insider, welcher namentlich nicht genannt werden will.
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