Die Bienen futtern Honig selber
Wetterkapriolen und Milben verringern Erntemenge beim Honig im Bezirk Hollabrunn dramatisch.
BEZIRK (ae). Nachdem im Vorjahr das EU-weite Verbot der Neonicotionoide durchgesetzt wurde, atmeten die Imker auf. Diese Pflanzenschutzmittel, die in der Landwirtschaft verbreitet eingesetzt wurden, standen nämlich im dringenden Verdacht, die Bienen und ihre Brut zu vergiften und damit am Bienensterben mitschuldig zu sein.
Neue Probleme
Jetzt kommt auf die Imker aber ein neues Problem zu, das auch nicht ohne ist: Durch den vergangenen milden Winter hat sich einerseits die Varoa-Milbe stark vermehrt, ein Parasit, der die Bienen in den Stöcken befällt und zu ihrem Tod führt. Zum anderen haben die Bienen durch die fehlende Winterkälte viel früher mit der Aufzucht der Brut begonnen und den Honig im Frühjahr selbst als Futter verbraucht. In vielen Stöcken musste in dieser Zeit sogar nachgefüttert werden.
Johann Gruscher, Imker in Peigarten und Präsident des österreichischen Imkerverbandes zu den Folgen der Wetterkapriolen: „Beim Waldhonig gibt es in manchen Gegenden einen Totalausfall, der Akazienhonig ist zu einem Drittel und der Blütenhonig um rund die Hälfte weniger. Neben dem milden Winter ist daran auch die lange Trockenheit schuld, die dazu geführt hat, dass viele Pflanzen später als normal geblüht haben. Am schlimmsten war es in den Waldgebieten.“
Letzte Hoffnung
Letzte Hoffnung für Gruscher bleibt der Sonnenblumenhonig, da dürfte der Ertrag nicht schlecht sein. Insgesamt sieht er aber eine spürbare Verknappung von Honig und damit eine Preissteigerung kommen: „Da in den letzten zwei Jahren die Honigernten schon immer weniger wurden, sind alle Lager leer. Alter Honig ist praktisch gar keiner mehr da. Also wird er teurer werden, das ist eine logische Folge.“
Der besorgte Imkerpräsident aus Peigarten sieht aber nicht zu pessimistisch in die Zukunft. Erst vor wenigen Tagen ist ein neues wirksames Mittel gegen die Varoa-Milben zugelassen worden, derzeit ist davon zwar noch zu wenig auf dem Markt, aber die Imker erhoffen sich dadurch in Zukunft weniger Ausfälle bei den Bienen. Johann Gruschers Bilanz zur heurigen Honigsaison: „Es ist ein mieses Jahr, aber keine Katastrophe.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.