Gift? Der qualvolle Tod eines Einzelgängers
Zwei Männer sind tot. Ein Wiener (68) und einer aus NÖ (62). Beide waren fit, bis dieselbe Pflegerin kam
¶So viele Medienvertreter wie in den letzten Tagen hat die Bevölkerung hier noch nie gesehen. Giftmord auch im Örtchen Stratzdorf? Manche sind sich dessen sicher, anderen ist es fast egal. Gesehen hat Alois F. (62) vor seinem plötzlichen Tod mit seiner polnischen Bekannten so gut wie keiner. Mit ihrem Einzug war er noch weniger präsent als vorher, sagen Anrainer.
Die 51-jährige Polin ist seit voriger Woche in Krems in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Anhand von Gewebeproben, die vor den Beerdigungen entnommen wurden, besteht in beiden Fällen Vergiftungsverdacht. Bei dem in Wien verstorbenen Mann ist eine abnorme Arsenbelastung festgestellt worden. Bei dem Niederösterreicher, er starb im Februar 2011, ist die Rede von einer Pilzinfektion.
Alois F. aus Stratzdorf starb mit 62. Wenn jemand einen Mord plante, um zu erben, war er das ideale Opfer. So gut wie keine Kontakte, keine Freunde, keine Besuche, dafür war der ehemalige Straßenarbeiter extrem sparsam, fast geizig.
„Eines war komisch, kurz bevor er gestorben ist, waren in der Nacht im Winter immer die Fenster offen“, sagt ein Anrainer, der nicht genannt werden will.
Ein Nachbar, ein Postenkommandant, will zu dem Fall aus beruflichen Gründen nichts sagen - denn es wird kräftig ermittelt.
Alois F. soll kein sehr freundlicher Mensch gewesen sein, den Nachbarn soll er fotografiert, gefilmt und beschimpft haben - völlig grundlos.
„Er war ein einsamer Grantscherben“, heißt es. Dieser Einsamkeit versuchte er zu entfliehen. Nach seiner Scheidung dürfte er im Internet nach neuen Bekanntschaften gesucht und gefunden haben. „Eine Zeitlang war eine Russin bei ihm, aber die ist auch bald weg gewesen“, sagen die Leute.
Das erinnert an einen der spektakulärsten Giftmorde Österreichs, den Fall Blauensteiner. Die selbsternannte Pflegerin fand ihre Opfer, einsame Herren auf der Suche nach Zuneigung, per Zeitungsinserat. Ihr Plan: Kennenlernen, pflegen, erben. Ihr letzter „Patient“ lag Tage vor seinem Tod im Klinikum Horn.
Auch Alois F. lebte allein, war geschieden. Seine Exfrau (50) wohnt einige Kilometer weiter, ist wieder verheiratet und möchte zu der Causa nichts sagen.
Die Leichen beider Männer werden exhumiert. Alois F. soll seine letzte Ruhestätte nicht an seinem Wohnort gefunden haben, sondern in Schwechat beerdigt sein. Jetzt ist Staatsanwalt Franz Hütter am Zug.
Für die 51-jährige Polin gilt die Unschuldsvermutung.
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