Richtig Bio in der Josefstadt - ganz ohne Verpackung
"Der Greißler" hat seine Pforten geöffnet. Verpackung oder Plasitkmüll gibt es hier nicht.
JOSEFSTADT. Ein neuer Greißler ist in der Josefstadt: Bei ihm gibt es Lebensmittel gänzlich ohne Verpackung und alles stammt aus biologischer Produktion. Der Greißler, Alexander Obsieger, ist eigentlich gelernter Binnenschiffer und gebürtiger Floridsdorfer. Wie das der Beruf eines Binnenschiffers so mit sich bringe, habe man viel Zeit zum Nachdenken, sagt der 25-Jährige mit einem Schmunzeln im Gesicht.
Beim vielen „In-den-Horizont-Schauen“ sei das Konzept eines Lebensmittelgeschäfts entstanden, das völlig auf Verpackung verzichten sollte. Sozial engagiert war Obsieger schon immer und „Politik“, so der Eigentümer, „fängt beim Essen an“.
Nach monatelanger Planung hieß es dann am 22. Juli: Leinen los für den verpackungsfreien Bio-Laden in Albertgasse 19. Von Erdäpfeln über Müsli bis hin zu Olivenöl wird die ganze Produktpalette angeboten. Sein Rezept: Mit mitgebrachten Gläsern, Flaschen oder Beuteln kann so viel genommen werden, wie unbedingt gebraucht wird – ob es sich um ein Gramm Tee handelt oder drei Kilo Mehl, spielt keine Rolle. Wenn – anders als im herkömmlichen Supermarkt – nicht kiloweise, sondern nach der tatsächlich benötigten Menge eingekauft wird, würde am Ende weniger im Müll landen, ist sich der 25-Jährige sicher.
70.000 Tonnen Müll
Allein in Wien landen jährlich 70.000 Tonnen Lebensmittel im Müll. Das entspricht 40 Kilogramm je Österreicher pro Jahr und bedeutet einen Verlust von 300 Euro für jeden Haushalt. Auch der Verpackungsmüll spielt eine große Rolle. Laut statistischem Amt beträgt die Menge aller Verpackungen in Österreich aus Haushalten, Gewerbe und Industrie der EU rund 1,2 Mio. Tonnen pro Jahr.
In Obsiegers Greißlerei kommt die meiste Ware aus Nieder-österreich und alle Produkte stammen aus biologischem Anbau. Er ist Mitglied bei der Biobauernbewegung "Bio-Austria", mit deren Hilfe er mittlerweile sein eigenes Netzwerk an Produzenten und Lieferanten aufgebaut hat. Um dem Kunden so viel wie möglich anbieten zu können, vergrößert der Inhaber sein Sortiment von Tag zu Tag. Fragt man den ehemaligen Binnenschiffer nach der Zukunft seines Geschäfts, so sei er dem "Größerwerden" durchaus nicht abgeneigt, jedoch befinde er sich noch in der Anfangsphase. Wie es mit dem kleinen Lebensmittelladen weitergeht, werde sich noch zeigen.
Außerdem hat Obsieger geplant, wiederverwertbare Flyer zu drucken. Die Idee: Sie werden nur an ausgewählte Personen verteilt und sollen wieder zurückgebracht werden. Damit kein unnötiger Müll entsteht und Kosten gespart werden. Eine konkrete Zielgruppe hat er nicht, Leute quer durch die Bank würden in der Albertgasse 19 einkaufen – ob jung, ob alt, aus allen sozialen Schichten. Sein Laden sei „nicht nur für die berühmten Bobos“, so Obsieger mit einem Augenzwinkern.
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