Schauspieler und Autor Erich Schleyer im WOCHE-Interview: "Sehe mich ich als Glückskind"
Erich Schleyer spielt derzeit Carol Todd im Musical Victor/Victoria im Klagenfurter Stadttheater.
INNENSTADT (emp). Im WOCHE-Interview spricht Schauspieler, Autor und Fotograf Erich Schleyer über seinen Bezug zu Klagenfurt, Kinder als Publikum und seine Flucht aus der ehemaligen DDR im Jahr 1968.
WOCHE: Was ist für Sie das Besondere an der Rolle des Carol Todd im Musical Victor/Victoria?
Erich Schleyer: Alle drei Sparten Schauspiel, Tanz und Gesang werden hier bedient. Der Inhalt gefällt mir sehr. Ich spiele einen älteren, schwulen Chansonnier, der nicht mehr im Mittelpunkt steht, aber einer jungen Sängerin zu Ruhm verhilft – indem sie in die Rolle eines Manns schlüpft. Ein Stück voller Witz und Pointen.
Ist das Ihr erstes Engagement in Klagenfurt?
Nein, ich habe schon fünf große Sachen in Klagenfurt gemacht, darunter ein Kinderprogramm. Ich spielte auch unter den ehemaligen Stadttheater-Intendanten Dietmar Pflegerl und Josef Köpplinger.
Welche Beziehung haben Sie persönlich zu Klagenfurt?
Ich war sicher schon dreizehnmal hier, weil ich mittlerweile Freundschaften geschlossen habe. Ich habe in Klagenfurt viele tolle Menschen getroffen.
Sie waren in mehr als 350 Film- und Fernsehrollen zu sehen. Stehen Sie lieber vor der Kamera oder auf der Theaterbühne?
Ein schwieriges Thema. Die Mutter ist für mich das Theater, aber es gibt so viele wunderbare Filme. Vor allem bei den Kinderfilmen, in denen ich mitspielte, konnte ich die Mauer durchbrechen, nicht nur lustige, sondern auch sehr ernste Rollen zu spielen. Ich will den Kindern etwas mitgeben und sehe mich ein wenig als ihr Lehrer
Einen großen Teil Ihrer Arbeit haben Sie Kindern gewidmet – als Kinderbuchautor und mit eigenen Fernsehformaten. Was fasziniert Sie an der Arbeit mit Kindern?
Als ich sechs Jahre alt war, kam eine Mutter aus unserer Nachbarschaft ins Krankenhaus. Zu dieser Zeit nahm ich Kasperlpuppen, um ihre Kinder zu unterhalten – und das gefiel mir. Ich klaue mir die Hoffnung von den Kindern, sie sind einfach unbeschwerter und haben eine Neugier auf alles, was in der Welt gut ist. Mit Kindern arbeite ich auch an Schulen bei Theaterprojekten und vielem mehr.
Sind Kinder leichter zu begeistern, als Erwachsene?
Ja, weil sie Lust haben, zuzuhören, wenn man ihnen etwas Ehrliches erzählt. Bei Erwachsenes ist das auch so, aber die müssen zuerst immer ihre Probleme ablegen, bevor sie sich z. B. dem Inhalt eines Theaterstücks wirklich öffnen können.
Spielt Humor in Ihrem Leben eine Rolle?
Lachen ist die beste und gesündeste Erholung für Körper und Geist
Mit 28 Jahren sind Sie aus der ehemaligen DDR in den Westen geflüchtet. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Ich gewann 1966 den Chanson-Preis von Radio DDR, der mir Gastspiele im Ausland ermöglichte. Im Prager Frühling 1968 bin ich einfach nicht mehr zurückgekehrt. Es waren ungewisse Zeiten. Dreizehn Leute wussten von meinen Fluchtplänen, alle haben dicht gehalten. Das war nicht selbstverständlich wegen der Stasi-Überwachung. Nicht einmal mein Bruder wusste Bescheid. Das Glück war und ist auf meiner Seite.
Was bedeuten Ihnen Ihre Auszeichnungen, darunter das Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst?
Sie würdigen meine Arbeit. Ich nehme sie als Ansporn, um weiterzuarbeiten. Besonders ehren mich die Auszeichnungen aus Österreich, weil ich hier auch Wurzeln habe. Mein Ur-Ur-Urgroßvater war um 1840 Illuminator am Theater an der Wien.
Als Fotograf hatten Sie zahlreiche Ausstellungen, wie in Wien oder New York. Gibt es etwas, dass Sie unbedingt noch fotografieren wollen?
Mit 60 Jahren war ich das erste Mal tauchen. Ich möchte unbedingt einmal Unterwasser-Fotos machen.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Ich spiele auf jeden Fall weiter, neben der Rolle jetzt in Klagenfurt habe ich noch eine Veranstaltung in Wien und einige weitere Engagements. Meine Erholungsphasen dauern allerdings länger als früher. Ich schlafe mehr. Privat bin ich sehr gern auf Bali und gehe außerdem meiner Leidenschaft, der Philosophie, nach.
ZUR PERSON
Erich Schleyer wurde 1940 in Dresden geboren und flüchtete im "Prager Frühling" 1968 aus der ehemaligen DDR in den Westen.
Im Laufe seiner Karriere spielte Erich Schleyer unter anderem mehr als 350 Film- und Fernsehrollen.
Schleyer ist Schauspieler, Autor und Fotograf. Er moderierte außerdem mehrere Jahre seine eigene Kindersendung "Erichs Chaos" im österreichischen Fernsehen.
ZUR SACHE: TERMINE
Musical Victor/Victoria im Stadttheater Klagenfurt mit Erich Schleyer und Ann Mandrella
März: Premiere Donnerstag, 26. März, 19.30 Uhr, weiterer Termin Dienstag, 31. März, 19.30 Uhr
April: 2., 8., 10., 11., 15., 17., 21., 23., 25., jeweils um 19.30 Uhr und 26., 15 Uhr
Mai: 8., 16., 17. (15 Uhr), 19., 23., 26., 28., 29., 19.30 Uhr
Weitere Infos und Karten im Internet auf
http://www.stadttheater-klagenfurt.at/de/produktionen/victor-victoria/
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